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Ärzte in Delmenhorst Gemeinschaftspraxis baut Versorgung für Diabetes-Patienten aus

Diabetes-Expertin Berit Brockmeyer verstärkt ab Juli die Gemeinschaftspraxis von Sabina Vukovic und Stefan Strodthoff in Delmenhorst. Was das für Patienten bedeutet.
17.06.2025, 17:50 Uhr
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Gemeinschaftspraxis baut Versorgung für Diabetes-Patienten aus
Von Sebastian Hanke

Diabetes-Patienten in Delmenhorst und dem Umland mussten zuletzt mitunter weite Wege in Kauf nehmen, um eine spezialisierte Behandlung zu erhalten. Das könnte sich nun deutlich verbessern: Die Gemeinschaftspraxis im Gesundheitszentrum Delmenhorst-Mitte an der Westerstraße baut ihr Angebot aus und richtet einen neuen Schwerpunkt auf die Versorgung von Menschen mit Diabetes.

Brockmeyer verlässt Ganderkesee und kommt nach Delmenhorst

Ab dem 1. Juli verstärken zwei erfahrene Kräfte das bestehende Team um Sabina Vukovic und Stefan Strodthoff. Berit Brockmeyer als Fachärztin für Innere Medizin, mit dem Schwerpunkt Diabetologie, sowie die Diabetesberaterin Heide Müller nehmen die Arbeit in der Praxis ab dem 1. Juli auf. "Damit können wir das gesamte Spektrum der ambulanten Diabetologie bei uns anbieten", so Strodthoff. Es entsteht damit quasi ein kleines Diabetes-Zentrum mitten in der Delmenhorster Innenstadt.

Für Brockmeyer ist der Einstieg in Delmenhorst ein beruflicher Wechsel – nach über zwei Jahrzehnten: Zuvor war sie 21 Jahre lang in einer Gemeinschaftspraxis an der Bergedorfer Straße in Ganderkesee tätig. Diese Praxis wurde am 13. Juni geschlossen, ein geeigneter Praxissitz vor Ort war für sie nicht mehr verfügbar. „Ich wollte nicht alleine arbeiten und im April hat sich hier die Möglichkeit ergeben“, sagt sie über den fast nahtlosen Übergang nach Delmenhorst.

Volkskrankheit mit steigender Tendenz

„Weitere Diabetologen sind rar. Wir haben in Delmenhorst noch eine weitere Kollegin und dann wieder in Stuhr und Huchting“, erklärt Strodthoff. „Wir wollen das Versorgungsangebot erhalten und gerne in der mittelfristigen Zukunft ausbauen.“ Der Bedarf sei hoch, insbesondere Menschen mit Typ-1-Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes seien auf spezialisierte Behandlung angewiesen. „Für uns ergeben sich große Vorteile. Vor allem ergeben sich aber Vorteile für die Patienten“, betont Strodthoff.

Diabetes mellitus zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland. Laut Bundesgesundheitsministerium sind rund zehn Prozent der Erwachsenen betroffen, etwa 90 Prozent davon leiden an Typ-2-Diabetes, der vor allem im mittleren bis höheren Lebensalter auftritt. Typ-1-Diabetes hingegen beginnt meist im Kindes- oder Jugendalter und erfordert lebenslang eine Insulintherapie. Die Zahl der Neuerkrankungen steigt weltweit – ein Trend, der sich auch in Delmenhorst bemerkbar macht. In der Gemeinschaftspraxis sei die Zunahme an Diabetes-Patienten spürbar, heißt es.

Praxis nimmt ab Juli Neupatienten auf

Dort werden aktuell pro Quartal rund 2400 Patientinnen und Patienten behandelt, deutlich über zehn Prozent davon hätten Diabetes. Brockmeyer hatte in Ganderkesee unterdessen bis zu 1400 Patienten pro Quartal betreut – wie viele davon ihr nach Delmenhorst folgen, bleibt abzuwarten. Davon dürfte auch abhängen, wie viele Neupatienten die Gemeinschaftspraxis ab Juli aufnehmen kann. Wie wir bereits berichteten, werden in der Praxis zum dritten Quartal wieder Kapazitäten frei.

Das ist offenbar auch dringend nötig. Vukovic berichtet, dass täglich Menschen in der Praxis anrufen oder sogar vorbeikommen, um einen Platz zu erhalten. Problematisch sei, dass die Menschen in Deutschland durch den demografischen Wandel immer älter werden. Zudem binden die zahlreichen Vorsorgeprogramme Kapazitäten. "Durch verschiedene Anpassungen in unseren Abläufen haben wir zukünftig aber wieder Möglichkeiten, um Patienten aufzunehmen", sagt Strodthoff.

Zahlreiche Delmenhorster unversorgt

In Delmenhorst und Umgebung herrscht derzeit ein spürbarer Mangel an hausärztlicher Versorgung. Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) liegt der Versorgungsgrad im zuständigen Planungsbereich – dieser umfasst neben Delmenhorst auch die Gemeinden Ganderkesee, Stuhr und Weyhe – aktuell bei nur 89,1 Prozent. Das entspricht 23 unbesetzten Arztsitzen. Die KVN warnt zudem vor einer weiteren Verschärfung der Lage: Während es landesweit im Jahr 2024 noch 5067 Hausärztinnen und Hausärzte gab, rechnet die Vereinigung damit, dass ihre Zahl bis 2035 auf nur noch rund 3750 sinken wird.



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