Was haben Erdbeerfelder mit Weihnachtsbäumen zu tun? In Delmenhorst recht viel – im Ortsteil Stickgras an der Syker Straße befindet sich auf dem Erdbeerhof von Gerd Pleus auch ein Weihnachtsbaumwald.
Seit rund 20 Jahren verkauft der Landwirt zur Weihnachtszeit Nordmann-Tannen und Blaufichten. Mehrere Hundert Weihnachtsbäume finden hier pro Saison einen Abnehmer. Die Geschäfte würden schon seit Jahren gleichbleibend gut laufen, berichtet der 54-Jährige. Zwar gebe es in der Umgebung viele Mitbewerber, jedoch keinen mit einem Weihnachtsbaumwald, bei dem man sich einen gewachsenen Baum selber aussuchen und fällen lassen könne.
In der Halle des Anwesens kann man auch bereits geschlagene Bäume kaufen. Viele der Kunden lassen sich aber nicht das Vergnügen nehmen, durch die 1,5 Hektar große Baumplantage zu schreiten, um das ganz persönliche Gewächs aus Pleus' Anbau auszuwählen. „Wir kaufen die Setzlinge, wenn sie drei Jahre alt sind“, erklärt Pleus. Nach zwei Jahren Wachstum würden sie dann umgepflanzt, um dann weitere drei bis vier Jahre zu gedeihen. Die zum Verkauf stehenden Bäume sind also etwa acht Jahre alt.
Probleme mit Schädlingen hat Pleus nach eigenen Angaben kaum. Die Blaufichte reagiere empfindlich auf Läuse, daher behandele er diese Bäume im Sommer mit Insektiziden. „Nicht großflächig, sondern gezielt“, wie Pleus betont. Seine Kunden müssten sich aber keine Sorgen machen, bis zur Weihnachtszeit seien die Insektenvertilgungsmittel bereits abgebaut, versichert er.
Ökologischer Sinn
Ob es ökologisch sinnvoll sei, Bäume zu fällen, nur um sie für wenige Wochen ins Haus zu stellen und anschließend zu entsorgen? Diese Frage begegne ihm häufiger, sagt der Landwirt. „Diese Bäume sind extra für das Weihnachtsgeschäft gepflanzt worden“, erläutert er, „sie verwandeln viele Jahre CO2 in Sauerstoff, machen also Positives für die Umwelt.“ Nach Weihnachten würden sie schließlich geschreddert als Bodendünger verwendet oder als Brennmaterial verfeuert werden. Das Umweltgleichgewicht bleibe demnach bestehen, stellt Pleus fest. „Bei welchem Plastikbaum ist das der Fall?“, fragt er.
Zudem würden – vor allem die günstigen – Kunststoffbäume nicht gut aussehen, und man benötige nach der Weihnachtszeit Platz für die Lagerung, argumentiert der Landwirt für die Gewächse aus seinem Anbau. Beliebt bei seinen Kunden sei die Nordmann-Tanne: „Ihre Nadeln sind weich, pieken nicht so, trocknen nicht schnell aus und fallen auch trocken kaum ab“, erläutert er.
Der Weihnachtsbaumverkauf fängt auf Pleus' Hof am ersten Adventssonntag an. „Dann suchen sich Schulen, Banken und Kirchen die großen Exemplare aus“, sagt er. Zu diesem Zeitpunkt bietet er auch noch keine geschlagenen Bäume an. Der große Ansturm beginnt am dritten Advent, dann holen sich die Privatverbraucher bei Pleus ihren individuellen Weihnachtsbaum für 20 Euro pro Meter. An Heiligabend sei der Andrang mittlerweile nicht mehr so groß. „Viele scheuen den Stress, kurz vor der Weihnachtsfeier noch einen Baum zu holen und ihn zu schmücken“, erklärt Pleus.
Je größer die Käufergruppe, desto länger halte sie sich im Weihnachtsbaumwald auf, weiß der Landwirt zu berichten. „Manchmal verbringen die bis zu zwei Stunden hier“, sagt er. „Das Baumfällen ist schon im Preis enthalten, wer möchte, kann selber Hand anlegen, zahlt aber nicht weniger“, erläutert er. Meistens handele es sich dabei um Vater-Sohn-Aktionen, sagt er und fügt lächelnd hinzu: „Viele verzagen beim Baumfällen.“
Blattsäge statt Axt
Einige würden mit einer Axt ankommen – was das vollkommen falsche Werkzeug sei, sagt der Landwirt. Das Mittel der Wahl sei eine Blattsäge, die Pleus den Kunden gerne ausleiht. „Manche stapfen aber mit ihrer Axt sofort los und fangen an rumzuhacken. Ich schaue mir das kurz an und biete ihnen dann meine Hilfe an“, schmunzelt er. Pleus selber verwendet eine Akkukettensäge: „Die ist geräuschärmer als eine Motorsäge und verbreitet auch keinen Benzingeruch.“ Selbstfäller sollten auch beim Sägen aufpassen, sagt Pleus: „Wer den Baum unten zu kurz absägt, bekommt Probleme, den Stamm im Weihnachtsbaumständer zu fixieren.“
Einen Ratschlag hat er noch für alle Weihnachtsfreunde: Am Weihnachtsbaum keine echten Kerzen anzuzünden, vor allem nicht dauerhaft. „Das ist viel zu gefährlich, man kann den Baum nicht alleine lassen“, warnt Pleus. Gerade wenn Kinder oder Haustiere im Haushalt leben, empfiehlt Pleus, besser elektrische Lichterketten zu verwenden.
Nach den Festtagen kehrt im Weihnachtsbaumwald an der Syker Straße wieder Ruhe ein. Geschäftig wird es auf dem Hofgelände erst wieder im Frühsommer: Dann gibt es auf Pleus' Feldern Erdbeeren zum Selberpflücken.