Als ich neulich nach Hause kam, also in mein vorübergehendes Zuhause im 11. Arrondissement, lief auf "France2" Fußball. Frankreich gegen Guinea in Nizza, 61. Minute. Hab' ich natürlich geguckt, bei Guinea ist Naby Keita der Kapitän, manche Kollegen behaupten, er sei ein Werder-Star. Ich weiß nicht verlässlich, was in den ersten 61 Minuten der Partie mit Naby Keita gewesen ist. Laut Statistik hat er einmal aufs Tor geschossen. War auch drin, war aber abseits. Bis zu seiner Auswechslung in der 77. Minute war der Spieler mit der 8 auf dem Rücken ein paar Mal am Ball, ein paar Pässe waren dabei, mal genau, mal ungenau. Ein Dribbling? Nicht dabei. Ein Sprint? Nicht dabei. Ein Torschuss? Auch nicht. Guinea verlor 0:1.
Okay, Fernsehen aus, ab ins Bett. Aber diese Frage blieb doch im Kopf: Können sich Menschen so verändern? War das wirklich dieser Naby Keita? Gibt ja drei Keitas im Olympiakader Guineas. Schon klar, wir werden alle älter, ich war mit 20 die Treppe auch deutlich schneller runter als jetzt mit 60. Der Naby Keita, den ich abgespeichert hatte, Keita I quasi, war ein Superspieler von Red Bull Leipzig. Ich saß im Stadion 2016, ich darf das so definieren. Red Bull besiegte Werder 3:1, obwohl Werder eigentlich gut drauf war, Keita I, 21 Jahre alt, schoss per Supersolo das 1:0. Er ließ nach einem Pressschlag erst Grillitsch, dann Junuzovic, dann Gebre Selassie aussteigen, alles Nationalspieler. Und als Pointe umkurvte er schließlich auch noch Werder-Keeper Wiedwald. Keita II ist gerade mal 29. Aber irgendwie wirkte er in dieser zweiten olympischen Niederlage von Guinea wie, sagen wir mal: der 60-jährige Dorow im Vergleich zum 20-jährigen Dorow.
Das war jetzt natürlich ein bisschen übertrieben. Sorry dafür. Der Mann war lange verletzt, aber nun ja: Es hat schon Spieler gegeben, die nach langen Verletzungen gut wiederzuerkennen waren. Statt: leider nicht wiederzuerkennen. Sorry, aber was hat Werder da letztens für einen Transfer gemacht? Hätte ich bloß nicht "France2" eingeschaltet. Ich konnte erst spät einschlafen.