Mit zwei Punkten und einem Tor Rückstand auf den TuS BW Lohne ist der SV Atlas Delmenhorst am 28. Mai in den letzten Spieltag der Fußball-Landesliga-Saison gegangen. Während der bereits abgestiegene VfL Wildeshausen in der Delme-stadt gastierte, musste Lohne beim SV Bad Rothenfelde antreten. Ein Sieg hätte den Lohnern die Meisterschaft und damit den Aufstieg beschert. Nach Abpfiff in Delmenhorst – die Blau-Gelben gewannen ihre Partie mit 5:1 – lief das Parallelspiel noch. SVA-Teammanager Bastian Fuhrken hielt Telefonkontakt mit Rothenfelde, um ihn herum auf dem Rasen des Delmenhorster Stadions hatte sich eine Menschentraube gebildet. Für den DELMENHORSTER KURIER war Redakteur Patrick Hilmes dabei. Er beschrieb in der Ausgabe vom 29. Mai die Szenen wie folgt:
„Da stehen sie im Kreis, sämtliche Spieler, Trainer, Betreuer, Verantwortliche des SV Atlas Delmenhorst. In ihrer Mitte dreht sich permanent der Teammanager, Bastian Fuhrken, um die eigene Achse. Er telefoniert. Alle anderen sind still, nur vereinzelt ist zu hören: „Ich halt das nicht aus“ oder „Pfeif‘ da doch endlich ab“. Sekunden werden gefühlt zu Minuten, zu Stunden, zu Tagen, zu Wochen. Die Spannung im Delmenhorster Stadion ist spürbar, beinahe schon erdrückend. Alle warten gebannt auf ein Zeichen, eine Geste, ein Wort von Bastian Fuhrken. Auf der anderen Seite der Leitung ist Martin Lemp, der Teammanager des SV Bad Rothenfelde. Er erzählt Fuhrken, was in Bad Rothenfelde, wo der TuS Blau-Weiß Lohne spielt, passiert. Plötzlich reißt Fuhrken den Arm hoch und brüllt lautstark: „Jaaaaaaaaa.“ Und dieser Schrei vermischt sich mit Hunderten weiteren Schreien. Alle Spieler, Trainer, Betreuer, Verantwortlichen und Fans jubeln, alle rennen los, suchen sich wieder, fallen sich in die Arme, bilden einen Haufen auf dem Rasen, schwingen die Fahnen, spritzen mit Bier und Wasser. Alle sind einfach völlig aus dem Häuschen. Denn dieser Sonntagnachmittag war kein x-beliebiger Sonntagnachmittag. Dieser Sonntagnachmittag war der wohl nervenaufreibendste, spektakulärste, schlimmste und zugleich glücklichste sowie erlösendste Sonntagnachmittag für den SV Atlas Delmenhorst überhaupt in seiner Vereinsgeschichte. Denn wer sich ein Saisonfinale ausmalen würde, der würde sich genau ein solches Saisonfinale ausmalen – zumindest, wenn man Fan des SV Atlas ist. Dank des Heimsieges gegen den VfL Wildeshausen und dem gleichzeitigen 3:3 des TuS Blau-Weiß Lohne beim SV Bad Rothenfelde sind die Delmenhorster Landesliga-Meister und zugleich Oberliga-Aufsteiger.“
Nichts für schwache Nerven
Knapp 1500 Zuschauer wollten das Saisonfinale des SVA gegen den VfL Wildeshausen live mitverfolgen. Atlas signalisierte von Beginn an, dass es an diesem Tag nur einen Sieger geben kann. Bereits in der zehnten Minute fiel durch einen abgefälschten Schuss von Musa Karli das 1:0 für Atlas. Zu diesem Zeitpunkt stand es noch 0:0 in Rothenfelde. Das hätte ein Entscheidungsspiel nach sich gezogen, da Lohne und Atlas genau punkt- und torgleich gewesen wären. Doch dazu sollte es nicht kommen.
Um 15.21 Uhr brach Jubel auf der Tribüne aus, die Atlas-Fans hatten die Nachricht erhalten, dass Rothenfelde in Führung gegangen ist. Zur Halbzeit führten sowohl die Delmenhorster als auch die Rothenfelder. „Das war einfach unglaublich. Zur Pause steigen wir auf, fünf Minuten nach der Pause ist Lohne plötzlich wieder vor uns. Einfach nur verrückt“, schilderte Bastian Fuhrken. Innerhalb weniger Minuten hatte sich das Blatt erst mal gewendet: Sowohl Wildeshausen als auch Lohne hatten den Ausgleich erzielt. In der Folge machten die Blau-Gelben alles klar, zogen schnell auf 4:1 davon (76.). Doch auch Lohne traf und führte damit 3:2. Damit wäre für Atlas nur die Vizemeisterschaft geblieben. Doch die Führung hielt nicht lange, Rothenfelde erzielte in Minute 83 das 3:3. Nach Abpfiff in Düsternort brandete lediglich gehemmter Beifall auf. Noch galt es abzuwarten. Was passierte in Lohne? Das Handy war nach Abpfiff der beste Freund. Und dann die Geste von Bastian Fuhrken.
Noch drei Wochen vor Saisonende hatte es nicht nach einem Durchmarsch der Delmenhorster von der Bezirks- in die Oberliga ausgesehen. Die Elf von Trainer Jürgen Hahn verlor mit 0:2 beim Tabellendritten SC Melle. Am vorletzten Spieltag ging es dann zum direkten Konkurrenten Blau-Weiß Lohne. Durch ein 1:1 blieben die Delmenhorster lediglich in Lauerstellung und hatten es nicht selbst in der Hand. Der Rest ist Geschichte.