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Selbsttests für Schulen Testwoche verfehlt in Delmenhorst ihr Ziel

In Niedersachsen sollte in dieser Woche jeder Schüler lernen, wie ein Corona-Selbsttest funktioniert. In Delmenhorst kann das Kultusministerium dieses Versprechen nicht einlösen. Die Lieferungen kamen zu spät.
25.03.2021, 17:30 Uhr
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Testwoche verfehlt in Delmenhorst ihr Ziel
Von Björn Struß

Um Schüler und Lehrer besser vor dem Coronavirus zu schützen, hat das niedersächsische Kultusministerium am Donnerstag an Schulen in Delmenhorst flächendeckend Selbsttests ausgeliefert. Am Montag hatte das Ministerium für Niedersachsen eine „Testwoche“ ausgerufen. Mit 1,6 Millionen ausgelieferten Tests sollen sich Lehrer und Schüler bis Freitag einmal selbst testen können. Doch um dieses Versprechen auch wirklich für alle Schüler einzuhalten, kommen die Corona-Tests zu spät.

Die Integrierte Gesamtschule (IGS) erreichte die Lieferung gegen 14 Uhr, für Schulleiterin Sigrid Radetzky recht unerwartet: „Wir wussten nicht, dass wir am Donnerstag etwas bekommen. Es sind noch viel zu viele Fragen ungeklärt, um gleich am nächsten Tag zu testen. Das läuft alles zu hopplahopp.“ Das Ministerium habe lediglich angegeben, im Laufe der Woche liefern zu wollen. Es hätten aber noch zu wenige Einverständniserklärungen der Eltern wieder ihren Weg zu den Lehrern gefunden, um am Freitag mit den Selbsttests zu starten.

Kritik an Tests in der Schule

Eine zentrale, noch ungeklärte Frage ist für die Schulleiterin, wie die Lehrer mit positiv getesteten Schülern umgehen sollen. „Das kann für die ganze Klasse eine emotionale Situation sein. Andere Kinder könnten Angst bekommen, dann ist konzentriertes Lernen unmöglich“, warnt sie. Deshalb plädiert sie dafür, auch bei älteren Schülern den Selbsttest an den Frühstückstisch zu verlegen. Diese Regelung gilt aktuell nur für Grundschüler. „Zu Hause können Ängste besser aufgefangen werden, und auch die Vermittlung zu einem PCR-Test ist leichter möglich“, argumentiert Radetzky. „Und die Infektion bleibt privat - so, wie es sein sollte.“

Ulrich Droste, Schulleiter der Berufsbildenden Schulen (BBS) II, ist in diesem Punkt anderer Meinung: „Es geht um den Infektionsschutz in der Schule. Deshalb sind die Tests auch hier am besten angesiedelt, wo wir sie im Blick haben.“ Älteren Schülern sei es zuzutrauen, den Test selbst korrekt durchzuführen. Deshalb gebe es nur für Grundschüler den Plan, sich von den Eltern helfen zu lassen.

Trotz Vorbereitungen ist auch an der BBS II die Lieferung mit 12.15 Uhr zu spät eingetroffen, um am Freitag einen kompletten Testlauf zu starten. „Ich kann den Lehrern die Tests nicht geben und sie dann mit 15 Schülern auspacken lassen. Die Lehrkräfte müssen sich damit vorab vertraut machen, um auch Fragen beantworten zu können“, betont Droste. Er hat bereits drei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt, die künftig in den ersten beiden Stunden des Schultags die Tests verteilen und die Proben entsorgen. „Nach den Ferien können wir dann im großen Stil testen“, verspricht der Schulleiter.

Tests bleiben ungenutzt

Auch im Maxe-Gymnasium müssen die Selbsttests nun über die Osterferien eingelagert werden. „In unseren Planungen hatten wir für Mittwoch eine Einweisung der Lehrkräfte vorgesehen, sodass wir dann am Donnerstag oder Freitag hätten testen können“, berichtet Schulleiterin Katrin Wutschke. Für sie hätte es viele Vorteile, wenn die Schüler ihren Test zu Hause durchführen. „Im Wechselunterricht wären wir sonst mit zwei Tests pro Woche an vier von fünf Tagen mit dem Testen beschäftigt“, gibt sie zu bedenken. Die Schulleiterin ist nun gespannt, was die Auswertung der Testwoche ergibt. Sie hält es für möglich, dass das Ministerium den Ort der Selbsttests noch einmal überdenkt.

Mit der Testwoche will das Kultusministerium alle Beteiligten in die Lage versetzen, vom 12. April an eine Teststrategie umzusetzen. „Geplant sind nach den Osterferien zwei Testangebote wöchentlich für alle Schülerinnen und Schülern in Niedersachsen. Auch diese Tests wird das Land den Schulen in ausreichender Stückzahl zur Verfügung stellen“, erklärt Ulrich Schubert, Sprecher des Ministeriums. Das Land habe 16 Millionen Tests bestellt oder vorbestellt, wovon die meisten für Schulen vorgesehen seien.

Nach eigenen Angaben wird das Kultusministerium bis einschließlich Freitag in Delmenhorst und im Landkreis Oldenburg alle 78 Schulen beliefert haben. „Wir gehen davon aus, dass alle Schulen, die Test-Kits erhalten haben, mit ihren Schülerinnen und Schülern im Präsenzunterricht den Umgang mit den Test-Kits üben werden, Grundschüler erhalten die Kits mit nach Hause“, erläutert Schubert.

An IGS, BBS II und dem Maxe-Gymnasium ist dieser Plan nicht aufgegangen. Einer Delmenhorster Grundschule, deren Schulleiterin ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, ist es gelungen, zumindest einigen Schülern den Selbsttest am Donnerstagmittag noch mit auf den Weg zu geben. So werden am Freitagmorgen zumindest einige Schüler in Delmenhorst lernen, wie ein Selbsttest funktioniert.

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