Melissa Demir und ihr Mann Benjamin Demir fiebern dem 11. Juni entgegen: Denn dann möchte das Ehepaar seine lang ersehnte Hochzeitsfeier nachholen. Verlobt sind sie schon seit Mai 2019. Im selben Jahr wurde auch standesamtlich geheiratet – am Nikolaustag. „Im Sommer 2020 wollten wir dann richtig groß feiern, aber das wurde nichts“, erinnert sich Melissa Demir. Insgesamt verschoben sie ihre Feier wegen Corona viermal.
Auch die Hoffnung, in der kommenden Woche zu feiern, erfüllt sich wieder nicht. „Wir waren mit der Planung immer sehr weit“, erzählt die 29-Jährige. Die Verschiebungen ärgern sie. Dennoch gab es für das Ehepaar nur diese Option. „Wir haben 120 Gäste eingeladen und möchten auf gar keinen Fall auf jemanden verzichten“, sagt Demir.
Sowohl im Landkreis Oldenburg und in Delmenhorst als auch im gesamten Bundesland zeigt sich: In der Pandemie-Zeit wird weniger geheiratet. In Delmenhorst gab es im vergangenen Jahr 291 Eheschließungen, 2020 waren es 322, 2019 noch 355.
Der Rückgang könne „teilweise an den Bestimmungen zur Eindämmung der Pandemie gelegen haben“, meint Timo Frers, Sprecher der Stadt Delmenhorst. Die Autoren des Niedersachsen-Monitors sind sich da sicherer: Sie gehen davon aus, dass die landesweite Entwicklung auf die Pandemie zurückzuführen ist – weil Standesämter zeitweise nur eingeschränkt geöffnet hatten und vor allem weil bei Feiern nur wenige Gäste zugelassen waren.
Hoffnung auf Corona-Lockerungen im Sommer
Eine besondere Bedeutung hat der 11. Juni, das geplante Datum der Hochzeitsfeier, für die Eheleute Demir nicht. Den Zeitraum haben sie aber ganz bewusst ausgewählt. „Wir haben gesagt, wir machen es da, weil Sommer ist“, erklärt Melissa Demir. Schließlich besteht eine vielversprechende Aussicht: In der warmen Jahreszeit könnte es weniger Corona-Einschränkungen geben.
Somit ist die Feier also vielleicht wie erträumt möglich. Über einen positiven Nebeneffekt freut sich die Delmenhorsterin zudem: „Eine Sommer-Hochzeit ist natürlich schöner als eine Winter-Hochzeit. Man friert nicht.“ Die Vorfreude ist nun riesig. Gefeiert werden soll im Delmenhorster Perino im Lindenhof. „Sie bieten dort diesen großen Rahmen“, sagt Demir.
Paare, die ihre standesamtliche Hochzeit noch vor sich haben, können sich in Delmenhorst auch 2022 an verschiedenen Orten trauen lassen: im Trauzimmer des Rathauses, vom 22. April an bis zum 30. September auch im Gartenhaus auf der Burginsel, einmal im Monat im Turbinenhaus auf der Nordwolle und zu bestimmten Terminen auch in der Markthalle. „Die Tage 2.2.22 und 22.2.22 sowie der erste Tag, an dem im Gräflichen Gartenhaus auf der Burginsel geheiratet werden kann, sind bereits ausgebucht“, sagt Stadtsprecher Frers. Auch von der Zahl der Anmeldungen beziehungsweise Reservierungen beim Standesamt Delmenhorst berichtet er: 137 seien es bisher für dieses Jahr.
Schnelle Auswahl des Brautkleids
Für die Demirs ist mit den vielen Verschiebungen erheblicher Mehraufwand verbunden. Wieder musste nun etwa geklärt werden, ob DJ, Lokalität und Fotograf verfügbar sind. „Der Fotograf ist der einzige, der nicht kann am 11. Juni. Den mussten wir austauschen“, schildert Demir. Die Gäste müssen sich wiederum erneut einen Tag freihalten.

Für das Foto hat sich Melissa Demir selbstverständlich nicht ihr eigenes Hochzeitskleid angezogen: "Denn mein Mann soll es ja noch nicht sehen."
Mit den Vorbereitungen ist das Paar weit: „Es bleibt alles so wie geplant.“ Bei der standesamtlichen Trauung trug Demir noch kein Hochzeitskleid. Die Tochter war im Bauch. Seit Februar 2020 ist sie auf der Welt. Ihr Kleid kaufte die Braut nach der Geburt bei "Marry me“. Mit der Auswahl des Kleides ging es schnell: „Ich habe es gesehen und es war wundervoll. Es stand fest: Ich möchte genau dieses Kleid.“
Dass sich eine Braut direkt in ein Kleid verguckt, sei nicht der Normalfall, sagt Mirja Menze-Buss. Sie ist die Inhaberin des 2019 eröffneten Brautmodengeschäfts, in dem Demir fündig wurde. Jede Braut bekomme die Zeit, die sie brauche. Mit Blick auf Corona sagt Menze-Buss: „Die Nachfrage ist gleich geblieben oder sogar mehr geworden. Es kann sein, dass wir mittlerweile bekannter sind und mehr Bräute zu uns kommen.“
Ein weiterer Ansatz, warum die Nachfrage trotz der geringeren Zahl an Hochzeiten nicht sinkt, ist: Einige Bräute kaufen vielleicht schon ein Hochzeitskleid und dann wird die Feier verschoben – so wie bei den Demirs. Das Team des Delmenhorster Brautgeschäfts drückt nun fest die Daumen, dass Melissa Demir ihr Kleid bald endlich freudestrahlend tragen wird.