In einem Polizeistaat zu leben, ist schlimm. Ich will da jetzt nicht weiter darauf eingehen, aber glauben Sie mir bitte einfach. Ich weiß das. In Paris wimmelt es derzeit nur so von Polizisten. Oft schwer bewaffnet. Weiß nicht, ob ich jemals mehr an einem Ort gesehen habe. Als ob zwei Wochen lang nonstop so etwas wie das Nordderby im Fußball ausgetragen würde. An jeder Ecke, an jeder Kreuzung begegnen einem die blauen Uniformen – und das ist gut so. Safety first, das ist oberstes Gebot für die Spiele, allein bei der Eröffnungsfeier sollen 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz gewesen sein.
Auf dem Weg zum Stade de France gehe ich an unzähligen Polizeiwagen vorbei, und mir kommt eine prima Idee für diese Kolumne, wie ich denke. Ich frage mal einen Uniformierten, wie er seinen Olympiaeinsatz so findet. Wo er so herkommt, wie ihm die verhängte Urlaubssperre so schmeckt. Solche Sachen. Insgesamt habe ich dann vier Beamte angesprochen. Die ersten drei haben mich jeweils freundlich zum Nächsten geschickt: Nee, ich darf nix sagen, der da darf was sagen zur Presse. Mit dem vierten habe ich mich dann unterhalten.
Wobei, unterhalten ist vielleicht nicht die passende Definition, allein schon wegen unseres Sprachniveaus. Ich so in Französisch: vier minus. Er so in Englisch: vier minus. Er gibt sich so Mühe, er sucht verzweifelt nach Vokabeln. Die vielen Polizisten seien da, damit kein Terror und keine Massenpanik ausbricht, verstehe ich. Ich merke: Das wird eher kein Gespräch über sein Gefühlsleben. Er kommt aus Paris, erfahre ich noch. Wie er heißt? Darf er nicht sagen, sagt er. Nummer 1288xxx, steht auf seiner Uniform. 1288 stimmt, xxx ist von mir. Ich kann ja hier nicht seine Identität preisgeben, wenn es ihm selbst verboten ist. Wie viele Polizisten hier rund ums große Stadion in Saint-Denis im Einsatz sind, kann er auch nicht sagen. Er sagt, er weiß es, aber er darf es nicht sagen.
Er ist wirklich sehr freundlich, ein Freund und Helfer. Meine ursprüngliche Idee, ein Foto von ihm und seiner imposanten Uniform nebst imposanter Knarre zu mache, verwerfe ich aber lieber.
