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Ermittlungen in Delmenhorst Angehörige starten nach Fahrerflucht eigene Suchaktion

Ein 58-jähriger Spaziergänger ist in Delmenhorst überfahren worden und an der Unfallstelle gestorben. Der Täter ist auf der Flucht. Die Polizei ermittelt bundesweit und Angehörige starten eine Suchaktion.
22.11.2023, 18:10 Uhr
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Angehörige starten nach Fahrerflucht eigene Suchaktion
Von Desiree Bertram

"Ich bin völlig zerstört." – Mit diesen Worten hat sich die Partnerin des 58-jährigen Mannes, der am Sonntagabend nach einem Unfall mit Fahrerflucht in Delmenhorst verstorben ist, in sozialen Netzwerken gemeldet. "Ich habe die Liebe meines Lebens, meinen Seelenverwandten, meinen Partner, Geliebten, Fels in der Brandung, einen Mensch mit unfassbar großem Herz und die Menschen um uns herum den besten Menschen der Welt verloren", schreibt die Trauernde. Der Fahrer, der den sterbenden Mann gegen 19.45 Uhr am Ziethenweg zurückließ, ist noch immer auf der Flucht. Die Ermittlungen der Polizei laufen mittlerweile bundesweit, Angehörige und der Freundeskreis des Opfers unterstützen die Suche.

"Bevor dieser Mensch nicht gefunden wird, werden wir alle nicht zur Ruhe kommen", erklärt die hinterbliebene Partnerin gegenüber unserer Redaktion. Sie appelliert an die Menschlichkeit des Täters und bittet die Bürger, Ausschau nach dem gesuchten Auto zu halten. Nach Ermittlungen der Polizei Delmenhorst handelt es sich dabei um einen schwarzen SUV der Marke Mercedes, Typ ML aus dem Baujahr 2007. "Ich möchte ihm/ihr in die Augen schauen und zeigen, wie viele Leben – nicht nur unseres, auch das der Kinder – durch vermutlich überhöhte Geschwindigkeit zerstört wurden", so die Partnerin. Sie müsse nun erst einmal mit dem Geschehen und dem letzten Anblick ihres Geliebten zurechtkommen.

Helfer verteilen Flugblätter

Um die Suche nach dem flüchtigen Autofahrer zu unterstützen, hat ein Freund des verstorbenen Delmenhorster Unternehmers, Lars Behrendt, gemeinsam mit weiteren Angehörigen eine Aktion gestartet: "Ich bin traurig, wütend, und hilflos und ich hoffe, der Fahrer wird geschnappt." In sozialen Medien hat Behrendt seine Reichweite genutzt und einen Informationsflyer samt Suchaufruf veröffentlicht. In kürzester Zeit wurde dieser Post von zahlreichen Nutzern geteilt. Und nicht nur in der Online-Welt helfen Menschen, erzählt Behrendt gegenüber unserer Redaktion: "Freiwillige Helfer haben in Delmenhorst und im Umkreis von rund 20 bis 30 Kilometern Flugblätter an Ampeln, Einkaufsgeschäften und anderen sichtbaren Orten aufgehängt." Für die Unterstützung der Bürger ist Behrendt dankbar: "Die Hilfsbereitschaft ist enorm."

Der verstorbene 58-Jährige hat laut Behrendt in seinem Leben viel Jugendarbeit im Motorcross-Bereich geleistet, wodurch ihn viele seiner Kontakte bereits seit Jahren kannten: "Er war ein herzensguter Mensch, der bei jedem Anliegen versucht hat, eine Lösung zu finden." Gerade in Bezug zu seinem Motorrad-Ersatzteilgeschäft in Delmenhorst sei er mit Herzblut dabei gewesen. "Ich kenne ihn seit meiner Jugend – er hinterlässt eine große Lücke", sagt der Trauernde. Um auf diesen tragischen Vorfall aufmerksam zu machen, will er weitere Aktionen planen. Weil das Netzwerk der innerhalb der Motorcross-Szene sehr groß sei, könnte er sich vorstellen, eine Art Motorrad-Korso zu organisieren. "So etwas würden wir aber mit der Polizei abstimmen", betont er. Auch der Aufruf in sozialen Netzwerken war im Vorfeld mit den Ermittlern abgestimmt worden.

"In diesem Fall ist so eine Aktion hilfreich, um den Fahndungsdrucks zu erhöhen und Menschen zu sensibilisieren", sagt Polizeisprecher Albert Seegers. Denn je mehr Menschen erreicht werden, desto größer sei die Chance, den gesuchten Wagen zu finden – auch über private Kanäle. Wichtig ist, solche Vorhaben mit der Polizei zu besprechen, so Seegers: "Oftmals werden etwa Suchen mit Fotos von vermissten Menschen oder möglichen Verdächtigen in sozialen Netzwerken geteilt." Das sei datenschutztechnisch in vielen Fällen nicht erlaubt. Auf den Flyern des aktuellen Vorfalls befinden sich lediglich Informationen darüber, was passiert ist und ein Beispielfoto des gesuchten Wagens. Dass es sich um einen schwarzen Mercedes, Typ ML aus dem Baujahr 2007 handelt, konnten die Einsatzkräfte anhand eines am Tatort gefundenen Außenspiegelgehäuses feststellen.

Bundesweite Hinweise erhalten

Die Polizei hat in den vergangenen Tagen eine Ermittlungsgruppe eingerichtet, sagt Seegers: "Die Suche nach dem flüchtigen Unfallverursacher hat absolute Priorität." Derzeit werden Menschen in der Nachbarschaft befragt und Halteranschriften überprüft. Zudem hat die Polizei Niedersachsen ein Hinweisportal eingerichtet. Wer Hinweise auf beschädigte oder seit dem Abend von Sonntag möglicherweise im Verborgen gehaltene SUV geben kann, hat online unter www.nds.hinweisportal.de anonym die Möglichkeit dazu. "Es sind schon bundesweit Hinweise eingegangen", betont Seegers. Generell sei es jederzeit möglich, der Polizei Hinweise anonym zu melden – indem der Zeuge seine Rufnummer unterdrückt oder keinen Namen nennt. "Die Hemmschwelle über ein Portal, indem man nicht einmal sprechen muss, ist aber deutlich geringer", erklärt der Polizeisprecher.

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