Seit der Corona-Pandemie sind Wohnmobile noch einmal beliebter geworden. Rund 800.000 Fahrzeuge mit integriertem Schlafabteil sind landesweit zugelassen, allein 2022 kamen rund 68.000 Neuzulassungen dazu. Unterwegs sein und trotzdem im eigenen Bett schlafen, in die eigene Dusche steigen – das ist ein neuer Trend und geht eben nur im Reisemobil. "Wohnmobile haben den klassischen Wohnwagenanhänger bei den Neuzulassungen tatsächlich überholt", bestätigt Nils Linge, Pressesprecher des ADAC Weser-Ems.
Der Automobilclub bietet gerade für Anfänger ein breites Beratungsangebot und auch Fahrtrainings an. In der Delmenhorster Geschäftsstelle am Reinersweg 23 gibt man auch eine Broschüre mit Hinweisen zu speziell für Wohnmobile geltende Verkehrsregeln im Ausland ab. Auch im Inland müssen Wohnmobilisten über besondere Kenntnisse verfügen, "in Deutschland ist das Parken am Straßenrand für Wohnmobile grundsätzlich erlaubt", sagt Linge. Viele Einschränkungen gelten nur für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. "An engen Straßenstellen darf aber nicht geparkt werden", so Linge. Das heißt, dass ausreichend Platz für das Durchfahren von Fahrzeugen größtmöglicher Breite (2,55 Meter zuzüglich eines Sicherheitsabstands von mindestens 0,5 Metern) verbleiben muss. Da Wohnmobile normalerweise breiter als Personenkraftwagen sind, dürfte dafür häufig nicht ausreichend Platz sein.
Einmal pro Monat ist Stammtisch
Für Anke und Wolfgang Vieluf ist das Reisen mit dem Wohnmobil eine liebe Angewohnheit geworden. Das Ehepaar reist durch ganz Europa und besucht an Wochenenden auch gerne Nahziele, wie die Weser bei Dedesdorf. Vielufs tauschen sich auch gerne mit anderen Wohnmobilisten aus, dazu haben sie vor 16 Jahren einen Stammtisch zusammengerufen, jeweils am letzten Dienstag eines Monats, aktuell an diesem Dienstag, 26. September, kommen Reisemobilfreunde jeweils ab 19 Uhr im Restaurant "Namastee India", Brauenkamper Straße 28, zusammen. "Wir sind kein Verein", betont Wolfgang Vieluf. Niemand braucht einen Klubbeitrag zu entrichten, aber es gibt auch niemanden, der für ein Programm sorgt. "Alles ergibt sich bei einem Treffen", so Vieluf. So machen dann Tipps, Erfahrungsaustausch und Anregungen die Runde. Auch auf Reisen sind Anke und Wolfgang Vieluf kommunikative Menschen. Gerne setzen sie sich mit Stühlen und einem kleinen Tischchen vor ihr Wohnmobil, "manche bleiben, uns ganz unverständlich, auch bei einem Stopp in ihrem Fahrzeug sitzen". Sie verstehen sich auch als Botschafter ihrer Stadt, gerne erzählen sie unterwegs von Delmenhorst, der schönen Graftanlage und schwärmen vom Wohnmobilistenplatz direkt in Innenstadtnähe. "Gleich um die Ecke ist die Grafttherme", sagt Anke Vieluf. Acht Plätze bietet Delmenhorst den mobil Reisenden, sie haben die Möglichkeit, Strom zu zapfen und können eine Entsorgungsstation nutzen. "Es ist schade, dass der Platz zu Zeiten des Kramermarktes nicht nutzbar ist, da sollte die Stadt über eine Alternative nachdenken", sagt Wolfgang Vieluf. In vielen Städten habe man Reisemobilisten schon als zahlungskräftige Touristen eingeordnet. "50 Euro pro Tag gibt ein Reisemobilist im Durchschnitt aus", rechnet er vor. Für den Parkplatz in Delmenhorst werden keine Stellgebühren fällig, nur für den Strom müssen Nutzer für die Kosten aufkommen.
Bei ihren Stammtisch-Treffen haben die Delmenhorster Wohnmobilisten auch schon Vorträgen gelauscht. Immer wieder bringt jemand besondere Reiseeindrücke mit. "Wir hatten schon Vorträge über Reisen nach Australien und durch Afrika", sagt Vieluf. Fachvorträge gab es von Vertretern des ADAC und auch von der Polizei. "Da haben wir auch etwas gehört, zum Thema Einbruchschutz." Wenn das Wohnmobil nicht mehr im heimischen Carport steht, kann das auch als Hinweis dienen, dass die Hausbewohner unterwegs sind und Einbrecher anlocken. Viel Gesprächsstoff bietet die unterschiedliche Inneneinrichtung der Wohnmobile. Da verhalte es sich, wie mit dem eigenen Wohnzimmer, die Gestaltungsmöglichkeiten sind vielfältig. So kommen auch Neulinge zu den Stammtischen, "wer plant, sich zuerst einmal ein Wohnmobil zu mieten, bekommt genauso Tipps, wie jemand, der vorhat, sich ein Gefährt zu kaufen".