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Kirche in Delmenhorst Närrischer Gottesdienst in St. Marien begeistert Gläubige

Pfarrer Guido Wachtel brachte mit einer närrischen Büttenpredigt die Gläubigen in St. Marien zum Lachen. In Reimform sprach er humorvoll über Klimawandel, Politik und Gesellschaft.
02.03.2025, 17:58 Uhr
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Von Elke Lutzebäck

Ein außergewöhnlicher, närrischer Gottesdienst mit dem Theologen Guido Wachtel ist am Wochenende in der katholischen Kirchengemeinde St. Marien an der Louisenstraße über die Bühne gegangen. Herzhaftes Lachen war ausdrücklich erwünscht.

Dem Anlass entsprechend war der Innenraum des Sakralbaus mit bunten Luftballons, Luftschlangen und Girlanden sowie erheiternden Bildern geschmückt worden. Wie auch in den Faschingshochburgen wurden die Besucher mit den Schriftzügen „Helau“ und „Alaaf“ empfangen. „Herzlich willkommen“ stand in farbenfrohen Lettern zudem auf dem Altar geschrieben.

Sogar den Kerzenständern waren glänzende Faschings-Hütchen sowie lustige Tiermasken verpasst worden, darunter Zebra, Tiger, Bär und Leopard. Langsam aber sicher füllten sich die Kirchenbänke pünktlich mit zahlreichen Gläubigen, die neben dem gängigen Prozedere die etwas andere Kanzelrede nicht verpassen wollten.

Büttenpredigt mit aktuellem Bezug

„Helau und Halleluja“, begrüßte Wachtel die Anwesenden und ließ verlauten: „Zu Fasching und Karneval gehört einfach der Reim, auch bei dieser Büttenpredigt soll es so sein.“ Der Pfarrer fuhr fort: „Ja, das Wetter und das Klima macht uns manchmal Sorgen. Wie stoppen wir den Klimawandel, wie kommen wir ins Morgen? Das Klima wandelt sich, das erkennt jeder Tor, das bringt sogar neue Bauernregeln hervor. Nicht nur: Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder bleibt wie es ist. Jetzt auch: Fliegt der Bauer übers Dach, ist der Wind weiß Gott nicht schwach. Oder: Cremen sich die Schweine ein, wird’s ein heißer Sommer sein.“

Immer wieder lachten etliche Frauen und Männer lauthals amüsiert auf ihren Plätzen. Andere schmunzelten grinsend in sich hinein. „Und ich sage es deutlich und mit innerer Glut: Auch das Klima zwischen den Menschen ist nicht immer gut. Manche sagen, das Klima der Gesellschaft ist vergiftet, weil die Gemeinschaft stark auseinander driftet“, reimte der Theologe weiter und fügte hinzu: „Was geht im Herzen vor, so frag’ ich hier, von diesem Präsidenten, dem Trumpeltier.“

Politische Spitzen und scharfer Witz

Womöglich war dieser Vers nicht nur eine Reaktion auf das eskalierte Zusammentreffen zwischen dem amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dem ukrainischen Amtsinhaber Wolodymyr Selenskyj am vergangenen Freitag im Oval Office des Weißen Hauses. In den Augen zahlreicher Beobachter ist diese Begegnung als eine von Trump inszenierte Schmierenkomödie anzusehen, die so gar nicht witzig daherkam.

Auch einer der reichsten Männer der Welt bekam vom Pfarrer sein Fett weg. Wachtel: „Und Elon Musk verschickt Ideen auf ehemals Twitter jetzt auf X, die sorgen nicht für gutes Klima, das war wohl nix.“ Mit Blick auf die politischen Entwicklungen im eigenen Land kam der Pfarrer zum Ergebnis: „Da sind Politiker in Deutschland, die Reden halten, die nicht versöhnen, sondern die Gesellschaft spalten. Und wettermäßig kam es bei manchem gar nicht gut an, dass bei der Wahl der Merz schon im Februar kam.“

Humorvolle Anekdote aus dem Kommunion-Unterricht

Abschließend kam Wachtel auf eine Anekdote aus dem Kommunion-Unterricht zu sprechen. „Da engagiert sich kreativ musikalisch, echt volle Kanne, unsere Pastoralreferentin Etrichs Marianne. Als Hilfe erklärte sie, zum Gutes-Tun im Leben hat uns Gott die Zehn Gebote gegeben. Diese Sammlung für uns über Gutes und Böses spricht. Was passiert, fragt Marianne, wenn man ein Gebot bricht? Ein Kind meldet sich, will sie mit der Antwort erfreuen: Wenn ich ein Gebot breche, dann habe ich nur noch neun.“

Ein belustigtes Raunen ging durch die Menge. „Nehmt dieses Lachen mit in den Sonntag hinein, es sorgt für gutes Klima, kann Menschen erfreun. So ende ich nun in Gottes Namen, und sag wie immer am Ende: Amen!“

Begeistert von der unterhaltsamen Büttenpredigt zeigte sich Birgit Pokorny aus Ganderkesee: „Mir hat es sehr gut gefallen. Ich finde es toll, dass alles in Reimform vorgetragen wird. Es sind immer erheblich mehr Leute bei diesem Gottesdienst – das bringt frischen Wind rein.“
Auch die Delmenhorsterin Ingrid Thomas war ganz aus dem Häuschen: „Der Gottesdienst war erfrischend und zeitgemäß – das spricht den Zeitgeist an. Pfarrer Guido Wachtel hat alles angesprochen, was heutzutage in der Politik und Gesellschaft los ist und was die Menschen beschäftigt.“


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