Nachdem er sich vom klassischen Gewichtheben verabschiedet hatte, purzelten nun bei Uwe Berends aus Lemwerder nur so die nationalen Rekorde. Bei den deutschen Meisterschaften im Kraftdreikampf in Dortmund holte der 49-Jährige die Titel in allen drei Einzel-Disziplinen. Im Bankdrücken stellte Berends mit 150 Kilogramm eine neue Bestmarke in seiner Altersklasse M 2 (bis 50 Jahre) in der Gewichtsklasse bis 125 Kilogramm auf. Die 220 Kilogramm im Kniebeugen-Wettbewerb bedeuteten sogar den deutschen Rekord in allen Altersklassen. Die 190 Kilogramm im Kreuzheben langten auch ganz ohne Rekord zum Titel.
Die deutschen Meisterschaften wurden von der German-Drug-Free-Powerlifting Federation (GDFPF) durchgeführt. Das „Drug-Free“ wurde nicht nur zufällig in den Namen aufgenommen. „In diesem Verband wird sehr viel Wert auf sauberen Sport gelegt“, betonte Uwe Berends. Alleine in Dortmund seien 15 Athleten auf mögliches Doping getestet worden, informierte Berends. „Meine Beweglichkeit ist nicht mehr so gut wie früher. Das reicht deshalb nicht mehr fürs Gewichtheben. Ich habe aber viel zu viel Ehrgeiz, als dass ich gar nichts mehr machen würde“, teilte Uwe Berends mit. Annähernd 25 Jahre war der Kraftwerksmeister Gewichtheber bei den Freien Turnern (FT) Blumenthal. Dann war erst einmal Pause. „Ich habe nur noch ein bisschen für mich selbst vor mich hin trainiert“, schildert Berends. Das sei ihm aber auf Dauer zu langweilig gewesen.
„Strongman“ Uwe Hembold habe ihn dann auf die Möglichkeit des Kraftdreikampfes aufmerksam gemacht. „Die Kniebeugen gab es auch schon beim Gewichtheben. Da musste ich mit dem Gewicht allerdings nicht so hoch“, informierte Berends. Nun komme es mehr auf Kraft an. Während die Langhantel auf einem Gestell liegt, geht der Sportler bei der Kniebeuge darunter, legt sie auf den Kapuzenmuskel und umfasst sie mit den Händen. Nun löst er die Langhantel aus dem Gestell und tritt einen Schritt zurück. Dann wird die Kniebeuge durchgeführt, indem der Aktive mit der Belastung durch die Hantel in die Hocke geht und sich danach wieder aufrichtet.
Bei den Kniebeugen traten nur zwei Konkurrenten in der Altersklasse von Uwe Berends an. „Ich habe aber auch die anderen Altersklassen gleich mitgewonnen“, freute sich der Lemwerderaner. Der Kraftdreikampf sei am ehesten mit dem olympischen Zweikampf beim Gewichtheben aus Reißen und Stoßen vergleichbar. Ziel sei es, größtmögliche Lasten zu bewältigen. Auch wenn eine gute Technik sehr wichtig sei und dieser im Training große Aufmerksamkeit gelte, zähle im Wettkampf nur die Höhe des Gewichts, ergänzte Berends.
Beim Bankdrücken maßen ein ganzer Schwung voll Kontrahenten ihre Kräfte. „Mein härtester Konkurrent ist ein bisschen zu hoch rangegangen. Danach war ich dann auch hier deutscher Meister“, sagte Uwe Berends. Im Kreuzheben machte der Mann aus Lemwerder seinen Titel-Hattrick perfekt. Das Kreuzheben ist eine Kraftübung, bei der ein auf dem Boden liegendes Gewicht aus einer vornübergebeugten, stabilen Position heraus hochgehoben wird. Hier war Berends mit 190 Kilogramm nicht zu bezwingen. Damit wäre er auch als Favorit in den Kraftdreikampf des nächsten Tages gegangen, bei dem die Ergebnisse aller drei Einzel-Disziplinen zusammengerechnet wurden. Berends war aber beruflich verhindert.
Gerne hätte Uwe Berends seinen Sport auch wieder in einem Verein wie in Blumenthal betrieben. „Ein Klub muss aber einen Jahres-Beitrag in Höhe von 1000 Euro an den Verband entrichten. Das ist den Vereinen zu viel“, ließ der derzeit 121 Kilogramm schwere Athlet wissen. Deshalb sei Berends vereinslos. Selbst zahle er nur 40 Euro im Jahr an den Verband, um an den Wettkämpfen teilnehmen zu können. „Dafür bekomme ich aber eben auch keine Trainingsmöglichkeiten von einem Klub gestellt“, gab Berends zu bedenken.
Der Rekordler trainiert seit etwa eineinhalb Jahren in einem Delmenhorster Fitnessstudio. „Dieses hatte aber am Anfang noch gar nicht die Geräte, die ich für meinen Sport benötige“, sagte Uwe Berends. Dieses habe sich aber mittlerweile geändert. Erst seit Januar arbeitete der Schichtarbeiter gezielt auf Wettkämpfe hin. Aufgrund einer guten Vorbereitung habe er sich dann auch gleich die deutschen Meisterschaften zugetraut, so Berends. Um bei Wettkämpfen in der Gewichtsklasse bis 125 Kilogramm starten zu können, hungerte sich Berends von 134 auf 121 Kilogramm herunter „Das hat mich viel Kraft gekostet“, versicherte der Aktive, der noch weiter abspecken möchte.
„Mein Plan ist es, noch eine Gewichtsklasse herunterzugehen“, teilte Berends mit. Dafür müssen nun noch weitere elf Kilogramm purzeln. Berends trainiert vier- bis fünfmal in der Woche. Mit seinen Titeln bei den Deutschen Meisterschaften qualifizierte er sich auch für die Europameisterschaften in Amsterdam im September.