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Olympia-Kolumne "Moin Paris" In der Not hilft Holland

Unverhofft kommt oft, vor allem bei Olympia. Wie das holländische Fernsehen ein altehrwürdiges Pariser Café rettet, erzählt Olaf Dorow in seiner Olympia-Kolumne.
31.07.2024, 14:37 Uhr
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In der Not hilft Holland
Von Olaf Dorow

Straßencafès gehören zu Paris wie das Baguette in die Boulangerie, doch manchmal geht es ihnen nicht so gut, manchmal sind sie existenziell bedroht. Die Preise, die Konkurrenz, die Inflation. Bei mir um die Ecke im 11. Arrondissement, erzählt man hier im Viertel, ging es zuletzt der Brasserie "Le Charbon" ziemlich schlecht. Im Juni und auch in den ersten Juli-Wochen seien wenig bis keine Gäste aufgetaucht. Dabei macht das Charbon wirklich etwas her. Das Gebäude ist mehr als 150 Jahre alt. Es wurde hübsch restauriert, mit seinen historischen Wandmalereien bietet es eine Kulisse zum Hingucken und Fotomachen. Ich kann das definitiv bestätigen.

Die Rettung, zumindest die vorläufige, kam durch Olympia. Und durch Holland. Eigentlich durch beides, irgendwie. Das holländische Fernsehen fuhr vor einer Woche mit einem riesigen Lastwagen auf dem kleinen Platz neben dem Charbon vor. Es verwandelte Teile des Cafés in ein TV-Studio. Jeden Abend wird zwei Stunden live gesendet für eine Olympia-Show. Orange ist die Farbe der Stunde, die 60-köpfige Crew mit all den Kameraleuten, Redakteuren, Technikern, Moderatoren hat die Brasserie zu ihrer Kantine gemacht. Holländische Sportgrößen kommen als Studiogäste und locken noch mehr Oranje-Publikum an. Jeden Abend ist es rappelvoll. In der trubeligen Rue Oberkampf, und man darf sogar vermuten: Im gesamten 11. Arrondissement mit seinen unzähligen Lokalitäten ist das Charbon aktuell der heißeste Tipp.

Meine Vermieterin, eine Kollegin mit jahrzehntelanger Paris-Erfahrung, hat neulich den Kellner Wissam interviewt. Sinngemäß hat er gesagt: Prima Sache, das mit den Holländern. Dazu käme ein weiterer Olympia-Effekt: Weil viele Cafés rund um die Wettkampfstätten im Zentrum nur eingeschränkt öffnen dürfen, strömen Touristen zum abendlichen Aperitif gerne in die äußeren Bezirke, und eben auch sehr gern ins 11. Arrondissement. Die Niederländer auf jeden Fall.

Wie nett von den Niederländern. Und am Mittwoch klappte es auch endlich mit den ersten Medaillen für Holland. Gold und Silber im Rudern. Im Charbon präparierte man sich für einen heißen Abend.

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