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Nach vier Absagen Die Demirs wollen in diesem Jahr endlich Hochzeit feiern

Gleich viermal haben Melissa Demir und ihr Mann Benjamin wegen der Corona-Pandemie ihre Hochzeitsfeier verschoben. Uns hat die Braut erzählt, wie es dem Paar dabei geht – und was Ihnen jetzt Hoffnung gibt.
13.01.2022, 09:00 Uhr
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Die Demirs wollen in diesem Jahr endlich Hochzeit feiern
Von Yannik Sammert

Melissa Demir und ihr Mann Benjamin Demir fiebern dem 11. Juni entgegen: Denn dann möchte das Ehepaar seine lang ersehnte Hochzeitsfeier nachholen. Verlobt sind sie schon seit Mai 2019. Im selben Jahr wurde auch standesamtlich geheiratet – am Nikolaustag. „Im Sommer 2020 wollten wir dann richtig groß feiern, aber das wurde nichts“, erinnert sich Melissa Demir. Insgesamt verschoben sie ihre Feier wegen Corona viermal.

Auch die Hoffnung, in der kommenden Woche zu feiern, erfüllt sich wieder nicht. „Wir waren mit der Planung immer sehr weit“, erzählt die 29-Jährige. Die Verschiebungen ärgern sie. Dennoch gab es für das Ehepaar nur diese Option. „Wir haben 120 Gäste eingeladen und möchten auf gar keinen Fall auf jemanden verzichten“, sagt Demir.  

Sowohl im Landkreis Oldenburg und in Delmenhorst als auch im gesamten Bundesland zeigt sich: In der Pandemie-Zeit wird weniger geheiratet. In Delmenhorst gab es im vergangenen Jahr 291 Eheschließungen, 2020 waren es 322, 2019 noch 355.

Der Rückgang könne „teilweise an den Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie gelegen haben“, meint Timo Frers, Sprecher der Stadt Delmenhorst. Die Autoren des Niedersachsen-Monitors sind sich da sicherer: Sie gehen davon aus, dass die landesweite Entwicklung auf die Pandemie zurückzuführen ist – weil Standesämter zeitweise nur eingeschränkt geöffnet hatten und vor allem weil bei Feiern nur wenige Gäste zugelassen waren.

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Hoffnung auf Corona-Lockerungen im Sommer

Eine besondere Bedeutung hat der 11. Juni, das geplante Datum der Hochzeitsfeier, für die Eheleute Demir nicht. Den Zeitraum haben sie aber ganz bewusst ausgewählt. „Wir haben gesagt, wir machen es da, weil Sommer ist“, erklärt Melissa Demir. Schließlich besteht eine vielversprechende Aussicht: In der warmen Jahreszeit könnte es weniger Corona-Einschränkungen geben.

Somit ist die Feier also vielleicht wie erträumt möglich. Über einen positiven Nebeneffekt freut sich die Delmenhorsterin zudem: „Eine Sommer-Hochzeit ist natürlich schöner als eine Winter-Hochzeit. Man friert nicht.“ Die Vorfreude ist nun riesig. Gefeiert werden soll im Delmenhorster Perino im Lindenhof. „Sie bieten dort diesen großen Rahmen“, sagt Demir.  

Paare, die ihre standesamtliche Hochzeit noch vor sich haben, können sich in Delmenhorst auch 2022 an verschiedenen Orten trauen lassen: im Trauzimmer des Rathauses, vom 22. April an bis zum 30. September auch im Gartenhaus auf der Burginsel, einmal im Monat im Turbinenhaus auf der Nordwolle und zu bestimmten Terminen auch in der Markthalle. „Die Tage 2.2.22 und 22.2.22 sowie der erste Tag, an dem im Gräflichen Gartenhaus auf der Burginsel geheiratet werden kann, sind bereits ausgebucht“, sagt Stadtsprecher Frers. Auch von der Zahl der Anmeldungen beziehungsweise Reservierungen beim Standesamt Delmenhorst berichtet er: 137 seien es bisher für dieses Jahr.

Schnelle Auswahl des Brautkleids

Für die Demirs ist mit den vielen Verschiebungen erheblicher Mehraufwand verbunden. Wieder musste nun etwa geklärt werden, ob DJ, Lokalität und Fotograf verfügbar sind. „Der Fotograf ist der einzige, der nicht kann am 11. Juni. Den mussten wir austauschen“, schildert Demir. Die Gäste müssen sich wiederum erneut einen Tag freihalten.

Mit den Vorbereitungen ist das Paar weit: „Es bleibt alles so wie geplant.“ Bei der standesamtlichen Trauung trug Demir noch kein Hochzeitskleid. Die Tochter war im Bauch. Seit Februar 2020 ist sie auf der Welt. Ihr Kleid kaufte die Braut nach der Geburt bei "Marry me“. Mit der Auswahl des Kleides ging es schnell: „Ich habe es gesehen und es war wundervoll. Es stand fest: Ich möchte genau dieses Kleid.“

Dass sich eine Braut direkt in ein Kleid verguckt, sei nicht der Normalfall, sagt Mirja Menze-Buss. Sie ist die Inhaberin des 2019 eröffneten Brautmodengeschäfts, in dem Demir fündig wurde. Jede Braut bekomme die Zeit, die sie brauche. Mit Blick auf Corona sagt Menze-Buss: „Die Nachfrage ist gleich geblieben oder sogar mehr geworden. Es kann sein, dass wir mittlerweile bekannter sind und mehr Bräute zu uns kommen.“

Ein weiterer Ansatz, warum die Nachfrage trotz der geringeren Zahl an Hochzeiten nicht sinkt, ist: Einige Bräute kaufen vielleicht schon ein Hochzeitskleid und dann wird die Feier verschoben – so wie bei den Demirs. Das Team des Delmenhorster Brautgeschäfts drückt nun fest die Daumen, dass Melissa Demir ihr Kleid bald endlich freudestrahlend tragen wird.

Zur Sache

Gastronomie klagt über seltene Hochzeitsfeiern

Einen Rückgang von Hochzeitsfeiern beklagt die Gastronomie – so etwa das Hotel zur Riede. Im Oktober veranstaltete das Delmenhorster Hotel noch zwei Hochzeiten. „Seitdem fand keine mehr bei uns statt. Das liegt an den Corona-Regeln“, meint Rezeptionsleiterin Aljona Bolaciovas. Einige Paare hätten erst 2020 oder 2021 im Hotel feiern wollen, dann ihre Hochzeit auf dieses Jahr und nun schon auf 2023 verschoben – in der Hoffnung auf möglichst wenige Einschränkungen. Da auch weitere Veranstaltungen entfallen, etwa Geburtstagsfeiern, und das Hotel durch Corona deutlich weniger Gäste empfängt, ist die Situation sehr angespannt. „Ohne Corona-Hilfen würden wir es nicht stemmen können“, sagt Bolaciovas.

Auch im Hotel Thomsen können Hochzeiten gefeiert werden. Jens Thomsen, der das Delmenhorster Gasthaus mit seinen beiden Brüdern führt, erzählt: „Es gibt seit Corona viel weniger Hochzeitsfeiern bei uns – gefühlt von zehn nur noch eine oder zwei. Und wenn, wird nur mit wenigen Personen gefeiert.“ Ohnehin sind Veranstaltungen, etwa Tagungen, selten geworden: „Nur noch zehn oder zwanzig Prozent finden statt und das viel kleiner.“ Wirtschaftlich gehe es ans Eingemachte. „Man macht sich Gedanken. Du musst gucken, dass du das Familienunternehmen erhältst“, sagt Thomsen. Der 59-Jährige fordert: „Die Politik muss endlich eine klare Linie finden. Es braucht mehr Planungssicherheit.“ Das sieht auch Bolaciovas so.

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