Das Josef-Hospital Delmenhorst (JHD) hat eine neue Chefärztin für Urologie. Carla Schwenke, die bisher als leitende Oberärztin und stellvertretende Klinikdirektorin der Urologischen Klinik und des Transplantationszentrums Bremen-Mitte tätig war, übernimmt den vakanten Posten zum neuen Jahr. Wie berichtet, hatte sich das Krankenhaus bereits im Januar von dem damaligen Chefarzt Rüdiger W. Schlick getrennt, seither hatte Vsevolod Balabinski die Position kommissarisch mit übernommen. Trotz der Vakanz hat sich laut JHD-Geschäftsführer Florian Friedel die Urologie gut entwickelt und hat viel Potenzial. Mit der neuen Chefärztin will das Krankenhaus die urologische Abteilung nun weiter ausbauen und spezialisieren.
„Wir sind derzeit eine mittelgroße Urologie“, erzählt Friedel. Derzeit gebe es aber die Entwicklung, dass große Urologien immer größer würden und die kleineren nach und nach verschwinden. „Wir befinden uns da an einem Scheideweg.“ Das JHD entschied sich dafür, größer zu werden, um mit den großen urologischen Kliniken wie Bremen-Mitte mithalten zu können.
Der Schwerpunkt soll künftig dann vor allem auf der operativen Urologie liegen, dem Hauptgebiet von Schwenke. „Wir wollen insbesondere die Tumorchirurgie und die wiederherstellende Chirurgie ausbauen“, erzählt Schwenke, die in Göttingen studierte, ehe sie ihre Facharztausbildung an der Klinik für Urologie und Kinderurologie des Universitätsklinikums Wuppertal absolvierte. Seit zwölf Jahren arbeitet die 45-Jährige inzwischen in Bremen. In Delmenhorst sieht sie die Chance, sich persönlich weiterzuentwickeln, aber auch Möglichkeiten im Krankenhaus selbst. „Die Delmenhorster Klinik hat sich komplett neu strukturiert, es gab und gibt eine Reihe von Investitionen“, erzählt Schwenke. Das bringe auch Chancen mit, die Urologie selbst mitzugestalten.
Etwa 1500 Fälle werden derzeit in der Delmenhorster Urologie behandelt, vom Leistungsvolumen her ist Bremen-Mitte laut Friedel etwa dreimal so groß, die urologische Klinik gehört mit zu den größten Deutschlands. „So groß werden wir nicht, aber wir hoffen, dass wir zumindest eine gute Alternative werden“, sagt Friedel. Die Urologie soll erste Wahl bei den Delmenhorstern und Bürgern aus dem Umland sein, wenn es um die urologische Versorgung geht. Dabei helfe eine Spezialisierung, weil die Patienten lieber dorthin gehen würden, auch wenn es um Routinebehandlungen geht. „Die Urologie soll ein Glanzpunkt in der Region werden“, sagt Schwenke.
Zehn neue Telemetrie-Betten
Eine weitere Neuerung hat sich in der Notfallversorgung des Krankenhauses getan. Dort gab es zuletzt immer wieder das Problem, dass keine Notfälle mehr aufgenommen werden konnten, weil die Intensivstation bereits voll belegt war. Kurzfristig die Station auszubauen, war laut Friedel aber auch nicht so einfach möglich. „Aber wir können andere Kapazitäten im Haus nutzen“, sagt er. Deswegen gibt es nun zusätzliche sogenannte Telemetrie-Betten auf der Station 40, einer interdisziplinären Station in der Inneren Medizin, Pulmologie, Kardiologie, also in der größtenteils Lungen- und Herzpatienten behandelt werden. Zehn dieser Überwachungsbetten gibt es auf der Station. Sie kommen für Patienten in Frage, die lückenlos überwacht werden müssen, aber eben nicht die volle Ausstattung der Intensivstation benötigen und sich auch frei auf der Station bewegen können. „Wenn etwas vorliegt, gibt es Alarm“, erklärt Friedel. Das ganze System laufe über ein W-Lan-Netz.
Und auch ansonsten entwickelt sich das Krankenhaus laut Geschäftsführer gut. „Wir liegen im Planungsniveau“, sagt Friedel. Insbesondere bei der Verbesserung der Prozesse sei man deutlich weiter, als zu Beginn des Jahres erwartet wurde. „Wir haben in den letzten drei Monaten die Überbelegung auf Null senken können“, berichtet Friedel. Der Erlös pro Belegtag habe sich auf einen Wert gesteigert, der eigentlich erst für einen viel späteren Zeitraum angepeilt worden war.
Dafür spielte der lange und sehr heiße Sommer dem Krankenhaus nicht in die Karten. „So etwas ist immer schlecht für die Belegung“, sagt Friedel. Inzwischen ziehe die Belegung seit Oktober aber wieder an. Einen Rückgang der Belegung durch den Prozessauftakt gegen den ehemaligen Krankenpfleger Niels Högel konnte der JHD-Geschäftsführer nicht bemerken. „Diejenigen, die wegen der Mordserie nicht ins Krankenhaus kommen, sind das auch schon die letzten zwei Jahre nicht“, sagt er. Die Erkenntnisse seien schließlich nicht völlig neu. „Ich denke eher, inzwischen wird auch mehr wahrgenommen, wie viel wir seitdem alles gemacht haben.“ Dinge wie die qualifizierte Leichenschau wolle man fortführen und auch noch weiterentwickeln – auch, wenn sie nicht bei der Änderung des Gesetzes über das Leichen-, Bestattungs- und Friedhofswesen für ganz Niedersachsen verankert worden ist. „Da wollen wir gucken, wie wir noch effektiver werden können“, erzählt Friedel.