Wer gedanklich eine Deutschlandkarte nach für Kunst bekannten Orten durchforstet, dem fällt die Stadt Delmenhorst wahrscheinlich nicht auf Anhieb auf. Das soll sich bald ändern: Die Städtische Galerie ruft einen Kunstpreis ins Leben. Mit einer solchen Auszeichnung soll künstlerischer Nachwuchs gefördert werden und Delmenhorst könnte sich als Kunststandort profilieren. An diesem Donnerstag haben alle beteiligten Akteure ihr Vorhaben mit einem offiziellen Kooperationsvertrag besiegelt.
Die Städtische Galerie plant, den "Kunstpreis Delmenhorst" alle zwei Jahre an drei junge Künstler zu verleihen. Die Chance haben jene, die mit ihren Abschlussarbeiten an den Kunsthochschulen auf sich aufmerksam gemacht haben. Bewerben könne man sich für den Preis nicht, man müsse nominiert werden, erklärte Galerieleiterin Matilda Felix: "Sie bekommen die Gelegenheit, im Haus Coburg auszustellen, ein Preisgeld von 5000 Euro und eine zweisprachige Publikation." Das sei nicht nur eine Unterstützung und Auszeichnung, sondern eine bemerkenswerte Visitenkarte für kommende Karriereschritte. Darüber, wer den Preis erhält, entscheiden zwei unabhängige Jurys.
Investition für die Zukunft
Laut Felix ist die Einführung dieses Kunstpreises eine Investition in die Zukunft: "Das Haus Coburg wird somit am Anfang der Lebensläufe von Künstlern stehen." Die Galerie sowie die Stadt könnten von Vernetzungen profitieren und eine höhere Reichweite als durch die reinen Ausstellungen erzeugen. Sie rechnet mit einer deutschlandweiten Aufmerksamkeit und verwies auf zwei bereits bekannte Auszeichnungen. So wird "Der Kaiserring", das ist der Kunstpreis der Stadt Goslar, bereits seit 1975 an international renommierte Künstler verliehen. "Die Idee hatte der Geschäftsmann Peter Schenning", sagte Felix. So habe er Kunst nach Goslar geholt. Und auch der "Bundespreis für Kunststudierende", der seit 1983 alle zwei Jahre ausgelobt wird, zeigt, wie junge Künstler mehr Sichtbarkeit für ihre Werke erreichen können.
2022 war Hausarzt Calin Pirvu mit dem Wunsch auf Felix zugegangen, die Kultur in Delmenhorst langfristig zu unterstützen und dadurch die Außenwirkung der Stadt effektiv zu verbessern. "Er förderte das Haus Coburg schon zuvor, jetzt wollte er etwas Sichtbares nachhaltig unterstützen", sagte die Galerieleiterin. Sie freut sich, dass aus seiner Initiative eine enge Zusammenarbeit entstanden ist. Seit 2016 führe er eine Hausarztpraxis in Delmenhorst und komme in seinen Sprechstunden mit ganz unterschiedlichen Menschen in Berührung. In Delmenhorst kommen laut Pirvu verschiedene Kulturen zusammen – und die Kultur biete hervorragende Anlässe, um sich zu begegnen, kennenzulernen und einen gemeinsamen Blick auf gegenwärtige Kunst zu werfen. Denn diese sei immer ein emotionaler Spiegel der Gesellschaft.
50.000 Euro Förderung
"Unser gemeinsam entwickelter Kunstpreis hat auch die von-der-Heyde-Cordes-Stiftung überzeugt“, so Felix. Der Delmenhorster Geschäftsmann Friedrich Cordes war den bildenden Künsten zu Lebzeiten eng verbunden. "Als er 2022 starb, hatte er ein wichtiges Werkkonvolut der Bildhauerin Marianne Mangels zusammengetragen und der Städtischen Galerie Delmenhorst als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt", erklärte sie. Das war eine erste Kooperation, an die der „Kunstpreis Delmenhorst“ nun anknüpft. Davon, dass Cordes die Auszeichnung unterstützen wollen würde, ist Uwe Claassen aus dem Vorstand der Stiftung überzeugt. Pirvu und die Stiftung stellen jeweils 20.000 zur Verfügung. Auch der Freundeskreis Haus Coburg und die Stadt Delmenhorst beteiligen sich mit je 5000 Euro am Kunstpreis. "Unsere Hauptaufgabe ist es, die Arbeit der Städtischen Galerie zu unterstützen", sagte Freundeskreisvorsitzende Silvia Harjes. Diese Unterstützung seien längst nicht nur finanzielle Förderungen, man investiere Herzblut, Zeit und Wertschätzung. "Junge Künstler liegen uns am Herzen", betonte Harjes. Umso mehr freue sie sich auf dieses neue Kapitel. Die nun abgeschlossene Kooperation läuft erst einmal über einen Zeitraum von vier Jahren und sichert somit die Umsetzung von zwei Preisen.
Laut Oberbürgermeisterin Petra Gerlach (CDU) entsteht für die Stadt Delmenhorst ein Aushängeschild: „Dieser Kunstpreis wird zukünftig im gesamten deutschsprachigen Raum auf Delmenhorst aufmerksam machen." Dass er durch private Förderer getragen wird, sei ein hervorragendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement: "Das erfüllt mich mit Stolz."