Zum ersten internen deutschen Kräftemessen ist es gleich in der Runde der besten 32 Teams zwischen Karla Borger/Julia Sude (Stuttgart) und Kim Behrens/Cinja Tillmann (Münster) gekommen. Die beiden Teams trafen am Mittwoch auf dem Center Court am Hamburger Rothenbaum aufeinander. Borger, Vizeweltmeisterin von 2013, und ihre neue Partnerin Sude haben alle drei Gruppenspiele gewonnen. Behrens/Tilmann hingegen hatten nur knapp die direkte Qualifikation verpasst, nachdem sie in einem engen Match gegen Kanada (Heather Bansley und Brandie Wilkerson) 1:2 (21:14 ,19:21, 13:15) verloren. Als beste Gruppendritte qualifizierten sie sich dennoch für die nächste Runde.
Starkes deutsches Match auf Augenhöhe
Die Außenseiterrolle schien also geklärt. Doch tatsächlich bot sich bereits im ersten Satz ein Match auf Augenhöhe, wo beide Teams um jeden Ball kämpften und Aufschläge mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde ins Spiel brachten. Satz eins ging knapp mit 19:21 an Behrens/Tillmann. „Das Kim Behrens hier in Führung geht, ist schon eine kleine Überraschung“, kommentierte Julius Brink, ehemaliger Beachvolleyball-Olympiasieger, zum Ende des Satzes.
Der zweite Satz wurde gerade zu Beginn vor allem durch das Beach-Duo Borger/Sude dominiert, nachdem Karla Borger das Heft in die Hand nahm und auch mit gut platzierten kurzen Aufschlägen punktete. Julia Sude hingegen fand zu Beginn den Rhythmus weder im Aufschlag noch im Block, wie die TV-Kommentatoren mehrfach betonten. Behrens/Tillmann gaben aber niemals auf und kämpften sich immer wieder ran. „Die beiden machen Spaß, weil sie sehr unbekümmert sind. Sie schauen immer nach vorne und machen das Beste aus ihrer kurzen gemeinsamen Zusammenspielzeit“, so TV-Kommentator Wilfried Hark über das Beachduo Behrens/Tillmann, die erst seit Februar zusammenspielen. Die beiden variierten immer wieder in ihren Angriffen und machten es den Favoriten schwer. Am Ende schafften Borger/Sude aber den Satzausgleich mit 21:17. Für Behrens/Tillmann ist das Turnier im Hamburger Rothenbaum zudem ein Debüt, während Borger/Sude bereits entsprechende Erfahrungen vor großer Kulisse sammeln konnten.
Der dritte und entscheidende Satz wird nur bis 15 gespielt. „Das, was sie hier spielen, ist erstklassiger Beachvolleyball“, so Julius Brink während des dritten Satzes. Immer wieder brachten die jüngeren Behrens/Tillmann mit Überkopf-Pässen den gegnerischen Blocker in Bewegung. Bei dem spannenden Spiel schien es auch für die Zuschauer schwierig, sich auf eine Seite zu schlagen. Am Ende siegte knapp das Favoriten-Duo Borger/Sude mit 15:13. Karla Borger und Julia Sude stehen damit als erstes deutsches WM-Duo im Hamburger Achtelfinale.
Nach überzeugenden Vorstellungen in der Gruppenphase konnten die 30 Jahre alte Abwehrspielerin Borger, die 2013 mit Britta Büthe schon Vizeweltmeisterin war, und ihre ein Jahr ältere Blockspielerin Sude die Anspannung nie ganz ablegen. "Wir hatten Sand im Getriebe. Und es kam mental viel zusammen", beschrieb Sude den eigenen Auftritt. Mit Erfahrung und Cleverness rettete sich das Team vor rund 9000 Fans aber noch. "Wir sind total erleichtert", sagte Sude. "Großes Kompliment an Kim und Cinja", ergänzte Sude. "Schade, dass wir uns nicht belohnt haben", bemerkte die enttäuschte Behrens.
Die 26 Jahre alte Polizei-Kommissarin, die für den Profisport vom Dienst freigestellt ist, und Tillmann (27) hatten sich mit guten Ergebnissen noch mit ihren Ex-Partnerinnen das WM-Ticket verdient. Auf dem Center Court zeigten sie viel Gegenwehr. "Die schwierigste Aufgabe ist, sich in Drucksituationen während des Turniers kennenzulernen, das kann man im Training nicht simulieren", erklärte Sude.
Mehrere deutsche Damen-Beachteams scheiden aus
Kim Behrens ehemalige Partnerin Sandra Ittlinger und ihre Partnerin Chantal Laboureur mussten am Mittwoch gegen die US-Amerikanierinnen Sponcil/Claes aufschlagen. Ittlinger war im Rahmen der Rotation im deutschen Frauen-Beachvolleyball zu Chantal Laboureur gewechselt. Ausgelöst wurde die Partnerwechsel durch das verletzungsbedingte Karriereende von Olympiasiegerin Kira Walkenhorst.

Sandra Ittlinger und Chantal Laboureur (rechts) in Aktion auf dem Center Court.
Chantal Laboureur und Sandra Ittlinger scheiterten am Mittwoch in der ersten K.o.-Runde mit 1:2 (21:19, 19:21, 10:15) an den US-Amerikanerinnen Kelly Claes und Sarah Sponcil. Dabei hatte das Nationalteam aus Stuttgart und Berlin nach gewonnenem ersten Satz im zweiten Durchgang schon mit 18:14 geführt.
Knapp mit 1:2 (22:24, 21:19, 14:16) verloren Leonie Körtzinger und Sarah Schneider (Hamburg) gegen die favorisierten Schweizerinnen Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré. Das deutsche Perspektivteam lag im ersten Satz schon mit 19:12 vorn, musste ihn aber noch abgeben und vergab dann im Tiebreak einen Matchball.
Victoria Bieneck und Isabel Schneider (Hamburg) blieben gegen die Niederländerinnen Marleen Van Irsel und Joy Stubbe beim 0:2 (19:21; 12:21) ohne Chance.
Ludwig/Kozuch verlieren gegen US-Team Hughes/Summer
Laura Ludwig und Margareta "Maggie" Kozuch hatten am Mittwoch im Sechzehntelfinale gegen die Amerikanerinnen Summer Ross/Sarah Hughes ebenfalls kein gutes Händchen. Das US-Duo konnte bisher einen Sieg auf der Welttour beim Vier-Sterne-Turnier in Moskau 2018 als größten Erfolg vorweisen, nun schlagen sie Ludwig/Kozuch in zwei Sätzen. Der zweite Satz ging mit 12:21 verloren, im ersten war das deutsche Team mit 15:21 unterlegen.
In ihrer Gruppe hatten sich Ludwig/Kozuch noch den Spitzenplatz gesichert. Das prominente deutsche Nationalteam, das ein halbes Jahr nach seiner Neugründung noch um Stabilität ringt, bezwang zum Vorrundenabschluss die Außenseiter Tochukwu Nnouruga und Francisca Ikhiede aus Nigeria ohne Probleme mit 2:0 (21:10, 21:9) und brauchte dazu lediglich 33 Minuten. (mit dpa)
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