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Gaspreis Salmen erwartet gewaltige Kostensteigerung

Rund 45 Euro im Monat müssen die Kunden der SWD ab 1. Oktober für Gas zahlen. Denn der Delmenhorster Energieversorger gibt die staatlich angeordneten Gasumlagen weiter. Doch das ist längst nicht das Ende.
19.08.2022, 14:22 Uhr
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Salmen erwartet gewaltige Kostensteigerung
Von Kerstin Bendix-Karsten

Auch Delmenhorster werden ab Herbst noch einmal deutlich mehr für ihre Gasheizung bezahlen müssen. Der Grund: die beiden neu eingeführten Umlagen für Gasbeschaffung und -speicherung. Wie von den Stadtwerken Delmenhorst (SWD) am Freitag in einer Pressekonferenz erläutertet wurde, wird der kommunale Versorger ab 1. Oktober diese Umlagen an ihre Kunden weitergeben. "Das, was auf die Haushalte zukommt, ist keine Kleinigkeit. Wir reden hier von einer immensen Belastung", kündigte Hans-Ulrich Salmen, Geschäftsführer der Stadtwerke Delmenhorst, an.

Konkret steigt der Preis im Komfort-Tarif, den die überwiegende Mehrheit der rund 20.000 SWD-Kunden bezieht, von 9,50 auf 12,45 Cent pro Kilowattstunde. Im Basis-Tarif erhöht sich der Preis ebenfalls um 2,95 Cent pro Kilowattstunde. Für einen Standardhaushalt in Delmenhorst, der statistisch 3,5 Personen zählt und im Komfort-Tarif rund 18.000 Kilowattstunden verbraucht, ergeben sich dadurch Mehrkosten inklusive Steuern von rund 45 Euro im Monat. Eine dritte Umlage, die sogenannte Regelenergie- beziehungsweise Bilanzierungsumlage von 0,57 Cent (ohne Steuern), will der Delmenhorster Energieversorger vorerst nicht an seine Kunden weitergeben. "Das haben wir für das nächste Quartal nicht geplant, wird in naher Zukunft aber auch noch draufkommen", blickte Salmen voraus.

Abschläge erhöhen sich automatisch

Die entsprechenden Schreiben, in denen die SWD ihre Kunden über die Preiserhöhung informiert, gehen in der kommenden Woche raus. In einem zweiten Brief werden die Verbraucher außerdem darüber informiert, dass sich mit der Gasumlage ab 1. Oktober auch die monatliche Abschlagszahlung automatisch erhöht. "Laut Paragraf 13 in der GVV (Gasgrundversorgungsverordnung) dürfen wir das", erläuterte Salmen. In der Vergangenheit habe der Delmenhorster Energieversorger Anpassungen bei Abschlagszahlungen immer nur nach der Abrechnung vorgenommen. Nun sieht man sich jedoch zum Abrücken von dieser Vorgehensweise gezwungen. Zur Begründung erklärt der SWD-Geschäftsführer: "Die SWD zahlt nach Verbrauch, bekommt aber nur Abschläge gemittelt über das Jahr. Um nicht in Liquiditätsprobleme zu geraten, sind wir darauf angewiesen, die Abschläge bei jedem Kunden anzupassen." Auf den ersten Blick höre sich dies für den Kunden zwar teuer an. Dadurch werde man aber vor einer hohen Nachzahlung am Jahresende bewahrt. "Der Kunde sieht so, was auf ihn zukommt", merkte Salmen an. Auf diese Weise würden zudem Einsparanreize gesetzt.  

Ohnehin hat Hans-Ulrich Salmen vor allem einen Tipp für seine Kunden parat: "Sparen, sparen, sparen." Schon viele kleine Maßnahmen könnten in Summe große Wirkung entfalten. Als Beispiele nennt er Fensterabdichten oder Türenschließen. Weitere Tipps hält die SWD auf ihrer Internetseite bereit. Zudem wird der Energieversorger einen entsprechenden Flyer an seine Kunden mit dem Schreiben zur Preiserhöhung verschicken.

Gaspreise werden weiter steigen

Nach Ansicht von Hans-Ulrich Salmen sollten die Delmenhorster aber nicht nur Energie sparen, wo es nur geht, sondern auch Geld: "Man sollte so viel zurücklegen, wie es geht." Denn obwohl sich die Kosten für Gas seit Anfang des Jahres mehr als verdoppelt haben, sieht er das Ende der "Fahnenstange" noch lange nicht erreicht. Laut Salmen fielen für besagten Delmenhorster Standardhaushalt am 1. Januar 2022 aufs Jahr gerechnet rund 1130 Euro an Kosten an. Im Oktober würden es bereits 2383 Euro sein. Für 2023 rechnet der SWD-Geschäftsführer mit mindestens 3000 Euro. Getrieben sieht er die weiter steigenden Kosten im kommenden Jahr einerseits durch die hohen Erdgaspreise an der Börse, die in den zurückliegenden Monaten "durch die Decke gegangen" seien und wohl noch weiter steigen werden. Anderseits erwartet Salmen, dass auch die Umlagen für die Gasbeschaffung und - speicherung noch weiter erhöht werden. Denn deren derzeitige Höhen seien nur für drei Monate festgesetzt. Das Unternehmen Trading Hub Europe (THE), eine gemeinsame Tochter der Gasimporteure, das laut Salmen derzeit am Markt "auf Teufel komm raus" Erdgas einkauft, egal was es kostet, könne danach die Umlagen neu festsetzen. "Es wird eine gewaltige Welle auf die Verbraucher zukommen", ist Salmen überzeugt.

Zur Sache

Entlastung über die Mehrwertsteuer

In der Gaspreiserhöhung für Kunden der Stadtwerkegruppe Delmenhorst (SWD) ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigte Senkung der Mehrwert auf den gesamten Gasverbrauch noch nicht enthalten. Diese soll nach derzeitigem Stand bis Ende März 2024 von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. Sobald diese Absenkung rechtskräftig ist, will die SWD auch dies Eins zu Eins an ihre Kunden weitergeben.

Dass die Gaskunden damit insgesamt deutlich stärker entlastet werden, als sie von den Gasumlagen belastet werden, wie Scholz am Donnerstag versprach, sieht der SWD-Geschäftsführer Hans-Ulrich Salmen jedoch nicht – zumindest vorerst: "Das trifft auf 2022 nicht zu. Für 2023 könnte es hinkommen." Grundsätzlich findet Salmen die geplante Mehrwertsteuersenkung "richtig und gut". Dies sei eine wirkliche Entlastung für die Haushalte. Der SWD-Geschäftsführer forderte jedoch, dass das Gleiche auch beim Strom passieren müsse. "Beim Strom haben wir noch drastischere Preissteigerungen als beim Gas. Das wird bisher komplett ausgeblendet, dürfen wir aber nicht vergessen", betonte Salmen.

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