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Tuchel geht im Sommer Der FC Bayern hat nicht nur ein Trainerproblem

Die Trainerfrage beim FC Bayern ist ein Dauerthema. Mit Thomas Tuchel endet ein weiteres Kapitel. Die verzweifelten Trainersuchen zeugen auch von der inneren Zerrissenheit der Bosse, meint Jean-Julien Beer.
21.02.2024, 21:26 Uhr
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Der FC Bayern hat nicht nur ein Trainerproblem
Von Jean-Julien Beer

Als der FC Bayern im März 2023 Thomas Tuchel als Trainer präsentierte, wussten fachkundige Beobachter: Das wird spannend und unterhaltsam. Der eigenwillige und beratungsresistente Fußball-Lehrer im Klub der bayerischen Super-Egos? Auf die Idee musste man erst einmal kommen. Nur elf Monate später ist nun klar, dass dieses Schauspiel zu Ende geht: Am Mittwoch gaben der FC Bayern und Tuchel bekannt, dass sie ihre Beziehung nach der Saison beenden.

Damit muss Deutschlands bedeutendster Fußballverein wieder auf Trainersuche gehen. Diese Nachricht verbreitete sich rund um den Erdball. Bayern München ist nun einmal der einzige „Global Player“ im deutschen Fußball, und deshalb gilt: Wenn es beim Weltverein von der Isar schlecht läuft, schadet das immer auch dem Ruf der Bundesliga und wirkt sich auf die Nationalmannschaft aus. Es ist kein Zufall, dass es beim Nationalteam nicht mehr läuft - die Mannschaft besteht zum größten Teil aus Münchner Spielern.

Das Auswählen und Behalten eines geeigneten Trainers gehört schon lange nicht mehr zur Kernkompetenz des Rekordmeisters: Nach Pep Guardiola, der drei Jahre in München durchhielt, aber in dieser Zeit nicht wie erhofft die Champions League gewann, verschliss der FC Bayern sechs Cheftrainer in nicht mal acht Jahren. Der siebte wird jetzt gesucht. Der teuerste Flop war Julian Nagelsmann, der für eine Rekordablöse von 20 Millionen Euro vom Konkurrenten RB Leipzig weggekauft wurde.

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An den verzweifelten Trainersuchen lässt sich die Zerrissenheit der Bayern-Bosse ablesen: Mal soll es ein junger Wilder wie Nagelsmann sein, zuletzt der erfahrenere Tuchel, mal ein Weltstar wie Guardiola oder Carlo Ancelotti, und mal wurde es einfach der eigene Co-Trainer Hansi Flick – der mit sechs Titel in einem Jahr das beste Ergebnis einfuhr. Wofür wollen die Bayern stehen? Mehr Tegernsee oder mehr Übersee, diese Frage ist ein Dilemma. Die Bundesliga zu dominieren, ist ihnen zu wenig. Sie schielen auf die Wachstumsmärkte in Asien oder Amerika, dort konkurrieren sie mit Real Madrid oder Manchester City. Das große Aber holt sie im Alltag ein: Dieser FC Bayern dominiert nicht mal mehr die Bundesliga.

Auch durch die Flickschusterei auf dem Trainerposten ist ein teurer Kader entstanden, der mehr Trainer verschleißt als Titel gewinnt. Die Mannschaft wirkt merkwürdig seelenlos, wie eine Ansammlung von Legionären, die das berühmt-berüchtigte „Mia san Mia“ nicht verkörpern. Doch ohne diese FC-Bayern-DNA sind die Münchner nur eine Fußballmannschaft wie viele andere, aktuell in der Tabelle einsortiert zwischen Leverkusen und Stuttgart, international besiegt vom Achten der italienischen Liga, Lazio Rom. Teure Stars ergeben eben noch keine Mannschaft. Doch gerade durch Teamgeist, Leidenschaft und unermüdlichen Willen wurde der FC Bayern zu einem Spitzenklub und einer weltweit strahlenden Marke. Aktuell fehlt die Mannschaft dafür. Und nun auch der Trainer.

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Da half es nicht, 100 Millionen Euro für Stürmer Harry Kane zu bezahlen. Um in der Liga acht Punkte hinter Leverkusen zu stehen und im Pokal am Drittligisten Saarbrücken zu scheitern, da hätte es locker Niclas Füllkrug getan, über den die Bayern nachdachten. Der wäre 85  Millionen Euro billiger gewesen. Vor wenigen Wochen gewann Werder 1:0 in München – mit den unerfahrenen Nick Woltemade und Justin Njinmah in der Startelf gegen Harry Kane. Für Bremen war das mega, für Bayerns Millionen-Kader war es peinlich.

Viele Bayernspieler sind offenkundig nicht geeignet, die Fußstapfen ihrer erfolgreichen Vorgänger auszufüllen. Weder in München noch im Nationalteam. Auch daran scheiterte Tuchel. Und auch das muss korrigiert werden. Anfangs war Tuchel noch „schockverliebt“ in seine Mannschaft, was er ausgerechnet nach einer Niederlage sagte. Geblieben ist auf beiden Seiten keine Liebe, nur der Schock.

Der neue Trainer muss für erfolgreicheren Fußball und eine bessere Atmosphäre bei Deutschlands wichtigstem Klub sorgen. Gerne würden die Bayern ihren früheren Spieler Xabi Alonso als Trainer verpflichten, der mit Leverkusen auf Meisterkurs ist. Den Trainer des ­ärgsten Konkurrenten zu umwerben und dadurch mal eben Unruhe in Leverkusen zu stiften – da erkennt man sie noch, die Bayern-DNA.

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