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Delmenhorster Allergologe Was Allergiker bei einer Pollenallergie tun können

Der Delmenhorster Allergologe Jan Christiansen spricht über die Pollenallergie und gibt Tipps im Umgang mit Heuschnupfen und Co.
09.05.2024, 10:07 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Was Allergiker bei einer Pollenallergie tun können
Von Sebastian Hanke
Inhaltsverzeichnis

Rund zwölf Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Pollenallergie. Das zeigen Daten des Robert-Koch-Instituts. Derzeit wird es wieder wärmer und die Pflanzen fangen an zu blühen. Für viele Menschen stehen unangenehme Zeiten bevor. Der DELMENHORSTER KURIER hat mit dem Allergologen Jan Christiansen, HNO-Arzt an der Bahnhofsstraße, über die Pollenallergie gesprochen. Wieso die Pollensaison länger wird und welche Tipps er Betroffenen gibt.

Wie entsteht eine Pollenallergie?

Eine Pollenallergie, auch bekannt als allergische Rhinitis oder Heuschnupfen, entsteht, wenn das Immunsystem fehlinterpretiert, dass Pollen harmlose Substanzen sind und sie als Bedrohung betrachtet. Bei Menschen mit einer Pollenallergie reagiert das Immunsystem überempfindlich auf bestimmte Proteine in den Pollen. Wenn Pollen eingeatmet oder in Kontakt mit den Schleimhäuten der Nase und Augen gelangen, löst das Immunsystem eine allergische Reaktion aus. Dabei setzt es Histamin frei, das Entzündungen verursacht.

Wann fängt die Pollensaison an?

"Aufgrund des Klimawandels geht es mittlerweile schon Ende Dezember los", sagt Christiansen: "Es ist definitiv viel zu warm, deshalb hat der Klimawandel große Auswirkungen auf die Dauer der Pollensaison." Frühblühende Pflanzen wie Hasel, Erle und Birke produzieren Pollen, die zu den ersten gehören, die freigesetzt werden. Christiansen erklärt, dass jetzt auch die Mittelblüher starten. Dazu zählen unter anderem die Gräser. Ende Mai kommt Roggen hinzu. Grundsätzlich betont Christiansen, dass jedes Jahr anders ablaufe. Pollenflug sei stark von den Wetterbedingungen abhängig. Morgens und nachmittags ist der Pollenflug demnach stärker als mittags und in der Nacht.

Wie wirkt sich eine Pollenallergie aus?

Eine Pollenallergie kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, darunter Niesen, laufende oder verstopfte Nase, juckende oder tränende Augen, Juckreiz im Rachen, Husten und manchmal auch Atembeschwerden. Diese Symptome können die Lebensqualität beeinträchtigen, insbesondere während der Pollensaison. Manche Menschen mit schweren Allergien können auch an Asthma leiden, das durch Pollen verschlimmert werden kann. "Betroffene leiden sehr darunter. Es ist anstrengend für den Körper, ähnlich wie eine hartnäckige Erkältung", berichtet Christiansen.

Was kann dagegen gemacht werden?

Gegen eine Pollenallergie gibt es verschiedene Möglichkeiten der Behandlung und Linderung. Antihistaminika sind eine häufige Wahl. Diese Medikamente blockieren die Wirkung von Histamin, das bei einer allergischen Reaktion freigesetzt wird, und helfen so, Symptome wie Niesen, Juckreiz und tränende Augen zu lindern. Nasensprays mit Kortikosteroiden können Entzündungen in der Nasenschleimhaut reduzieren und so verstopfte Nase und Nasenlaufen lindern. Für Augenbeschwerden gibt es spezielle Augentropfen, die Juckreiz, Rötung und Tränen der Augen bei Pollenallergie reduzieren können. "Diese Medikamente bekämpfen aber nur die Symptome", hält Christiansen fest.

"Wenn gar nichts hilft, rate ich zur Hyposensibilisierung", führt er fort. Die Hyposensibilisierung, auch bekannt als Immuntherapie, ist eine langfristige Behandlung für Allergien, einschließlich Pollenallergien. Ziel ist es, das Immunsystem allmählich an das allergische Auslöser (Allergen) zu gewöhnen, indem es dem Körper kontrollierte Mengen des Allergens aussetzt. Dadurch soll das Immunsystem weniger überreagieren und die allergische Reaktion abgeschwächt werden.

Christiansen spricht von hoch erforschten Präparaten, die Bio-chemisch sauber seien. Die Wirksamkeit liege bei den Frühblühern bei etwa 80 Prozent, bei Gräserpollen bei etwa 70 bis 80 Prozent.

Welche Tipps gibt ein Allergologe im Umgang mit der Allergie?

Der Allergologe empfiehlt jedem Betroffenen, sich mit der Allergie auseinanderzusetzen. Wichtig sei Vorbeugung: Pollenfilter für Fenster, frische Luftfilter im Auto, Duschen vor dem Schlafen, kein Umziehen im Schlafzimmer. Er empfiehlt zudem, sich eine Pollenflug-App herunterzuladen. Derzeit seien Forscher damit beschäftigt, das Messtationennetz dafür auszubauen.

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