Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

SV Atlas Delmenhorst „Es war eine intensive Zeit“

Torwart David Lohmann gehört dem Fußball-Oberligist seit dessen Neugründung an. Zum Ende der Saison wird er ihn nach sieben Jahren verlassen - aus privaten, beruflichen, aber auch sportlichen Gründen.
25.01.2019, 16:27 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Nico Nadig

Herr Lohmann, zum Ende der aktuellen Saison werden Sie den Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst nach sieben Jahren verlassen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

David Lohmann: Also die Hauptgründe sind private und berufliche. Ab dem 1. März fange ich bei einer neuen Arbeitsstelle an und im Juli werde ich Vater. Das sind so die Hauptgründe. Ich habe schon Bock auf Fußball, aber wir trainieren bei Atlas viermal pro Woche. Das ist dann nicht mehr für mich zu machen. Dreimal Training pro Woche wäre für mich das Maximum. Und dann kommen ja auch noch die weiten Auswärtsfahrten am Wochenende hinzu.

Wie schwer ist Ihnen diese Entscheidung gefallen, haben Sie schon länger mit dem Gedanken gespielt?

Zu Hause habe ich viel mit meiner Verlobten gesprochen. Bei ihr war der Tenor, vielleicht im Verein zu bleiben. Aber wenn ich bei Atlas aufhöre, dann komplett. Und vielleicht sind mal ein, zwei Jahre ohne den Verein auch ganz gut. Das war eine intensive Zeit.

Hat es eine Rolle gespielt, dass Sie in der vergangenen Saison Ihren Stammplatz gleich nach dem ersten Spiel in der Oberliga verletzungsbedingt an Florian Urbainski verloren haben?

Gegen den TuS Sulingen habe ich mich in der ersten Halbzeit verletzt, das Spiel aber noch komplett durchgespielt. Nach meinem Innenbandanriss im Knie habe ich einfach weitertrainiert, aber nicht mehr die Chance bekommen. Es ist also auch eine sportliche Entscheidung. Wenn ich wechsel, möchte ich bei meinem neuen Verein aber auch keinen Freifahrtschein, weil ich von Atlas komme. Ich will mich durchsetzen.

Als zweiter Torwart bekommt man nur wenige Chancen, sich zu beweisen und muss auf Fehler der Nummer eins hoffen. Wie geht man mit dieser Rolle um, vergeht einem da auch manchmal die Lust?

Lust auf Fußball habe ich immer. In den Jahren zuvor war es immer so, dass Benno (Florian Urbainskis Spitzname, Anmerkung der Redaktion) mal ein paar Unsicherheiten hatte und der Trainer mich dann reingestellt hat. Es ist schade, dass ich nie wegen meiner Leistungen raus musste, sondern aufgrund von Verletzungen. Die sind die Hauptgründe, warum ich meinen Posten als Nummer eins verloren habe. Aber ich bin auch niemand, der schlechte Laune verbreitet, ich probiere eher, positive Stimmung reinzubringen. Aber klar ist auch, dass ich nicht zufrieden bin, wenn ich nur auf der Bank sitze.

Blicken Sie trotzdem zufrieden auf diese und die vorherige Saison zurück?

Als Verein können wir zufrieden sein. Für mich waren der Sieg im Kreispokal mit der Zweiten und der Aufsteig in die Oberliga die sportlichen Highlights. In der Landesliga habe ich ja auch die letzten Spiele gemacht, nur das Entscheidungsspiel gegen den VfL Wildeshausen wegen einer Gehirnerschütterung verpasst. Das lief alles in die richtigen Bahnen, nur dann kam der Innenbandriss im Knie.

Was haben Sie sich jetzt für die verbliebenen Spiele vorgenommen?

Ich werde mich genauso reinhängen wie vorher. Es wäre natürlich schön, Atlas am Ende der Saison als Nummer eins zu verlassen. Aber Benno hat das jetzt die letzten anderthalb Jahre echt gut gemacht. Er hat konstant seine Leistungen gebracht. Da ist es schwierig, einen Torwartwechsel zu rechtfertigen. Und wenn er das gut macht, bin ich der Letzte, der sich ärgert. Es ist eine Floskel, aber der Erfolg steht über allem.

Der SVA hat im Dezember mit Olaf Blancke einen neuen Trainer bekommen. Gibt es jetzt nochmals ein Rennen um den Platz zwischen den Pfosten?

Keine Ahnung, das weiß ich nicht. Das Gespräch haben wir noch nicht gehabt. Ich stufe mich nicht schlechter als Benno ein, aber ich weiß nicht, wie der Trainer das sieht. Und ich weiß auch nicht, ob er das alleine entscheidet oder Meinungen beziehungsweise Empfehlungen bekommt. Ich werde einfach genauso weitertrainieren.

Wenn Sie sich zum Ende der Saison verabschieden, was wird Ihnen vermutlich durch den Kopf gehen? Was sind besondere Erinnerungen?

Die ganzen Aufstiege und die Feiern nach den Spielen mit den Jungs. Sportlich war das Relegationsspiel gegen Wilhelmshaven zur Bezirksliga besonders. Für mich persönlich waren außerdem die Partien gegen Werder Bremen Highlights. Und natürlich die Dokumentation. Ich habe die zu Hause und schaue da immer mal wieder gerne rein.

Welche Rolle haben die Fans für Sie gespielt? Gewissermaßen sind Sie ja auch ein Fanliebling.

Dieser Support ist hier im Umkreis einmalig. Wie die Fans immer alle mitreisen. Egal, wo ich auch hinwechseln werde, so viele Fans wird der Verein nicht haben. Das wird vermutlich auch eine gewisse Umgewöhnung. Das Besondere ist ja auch, dass alles relativ eng ist. Mit vielen Fans bin ich befreundet. Immer noch bin ich der einzige Spieler, der von Anfang an dabei war und alles mitgemacht hat. Ob ich aber Fanliebling bin, weiß ich nicht.

Sie wollen weiter Fußballspielen. Warum ist die Atlas-Reserve keine Option für sie?

Wenn ich weiter Fußball spiele, wonach es derzeit ausschaut, dann suche ich mir auch eine Herausforderung. Ich will nicht komplett unterklassig kicken. Ich suche einen Verein, der Ambitionen hat. Seit gestern haben mich um die sieben Trainer angerufen. Es ist gut möglich, dass schnell eine Entscheidung fällt, wenn der richtige Verein anklopft. Ein oder zwei Klubs habe ich im Hinterkopf. Ob ich bei einem Kreisligisten mit Ambitionen, einem Bezirksligisten oder Landesligisten unterkomme, muss man gucken. Der Unterschied zwischen Ober- und Landesliga ist schon von den Fahrten her immens. Und irgendwann wird es zu professionell. Ich bin jetzt in einem Alter, wo ich kein Profi mehr werde. Für mich geht es darum, Spaß zu haben.

Sie sind seit der Neugründung dabei. Haben damals angeblich Ihre Zusage auf einem Bierdeckel gegeben. Jetzt können Sie es ja verraten, stimmt diese Geschichte?

Das angeblich können Sie streichen, die Geschichte stimmt. Ich habe Tammo Renken damals das erste Mal richtig persönlich getroffen und er hat mir die ganze Geschichte erzählt. Beim Fasching in Ganderkesee habe ich dann auf dem Bierdeckel unterschrieben. Ganz ehrlich: Vor sieben Jahren habe ich gesagt, dass wir in der Oberliga spielen werden. Von Jahr zu Jahr wurde das realistischer und auf einmal hatten wir es gepackt. Ich habe mal gesagt, dass ich ein Spiel in der Oberliga mache und danach aufhöre. Jetzt habe ich zwei. Ich weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll (lacht).

Das Gespräch führte Nico Nadig.

Zur Person

Zur Person

David Lohmann (30)

gehört seit der Neugründung des SV Atlas zum Kader der ersten Mannschaft. 107-mal stand er für die Blau-Gelben zwischen den Pfosten. Zum Ende der Saison verlässt er den Verein aus privaten und beruflichen Gründen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)