Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz kommt es nicht unbedingt auf Bestnoten im Abschlusszeugnis an. Genauso entscheidend ist die Frage, wie engagiert sich die Bewerber zeigen, meint Stefan Bünting, Leiter des Geschäftsbereichs Bildung bei der Oldenburgischen Industrie- und Handelskammer (IHK). Gemeinsam mit Sarah Polek, Bereichsleiterin bei der Agentur für Arbeit, und Vertretern der Volksbank Oldenburg-Land und Delmenhorst wurde am Dienstag bei einem Mediengespräch in Wildeshausen der Ausbildungsmarkt in der Region thematisiert. Es wurden Tipps für Schulabgänger gegeben und Hinweise an Betriebe, die Ausbildungsplätze anbieten wollen.
Die heiße Phase auf dem Ausbildungsmarkt habe begonnen, "obwohl es heute keinen richtigen Start und Endpunkt für eine Bewerbung mehr gibt", so Bünting. "Gute Bewerbungen können jederzeit eingehen und werden von uns beachtet", sagte Tina Kotara, Personalleiterin bei der Volksbank.
Bei der Volksbank verzichte man seit Jahren auf Bewerbertests, "die Wege wurden vereinfacht", so Ausbilderin Madelaine Maskow. Die jungen Menschen seien aktuell aufgerufen, ein Vorstellungsvideo einzureichen. "Und wir wollen unser Gegenüber ansehen", sagte Volksbank-Ausbildungsleiterin Tina Kotara. Und weiter: "In unserem Haus erleben junge Menschen eine Ausbildung, die Theorie und Praxis sinnvoll verbindet."
Digitale und persönliche Beratung nutzen
Bei der Ausbildungsplatzsuche sei ein Generationenwechsel zu beobachten, so Sarah Polek. Die Betriebe seien an die Stelle der Bewerber gerückt und müssten wesentlich aktiver sein bei der Suche nach Auszubildenden. Polek rät jungen Menschen, die vielen Angebote zu nutzen – digital und persönlich – und sich beraten zu lassen.
Die Betriebe würden schon über Ausbildungsbotschafter verfügen, die beispielsweise vor Schulklassen auftreten würden, sagte Bünting. Die IHK würde Unternehmen auch anbieten, sich auditieren zu lassen. Das Zertifikat "Top-Ausbilder" werde nach eingehender Beurteilung eines Betriebes erteilt. Unterstützung während der Ausbildung gibt es auch von der Agentur für Arbeit. Polek nannte den Bedarf für Nachhilfeunterricht gerade für kleine Betriebe als Vorteil. Die Nachfrage bestehe besonders in Handwerksbetrieben und helfe, Auszubildende vor einem Abbruch der Lehre zu bewahren.
Vielfalt an Praktika zur Berufswahl nutzen
Zum Engagement der Ausbildungsplatzsuchenden nannte Bünting Interesse zu zeigen an Praktika. Und er riet dazu, auch Berufe auszuprobieren, die man zunächst nicht in die engere Wahl genommen hätte: "Die duale Ausbildung eröffnet Schulabgängern, unabhängig davon, ob sie das Abitur oder den Hauptschulabschluss haben, hervorragende Möglichkeiten für ihre berufliche Laufbahn." Allein die IHK repräsentiere 120 Ausbildungsberufe, zusammen mit dem Handwerk würden im Gebiet des Landkreises Oldenburg und der Stadt Delmenhorst so rund 300 Berufe zur Auswahl stehen.
Bünting warb für die duale Ausbildung, es gebe auch nach der Lehre gute Möglichkeiten für weitere Aufstiegschancen und Ausbildungsmöglichkeiten: "Die duale Ausbildung bietet nicht nur eine praxisnahe und fundierte Möglichkeit zur Qualifizierung, sondern sei auch ein Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere." Ausbildung sei keine Einbahnstraße, "sondern eher die Autobahn in die Zukunft". Er ermutigt alle Schulabgängerinnen und Schulabgänger: "Seid die Gestalter eurer Zukunft und nutzt die Chancen."
Im vergangenen Jahr hat es im Bereich des Landkreises Oldenburg mehr Ausbildungsplätze als Bewerber gegeben, das Verhältnis gab Polek mit 613 Stellen zu 529 Bewerbern an. Die Chance, den Wunsch-Ausbildungsplatz zu finden, sei groß wie nie. Anders verhielt es sich in der Stadt Delmenhorst, wo Polek 575 Bewerber auf lediglich 254 freie Stellen zählen konnte. Delmenhorst läge aber verkehrsgünstig und es gebe sogar gute Möglichkeiten, sich im Nachbarland Bremen einen Ausbildungsplatz zu sichern. Beliebteste Berufe seien im Landkreis Verkäufer, Kaufleute im Einzelhandel und Fachinformatiker. Bei den Delmenhorster lag der Wunsch nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker mit fast 50 Prozent vorne.
Polek verwies auch auf die Ansprache der Eltern: Gerade den Erziehungsberechtigten müsse noch immer erklärt werden, dass die Entscheidung der Berufswahl keine lebenslängliche sei. Es gebe eine große Durchlässigkeit. "Die Eltern sind die letzten Berater für die jungen Menschen", sagte auch Bünting. Das bestätigte ebenfalls Kotora, bei der Unterzeichnung der Ausbildungsverträge lädt man die Eltern gerne mit ein "und wir informieren sie auch genau über den Ablauf der allerersten Einarbeitungsphase".