Die Kindertagesstätte (Kita), die in den kommenden Jahren im Stadtzentrum Delmenhorsts entstehen soll, wird nun doch nicht auf der brachliegenden Wollepark-Fläche an der Stedinger Straße entstehen. Jedenfalls sprach sich der Ausschuss für Planen, Bauen und Verkehr am Dienstagabend dagegen aus. Die Politiker favorisieren einen anderen Standort und gaben schließlich auch grünes Licht für die weitere Planung, an der Westfalenstraße die neue Kita zu bauen – entgegen des Vorschlags der Verwaltung, die die Stedinger Straße bevorzugt hatte.
Bereits im Juni 2018 hatte der Verwaltungsausschuss den Beschluss gefasst, einen Bebauungsplan für den Bereich zwischen Stedinger Straße und Am Wollepark für den Bau einer Kita aufzustellen. Allerdings war in dem Zusammenhang auch beschlossen worden, dass die Verwaltung zunächst noch Alternativflächen im Bereich Stadtmitte überprüfen sollte. Die Politiker wollten das gerade erst frei gewordene Sahnestück, auf dem früher die Blöcke Wollepark 1 bis 5 standen, in unmittelbarer Innenstadtlage nicht vorschnell beplanen und bebauen lassen.
Bei der Suche gab es schließlich mehrere Grundstücke, die tendenziell in Frage gekommen waren. Unter anderem war die Hotelwiese ins Gespräch gekommen, ebenso wie die Fläche des ehemaligen Josef-Stifts an der Westerstraße. Diese stehen laut Verwaltung aber aus rechtlichen, zeitlichen und städtebaulichen Gründen derzeit nicht zur Verfügung. Als einziger wirklich alternativer Standort entpuppte sich bei der Untersuchung schließlich das Grundstück an der Westfalenstraße 8, das die Stadt im August vergangenen Jahres gekauft hat. Der derzeit dort noch bestehende Wohnblock soll zeitnah abgerissen werden. Für die Westfalenstraße spricht auch, dass der Standort, ebenso wie der an der Stedinger Straße, im Sanierungsgebiet Wollepark liegt und somit Fördermittel des Programms Gemeinschaftsinitiative Soziale Stadt (GISS) dafür genutzt werden könnten – was allerdings einen engen Zeitplan erfordert, da das Förderprogramm voraussichtlich Ende 2021 enden wird und bis dahin alle Maßnahmen entsprechend abgerechnet werden müssten. Sprich: Mit dem Bau müsste bereits 2020 begonnen werden. Das würde allerdings auch für den Standort Stedinger Straße gelten.
Problematisch sieht die Verwaltung den Neubau einer Kita an der Westfalenstraße unter anderem, weil das Grundstück mit der Hausnummer 8 alleine nicht ausreichen würde, dafür ist schlichtweg die Fläche zu klein. Man müsste also das benachbarte Grundstück Westfalenstraße 6, das ebenfalls der Stadt gehört, mit in die Planung einbeziehen. Doch dort ist derzeit noch ein Gebäude vorhanden, das vom Nachbarschaftszentrum genutzt wird. Da dieses mit Städtebaufördermitteln umgebaut worden ist, was eine 30-jährige Nutzung bedingt, könnte ein Abriss die Rückforderung der Fördermittel zur Folge haben. Das Nachbarschaftszentrum müsste dann auch mit in den neuen Gebäudekomplex integriert werden, wofür eine städtebauliche Planung für den Gesamtbereich entwickelt werden müsste, sprich der Bebauungsplan müsste erst entsprechend geändert werden.
Ambitionierter Zeitplan
Außerdem müssten während der Bauzeit für das Nachbarschaftszentrum temporäre Ersatzräume gefunden werden. „Aufgrund der nicht vorliegenden städtebaulichen Planung des Gesamtbereiches und des damit verbundenen hohen Abstimmungsbedarfes wäre der Zeitplan sehr ambitioniert“, schreibt die Verwaltung in ihrer Vorlage. „Er enthält viele Risiken. Die Einhaltung wäre fraglich.“
Auch die Überlegung, aufgrund des hohen Bedarfs an Kita-Plätzen gleich an beiden Standorten eine neue Kita zu errichten, hat die Stadt mit einbezogen. Das sei aber nicht zielführend, denn aufgrund der angenommenen Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Stadtteilen wären zwei Kitas in der Innenstadt nicht zwangsläufig notwendig, einen vorrangigeren Bedarf sieht die Verwaltung in den Bereichen Stickgras und Deichhorst.
Trotz aller Unwägbarkeiten waren die Planungspolitiker aber mehrheitlich dafür, den Kita-Standort Westfalenstraße auf den Weg zu bringen. Unter anderem, um für das Grundstück an der Stedinger Straße noch alle Optionen offen zu halten, aber auch wegen der Verkehrssituation, denn die Stedinger Straße ist ohnehin schon viel befahren und würde durch die Kita vermutlich zusätzlich belastet.
Eine abschließende Entscheidung in der Sache ist allerdings noch nicht getroffen. Nach Jugendhilfe- und Verwaltungsausschuss wird der Rat am Mittwoch, 3. Juli, die Standortentscheidung final treffen.