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Zirkus ist in Delmenhorst Rotierendes Todesrad lockt neue Zielgruppe in den Zirkus

Der Circus Belly gastiert in Delmenhorst. Erneuert hat das Familienunternehmen in der Corona-Pause nicht nur sein Programm. Den Zuschauern wird auch eine neue Tribüne mit Sitzschalen statt Bänken geboten.
20.04.2022, 15:50 Uhr
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Rotierendes Todesrad lockt neue Zielgruppe in den Zirkus
Von Gerwin Möller

Der Zirkus ist in der Stadt – "endlich wieder Delmenhorst", sagt Orlando Köhler. Vor zwei Jahren traf den Circus Belly kurz vor seinem Engagement an der Delme der erste Lockdown. Gestrandet waren sie in Bremen-Oberneuland, dort begann eine lange Durststrecke für das Familienunternehmen. "Hätten wir nicht unglaublich viel Hilfe bekommen, wären wir wohl untergegangen", ist Köhler überzeugt. Es gab Futterspenden, Landwirte wären sehr hilfreich gewesen. Erst im vergangenen September konnten die Vorstellungen wieder aufgenommen werden.

"Als dann im Dezember 2021 die 2G-plus-Regel griff, waren wir nach 2020 wiederum vom Weihnachtsgeschäft abgehängt", so Köhler. In der Manege kennt man den 35-Jährigen als Clown Zippogalli. "Der Clown muss immer komisch sein", sagt er. Wenn er einmal traurig sei, müsse er dieses Gefühl "in den Koffer packen", er dürfe sich das nicht anmerken lassen. Im Zirkus nehmen alle Akteure nicht nur eine Rolle an. Orlando Köhler kümmert sich auch um den Tourneeplan und die Öffentlichkeitsarbeit. Im 40. Jahr seines Bestehens steht das Programm von Circus Belly unter dem Motto "Evolution".

Circus Belly startet neu durch

Köhler spricht nicht nur inhaltlich von einem "Neustart", beim Aufbau des 800 Plätze fassenden Zeltes fallen auch die neuen Tribünen ins Auge. Von den Corona-Hilfsgeldern des Programms Neustart-Kultur konnten die neuen Sitzschalen beschafft werden. "Auf den alten Bänken saß das Publikum doch recht eng beieinander, jetzt steigt der Komfort auf den Sitzplätzen." Seit Wegfall der meisten Corona-Beschränkungen müssen auch keine Sitzreihen mehr freigelassen werden. "Wir freuen uns auf volle Ränge", sagt Köhler. Wer möchte, kann im Zelt seinen Mund-Nasen-Schutz tragen. Köhler spürt bei den Besuchern, zuletzt gastierte der Circus Belly in Verden, "eine neue Lust am Zirkus". Vor Corona war das Interesse am Zirkusbesuch nicht mehr so groß. "Kein Wunder, deutschlandweit gibt es rund 500 Zirkusunternehmen", so Köhler. Es gebe teilweise eine Übersättigung des Angebots. "Niemand besucht jeden Zirkus, der in die Stadt kommt." Hinzu zählt Köhler andere Veranstaltungen, wie Jahrmärkte, die den Zirkusleuten Konkurrenz bieten. Der von Klaus Köhler gegründete Circus Belly beschäftigt aktuell 18 Personen, "überwiegend Familienmitglieder und deren Kinder". Sein Bruder Aron sei der Verantwortliche für Zelt und Ausrüstung, sein anderer Bruder Klaus-Rouven Köhler kümmere sich um die Tiere. Zwei Schwestern seien mittlerweile sesshaft geworden, sagt Orlando Köhler, ein weiterer Bruder lasse sich von anderen Zirkussen engagieren. Nach Delmenhorst sei Vater Klaus Köhler nicht mitgereist. "Auch die hohen Spritkosten haben uns veranlasst, in kleinerer Besetzung die Auftritte zu organisieren." Man habe überlegt, die Preise anzuheben, "aber das funktioniert nicht", ist sich Orlando Köhler sicher. Zu den vergünstigten Vorstellungen, den Familientagen, seien Tickets heiß begehrt. Im regulären Verkauf würden doch viele Plätze frei bleiben.

40 Jahre Familienzirkus

Orlando Köhler ist stolz auf das 40-jährige Zirkusbestehen, "unsere Familie ist im Zirkusberuf aber schon viel länger bekannt", er gibt für die Familientradition 350 Jahre Artistenleben an. Dass man nicht nur in den Zirkus hineingeboren werden könne, beweise seine Mutter. Waltraud Köhler habe wohl in ihrer Jugend für den Zirkus geschwärmt. Zum Circus Belly kam sie dann nur, weil sie sich in Gründer Klaus Köhler verliebt hatte.  

Bedauerlich nennt Orlando Köhler eine Umbesetzung, die den Zirkus krisenbedingt traf. Drei Artisten aus der Ukraine konnten wegen des Krieges nicht zu den Circus-Belly-Leuten dazukommen. Man habe dafür die Artisten "The Gerlings" aus Kolumbien ins Programm genommen. Ein Glücksgriff, denn sie würden mit waghalsigen Sprüngen und unglaublichen Tricks bestechen und dem Zirkus eine neue Zielgruppe erschließen. "Das jugendliche Publikum steht auf Nervenkitzel, ein Highlight der Gerlings ist das rotierende Rad des Todes", schwärmt Köhler. Damit verändere sich auch das Zirkus-Publikum, lange Zeit seien Oma und Opa mit ihren Enkelkindern ins Zelt gekommen.

Orlando Köhler hofft auf gute Tage unter der Zirkuskoppel, "der Applaus zeigt uns, dass wir alles richtig gemacht haben". Diese Bestätigung suchend gastiert man von Freitag, 22. April, bis Sonntag, 1. Mai, auf der Festwiese an der Straße An der Schaftrift. Eintrittskarten werden online verkauft, "an der Zirkuskasse 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn ist der Kartenerwerb nur für Barzahler möglich", so Köhler.

Zur Sache

Neun Shows in Delmenhorst

Die Vorstellungen in Delmenhorst starten am Freitagnachmittag, 22. April, um 17 Uhr. Die weiteren Shows finden dann an folgenden Terminen statt: Sonnabend, 23. April, um 15 und 19 Uhr; Sonntag, 24. April, um 11 und 15 Uhr; Freitag, 29. April, um 17 Uhr (Familientag); Sonnabend, 30. April, um 15 und 19 Uhr; Sonntag, 1. Mai, um 11 Uhr. Während der Pausen können die Tiere, Pferde, Schlangen und ein Alligator bestaunt werden, nach den Shows besteht die Möglichkeit zum Ponyreiten für Kinder.

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