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Olympia 2024: Tischtennis Ex-Werderaner Assar schlägt Werderaner Gerassimenko

Tischtennis im Hexenkessel der Pariser "Arena Sud": Der frühere Bremer Omar Assar kommt mit dem Lärm besser zurecht als der aktuelle Werderaner Kirill Gerassimnko und dreht das Spiel
31.07.2024, 19:27 Uhr
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Ex-Werderaner Assar schlägt Werderaner Gerassimenko
Von Olaf Dorow

Das war zu viel des Guten. Kirill Gerassimenko, Werder-Profi aus Kasachstan, hatte wirklich schon viele Tischtennis-Turniere in aller Welt bestritten. Aber so laut habe er es noch nie erlebt. "Zu laut", sagte er. Er musste irgendetwas sagen nach diesem Spiel, das so etwas wie die Chance seines Lebens war. Er hatte am Montag in einer beeindruckenden Aufholjagd den Europameister Dang Qui besiegt, er war quasi in der Form seines Lebens – und nun stand er erstmals in seiner Karriere in einem olympischen Achtelfinale. Gegen einen Mann, den er bestens kennt: Omar Assar aus Ägypten. Assar stand vor sieben Jahren für eine Saison ebenfalls beim SV Werder unter Vertrag.

"Ich konnte nichts mehr verstehen, es steht 10:10, dann rollen die Bälle übers Netz oder gehen an die Kante", sagte Gerassimenko frustriert. Er beschrieb damit den Satz, in dem es kippte. Es war der dritte Satz, der aktuelle Werderaner führte gegen den Ex-Werderaner schon 2:0 nach Sätzen, und zwar nach einer souveränen Vostellung. "Kirill hat da Weltklasse gespielt", sagte Omar Assar hinterher dem WESER-KURIER. Doch diesen dritten Satz holte sich der Ägypter, mit 12:10. Den nächsten, in dem Gerassimenko wieder zunächst führte, holte er sich ebenfalls mit 12:10. Assar, fast zwei Köpfe größer, war gefühlt und mental gesehen jetzt drei Köpfe größer. Er gewann auch die beiden folgenden Sätze, den ersten noch knapp mit 11:9, den zweiten klar und deutlich mit 11:3. Er gewann das Duell mit 4:2 nach Sätzen. In der prall gefüllten Halle des riesigen Sportkomplexes "Paris Arena Sud" sank der Ägypter auf die Knie, schlug sich an die Brust und nahm den komplett niedergeschlagenen Gegner wie einen kleinen Bruder in den Arm. Gerassimenko hatte es schwer, Trost zu finden. Auch sein Vater, der als Trainer in der kasachischen Box stand, konnte da erst mal wenig machen.

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Dass es so höllisch laut war, hatte einen besonderen Grund. Parallel spielten am Nebentisch der junge Franzose Felix Lebrun und der erfahrene deutsche Spitzenspieler Dimitrij Ovtcharov. Die Halle bebte, der Begriff Hexenkessel war angebracht. Jeder Punkt des Franzosen wurde frenetisch bejubelt, Felix-Sprechchöre, Allez-les-Bleus- und Marseillaise-Gesänge kamen, immer wieder. Und weil die Partie solch einen dramatischen Verlauf nahm, wurde es auch für Gerassimenko und Assar immer noch lauter. Zunächst sah es nach einem glatten Durchmarsch des Franzosen aus, dann holte jedoch Ovtcharov nach Sätzen von 0:3 zum 3:3 auf. Den entscheidenden siebten Satz holte Lebrun, die Halle tobte. Stolz fingen die Kameras auf der Tribüne Zinedine Zidane ein, den französischen Fußball-Volkshelden.

Omar Assar kam mit dem ohrenbetäubenden Lärm offenbar besser zurecht als Kirill Gerassimenko. "Ich kenne das schon. Die Franzosen lieben Tischtennis", sagte Assar, der bereits seine vierten Olympischen Spiele erlebt und nun zum zweiten Mal das Viertelfinale erreicht hat. Inzwischen bereits 33 Jahre alt, hatte er in Summe vier Jahre lang bei französischen Klubs unter Vertrag gestanden. Wenig überraschend sagte er nach seinem Sieg an Tisch 1 der "Arena Sud", dass er die Atmosphäre super fand. Während Verlierer Gerassimenko, der zunächst so überlegen wirkte, mit der Kulisse haderte.

Zum Kipp-Punkt nach dem zweiten Satz sagte Kirill Gerassimenko über seinen Gegner: "Omar hat da irgendwas geändert". Die teilweise spektakulären Ballwechsel der beiden Verteidigungskünstler endeten jetzt häufiger im Sinne von Omar Assar. "Ich musste eine Lösung finden", sagte der hinterher. Wie die ausgesehen hat? "Das bleibt geheim", sagte der große Ägypter und ging strahlend davon.

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