Der Dienstag ist Christel Zimmermann heilig. Der Dienstag gehört den Maltesern und ihrem mobilen Einkaufswagen. "Das lass' ich mir nicht nehmen", sagt die 89-jährige Delmenhorsterin mit Nachdruck. Selbst einen Termin beim Arzt würde die Seniorin nicht auf diesen Wochentag legen. Sie genießt es, mit dem Einkaufswagen durch den Inkoop-Markt am Brendelweg zu gehen und sich die Angebote anzusehen. Denn dies sei etwas, auf das sie achtet. "Das Geld ist sonst schneller weg, als man gucken kann", so Zimmermann und zeigt auf zwei Osterglocken, die sie eingekauft hat. Zwei Euro das Stück. "Letzte Woche waren es noch drei Euro", erzählt die 89-Jährige. Eingekauft hat sie zudem noch Tiefkühlwaren sowie Milch und Quark. Sonst nimmt die Senioren auch immer Obst mit, doch darauf hat sie diese Woche verzichtet. "Ich fahre über Ostern weg. Das wird ja sonst schlecht", erklärt sie.
Deutlich voller ist der Einkaufswagen von Herta Sachtje. Am Ende sind es zwei Beutel – und mehr, als sie eigentlich auf dem Einkaufszettel stehen hatte. "Man schaut sich um und findet dann noch dieses und jenes", sagt die 92-Jährige. Genau das ist einer der Gründe, wieso sie den mobilen Einkaufswagen der Malteser nutzt, obwohl ihre Tochter nebenan wohnt und für sie die Einkäufe erledigen würde. Erst vor wenigen Wochen war die Seniorin durch einen Zeitungsartikel auf das Angebot der Malteser aufmerksam geworden.
Endlich zurück
Bereits von Anfang an ist Heike von Lengen dabei. Nach einem Schlaganfall vor zehn Jahren ist die 66-Jährige nicht mehr so mobil. "Ich kann nicht allein laufen und brauche Unterstützung beim Einkaufen. Ich komme nicht an die obersten Regale", erklärt sie. Als durch die Corona-Pandemie die Malteser ihren Dienst einstellen mussten, sei sie "traurig" gewesen. Umso glücklicher ist von Lengen nun, dass der mobile Einkaufswagen seit Herbst 2023 wieder zurück ist. Jeden Dienstag ist sie dabei – und ihr Einkaufswagen stets voll. "Ich kaufe so ein, dass ich den Rest der Woche nichts mehr brauche", erklärt die 66-Jährige.
Doch es ist nicht nur das Einkaufen, um das es beim mobilen Einkaufswagen geht. „Wir wollen den sozialen Kontakt der Senioren stärken“, erklärt Wolfgang Glasow, Leiter des Dienstes. Deshalb geht es nach jedem Einkaufsbummel noch ins Café. Dort können die Senioren frühstücken und mit den anderen reden. „Ich brauche das. Ich muss unter Leute", sagt Christel Zimmermann. Auch Herta Sachtje bestätigt: "Es ist die Kombination aus Einkaufen und Unterhalten, die den mobilen Einkaufswagen ausmacht." Die Seniorinnen sind dankbar für das Angebot der Malteser. "Das ist eine sehr gute Einrichtung, das ist nicht selbstverständlich", so Zimmermann. Viel Lob gibt es auch für die Ehrenamtlichen. "Das ist ein tolles Team", erklärt Heike von Lengen.

Als Ehrenamtliche sind Thomas Schalch (von links) und Leiter Wolfgang Glasow von Anfang an beim mobilen Einkaufswagen dabei. Jürgen Warrelmann kam im März 2020 dazu.
Ein Team aus neun Helfern
Das ehrenamtliche Team der Malteser, das den mobilen Einkaufswagen überhaupt erst ermöglicht, besteht aus neun Helfern. "Wir konnten gerade erst aufstocken", freut sich Wolfgang Glasow, Leiter und Gründer des Dienstes. Nach einem Zeitungsbericht im Januar dieses Jahres hätten sich sieben Interessenten gemeldet. Vier davon seien noch dabei, wie etwa Verena Becker-Reitzer. Es ist ihr zweiter Einsatz. An diesem Dienstagvormittag hat sie Christel Zimmermann bei ihren Einkäufen unterstützt. "Ich arbeite in der Altenpflege und kenne mich aus", sagt sie. Die meisten anderen Helfer sind indes bereits im Ruhestand. So auch Jürgen Warrelmann, der früher als Wissenschaftler an der Uni Bremen tätig war. "Ich habe mein ganzes Leben nichts Soziales gemacht", erklärt er. Das wollte er nachholen, als er in Rente ging. Ähnlich ging es auch Thomas Schalch. Seit 2015 ist er als Fahrer beim mobilen Einkaufswagen dabei: "Das macht Spaß und passt gut."
Bei den Senioren kommt das Angebot gut an, auch wenn vor Ostern nur drei dabei waren. Nächste Woche sieht das ganz anders aus. "Am 2. April sind wir voll", erklärt Wolfgang Glasow in der Teambesprechung. Zwölf Senioren wollen dann den mobilen Einkaufswagen nutzen. Die Vor-Corona-Zahlen sind damit noch nicht erreicht. Vor der Pandemie fuhren die Ehrenamtlichen mit sechs Fahrzeugen 22 Senioren zum Supermarkt. „Wir bauen das jetzt langsam wieder auf“, so Glasow. Auch in Ganderkesee würden die Malteser den mobilen Einkaufswagen gern wieder anbieten. Zwei Anfragen habe es bereits gegeben. "Doch es müssen mehr sein", sagt der Leiter. Er spricht von drei bis vier Leuten.