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Schutz der Meeresbewohner Delmenhorster gründet Verein für Naturschutz

Der Delmenhorster Tom Strerath setzt sich für den Naturschutz ein und gründet derzeit die „Captain Paul Watson Foundation Germany“. Warum er für sich für den Tierschutz mitunter auch verhaften lässt.
16.11.2023, 18:50 Uhr
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Delmenhorster gründet Verein für Naturschutz
Von Desiree Bertram

Sich für den Naturschutz einzusetzen, ist für Tom Strerath eine Herzensangelegenheit: "Wenn Menschen der Natur und Tieren schaden, muss man eingreifen." Der Delmenhorster hat sich dafür schon an verschiedensten Aktionen beteiligt – unter anderem ist er selbst gegen die Waljagd auf den Färöer-Inseln vorgegangen. Strerath engagiert sich für die internationale Stiftung „Captain Paul Watson Foundation“ und gründet derzeit den deutschen Zweig der Organisation mit Sitz in Delmenhorst.

Sein Interesse für den Umweltschutz entwickelte Strerath im Jahr 2011, als er eine Dokumentation schaute, erzählt er: "Ich habe gesehen, wie ein Schiff ein anderes rammte." Es handelte sich um Aktivisten des Vereins "Sea Shepherd", die den Mord an zahlreichen Meeresbewohnern verhindern konnten – zumindest in diesem Moment. Dass die Menschen selbst aktiv wurden, um die Natur zu schützen, beeindruckte den gebürtigen Bremer. Deshalb knüpfte Strerath Kontakt zur damals noch jungen deutschen Vereinsgruppe. Mit vier anderen Köpfen organisierte die Gruppe Informationsstände und teilte Erfahrungen über soziale Netzwerke. "Wir wollten aufklären und sensibilisieren", erklärt der 39-Jährige. Ein paar Jahre später folgte die erste größere Aktion, die er mitinitiierte: "2014 siedelte eine besonders große Sturmmöwenkolonie in der damals noch weniger bebauten Bremer Überseestadt." Eines Nachts seien alle Eier der Vögel gestohlen worden. Darüber, wer dahintersteckte und wieso die Eier verschwunden waren, sei seinerzeit wild spekuliert worden, so Strerath: "Fakt ist, dass damit gegen das Naturschutzgesetz verstoßen wurde." Damit ein derartiger Vorfall in der folgenden Saison nicht wieder passieren konnte, startete Strerath eine Kampagne. Samt Mitstreitern positionierte er sich in dem Gebiet, als die Möwen ihren Nestbau begonnen hatten: "Ich nahm mir sechs Wochen Urlaub und habe die gesamte Zeit Wache gehalten." Neben der Umsetzung sei auch der organisatorische Aufwand im Vorfeld enorm gewesen. "Es hat sich gelohnt, es wurde nur ein Ei entwendet", betont er.

Vom dänischen Militär verhaftet

Direkt am Ort des Geschehens einzugreifen und etwas bewirken zu können, trieb Strerath an. Er wollte sich noch mehr einbringen. Die Gelegenheit dazu ergab sich bereits wenig später, als drei Einsatzschiffe der Organisation für eine Informationsaktion nach Bremen kamen. Denn dabei erfuhr er, dass ein Einsatz bei den Färöer-Inseln geplant wurde, um Pilotwale zu schützen. Für zwei Monate begleitete Strerath zahlreiche Aktivisten, die aus verschiedensten Ländern für diesen Einsatz zusammenkamen: "Wir sind mit einem großen Hauptschiff und vielen kleinen Schlauchboote Patrouille um die Inseln gefahren." Das Ziel war, sobald eine Gruppe der Wale gesichtet wird, diese durch Lärm und Lichter von den Fjorden wegzulocken – um sie zu schützen. Wenn die Gruppierungen der rund 100 bis 200 Tiere erst einmal in einen der Meeresarme geschwommen sind, gibt es kaum ein entkommen, erklärt er: "Die Färinger sehen das Walmorden als Tradition und es ist dort erlaubt." Strerath habe für ein Schlauchboot die Aufgabe des Navigators übernommen. Tatsächlich wurden an einem der Tage Tiere gesichtet. Gemeinsam gelang es den Aktivisten, die Pilotwale von den Färöer-Inseln wegzulocken. "Dafür wurde ich vom dänischen Militär verhaftet und unter Arrest gestellt", erzählt der freigestellte Betriebsrat eines großen Bremer Logistikunternehmens.

Schulprojekte in Delmenhorst

Mittlerweile hat der Hafenarbeiter gemeinsam mit seiner Ehefrau Viola Strerath aus persönlichen Gründen dem Verein "Sea Shepherd" den Rücken gekehrt und engagiert sich bei der „Captain Paul Watson Foundation Germany“. "Der Verein ist gerade in Gründung und es sind schon 14 Menschen aktiv", so Tom Strerath. Er möchte einerseits über das Wirken des Gründers Paul Watson informieren, anderseits soll der Fokus von möglichen Aktionen auf dem Naturschutz in Deutschland gelegt werden. "Wir wollen an unseren Küsten der Nord- und Ostsee aktiv sein und uns für die Einhaltung der Naturschutzgesetze starkmachen", so Strerath. Gerade die jüngere Generation wollen die Aktivisten aus Delmenhorst bezüglich Umweltschutz sensibilisieren – etwa in Form von Schulprojekten oder Aufräumaktionen.

Zur Sache

„Captain Paul Watson Foundation“

Paul Watson, einer der frühen Greenpeace-Aktivsten, hatte bereits wenige Jahre nach der Gründung der Umweltschutzorganisation diese wieder verlassen, weil der eingeschlagene Weg in seinen Augen zu wenig zielführend sei. Im Jahr 1977 hatte Watson die Organisation Sea Shepherd gegründet, die mit kräftigem Einsatz für den Erhalt der Meeresökologie eintritt. Im Jahr 2022 hat Watson die nach ihm benannte Stiftung gegründet, um einen radikaleren Weg im Naturschutz einschlagen zu können. Die Organisation betätigt sich im Kampf gegen Wilderei und Walfang.

Info

Ein Schiff der „Captain Paul Watson Foundation“ wird an diesem Wochenende, 18. und 19. November, in Bremen der Öffentlichkeit vorgestellt. Neben geführten Schiffsbesichtigungen der „John Paul DeJoria“ kann mit der Schiffsbesatzung und deutschen Aktivisten diskutiert werden. Treffpunkt ist laut Ankündigung im Kohlenhafen Bremen.

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