Die politische Welt- und Gefahrenlage wird zunehmend unübersichtlicher. Auch das Thema Zivilschutz rutscht auf der Agenda weiter nach oben. Doch beim Katastrophenschutz geht es nicht nur um Gefahren durch mögliche Aggressoren, sondern auch beispielsweise um Folgen durch den Klimawandel. In jedem Fall geht es vor allem darum, die Bevölkerung zu schützen, indem sie vor möglichen Gefahren gewarnt wird.
Doch wer in Delmenhorst lebt, wird hauptsächlich durch Warn-Apps wie "Nina", "Katwarn" oder "Biwapp" gewarnt – sofern man mindestens eine dieser Apps auf dem Smartphone installiert hat und dieses auch die technischen Voraussetzungen für Warnungen per Handy hat. Denn das öffentliche Warnsystem ist seit dem Ende des Kalten Krieges Stück für Stück zurückgebaut worden. Nach den Erkenntnissen aus dem ersten bundesweiten Warntag im Jahr 2020 hat die Stadt mit der Anschaffung neuer Sirenen begonnen, trotzdem blieb es auch am Warntag 2022 in Ermangelungen von Sirenen still in Delmenhorst, denn im Oktober des Jahres hat die technische Umsetzung der Umrüstung gerade begonnen. Und bis das neue Warnsystem fertig installiert ist, wird noch mehr Zeit vergehen.
Lieferschwierigkeiten und Systemwechsel
Die Aufstellung und Installation der akustischen Komponenten, also der Sirenen, ist abgeschlossen, lässt der zuständige Fachbereich für Bürgerangelegenheiten und öffentliche Sicherheit mitteilen. Um diese in Betrieb zu nehmen, fehlen derzeit jedoch noch die digitalen Empfängerkomponenten. "Das zur Auslösung erforderliche System hat sich aufgrund von Lieferschwierigkeiten und Systemwechsel seitens des Auftragnehmers verzögert. Derzeit wird mit einer Inbetriebnahme Ende 2025 gerechnet", heißt es seitens der Stadt.
Das neue Warnsystem soll eine nahezu 100-prozentige Abdeckung der Stadt gewährleisten, wie im Juli 2024 versprochen wurde. Das Alarmsystem soll demnach alle Delmenhorster Bürger warnen können. Insgesamt 27 Standorte wurden ausgewählt, an denen Sirenen installiert wurden. Einer dieser Standorte ist zum Beispiel die alte Feuerwache in Hasbergen. Zudem wurden die drei verschiedenen Sirenenarten auch an anderen Gebäuden angebracht – darunter 15 Schulen, das Krankenhaus, ein Jugendwohnhaus, verschiedene Feuerwachen sowie Sport- und Spielplätze und das Grundstück des Möbelhauses Zurbrüggen. "Noch vorhandene, ältere Standorte wurden vollständig ertüchtigt. In der Vergangenheit abgebaute Standorte wurden teilweise mit der neuen Technik reaktiviert", so die Stadt.
Fast 100-prozentige Abdeckung
Von drei Steuerzentralen aus soll man die Sirenen auslösen und kontrollieren können. Genau 99,8 Prozent der Stadtfläche sollen sich mit einer Stärke von 75 Dezibel in Hör-Reichweite der Sirenen befinden. Sollten alle Sirenen angeschaltet werden, höre demnach die gesamte Stadt den Alarmton. Mit dem System soll es in Zukunft zudem auch möglich sein, Sprachdurchsagen zu senden.
Doch auch alte Sirenen könnten mithilfe des neuen Warnsystems mit neuen akustischen Komponenten sowie neuer Empfangs- und Auslösetechnik ertüchtigt werden. Und das neue System überprüfe seine eigene Funktionsfähigkeit regelmäßig selbst, ohne dass für die Menschen ein wahrnehmbarer Ton zu hören ist. Das Prüfergebnis werde dann an das System übermittelt.
Der nächste bundesweite Warntag findet am 11. September dieses Jahres statt. Ob bis dahin das Warnsystem läuft, ist noch fraglich. Zusätzliche Warntage sind laut der Stadtverwaltung nicht geplant. "Sofern neben dem bundesweiten Warntag ein zusätzlicher niedersächsischer Warntag eingeführt werden sollte, würde dieser entsprechend bedient. Da das System sich in einer nicht hörbaren Frequenz selbst testet, können Abstände zwischen Probealarmen größer ausfallen. Eine abschließende Regelung in Bezug auf Probealarme wurde bisher nicht getroffen", heißt es.