Bevor am kommenden Wochenende die amerikanische Profiliga NFL in ihre neue Saison startet, haben die Bulldogs bereits für bestes American-Football-Feeling in Delmenhorst gesorgt. Vor insgesamt 450 begeisterten Zuschauern auf der Sportanlage Am Kleinen Meer lief um kurz vor 15 Uhr zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt ein Delmenhorster Football-Team auf ein Spielfeld. Zwar hagelte es bei dieser historischen Premiere am Ende gegen die Oldenburg Knights II eine 10:40-Niederlage. Doch das Ergebnis stand an diesem Nachmittag nicht im Vordergrund. "Rookie-Teams verlieren auch gerne mal 0:60. Wir hingegen haben als Defense ein sehr gutes Spiel gemacht und in der Offense sogar einen Touchdown erzielt. Das war unser großes Ziel, das wir erreicht haben", freute sich Pressesprecher Michael Kerzel.
Ebenjenen Touchdown erzielten die Bulldogs im dritten Viertel: Quarterback Simon von Kosodowski bediente mit einem überragenden Pass seinen Receiver (Passempfänger, Anm. d. Red.) Deandre Pendergras, der das Ei sicher und spielerisch leicht aus der Luft pflückte. Zuvor lief der Delmenhorster Receiver eine sogenannte Corner-Route und schüttelte damit seinen Verteidiger ab. Das Publikum – über zweieinhalb Stunden heiß gemacht von Moderator Horst Dräger – riss der erste Touchdown in der Geschichte der Bulldogs förmlich von den Sitzen. Durch den erfolgreich verwandelten Extrapunkt von Kicker Kristof Senkbeil erlangten die Delmenhorster um Headcoach Tyrus Morgan – der sogar selbst auf verschiedensten Positionen zum Einsatz kam – mit diesem Drive sieben Punkte und kamen so bis auf 10:21 an die Gäste aus Oldenburg heran. "Selbst unser Coach hat uns den Touchdown nicht wirklich zugetraut. Insgesamt sah das bei uns auch schon nach richtig gutem Football aus – das ist bei Rookie-Teams nicht immer gleich der Fall", betonte Kerzel.

Headcoach Tyrus Morgan (Mitte) kam zwischenzeitlich selbst zum Einsatz.
Bulldogs halten gut mit
Zur Überraschung aller blieb die Partie durch diesen Touchdown bis ins vierte Viertel vom Ergebnis her offen, zumal die Bulldogs in der Defensive weiterhin stark dagegenhielten. Doch in der Schlussphase ließ bei den Delmenhorstern dann etwas die Kraft nach. "Wir hatten nur 30 Spieler im Kader für 22 Positionen. Da konnte Oldenburg deutlich besser durchrotieren", erklärte Kerzel. Zu Beginn der letzten 15 Minuten zogen die Knights mit einem Lauf-Touchdown auf 28:10 davon und machten damit den Deckel drauf.
Für die Bulldogs war das in dieser euphorischen Phase mit den Fans im Rücken extrem ärgerlich, denn eigentlich hatte die Defense die Oldenburger Offense zuvor wieder gestoppt, sodass die Offensive weiter hätte verkürzen können. Doch eine Interception (Ballverlust, Anm. d. Red.) kurz vor der eigenen Endzone machte die starke Verteidigungsarbeit zunichte. Die Knights nutzten diesen haarsträubenden und entscheidenden Fehler gnadenlos aus und liefen mit dem vierten und letzten Versuch problemlos in die Endzone – 28:10. "Die Defensive hat richtig gut mitgehalten und hätte ohne diesen Ballverlust nur 33 Punkte zugelassen", sagte Kerzel.

Im Kampf um den Ball hatte in dieser Szene der Delmenhorster Marcell Gerdes (rechts) das bessere Ende für sich.
Mit diesem Rückschlag verflog so ein wenig die Euphorie auf den Rängen, und auch bei den Spielern war der Glaube an die Sensation nicht mehr zu spüren. Dabei hatten die Optimisten in der Halbzeitpause beim engen Spielstand von 3:8 berechtigte Hoffnungen auf einen Heimsieg. "Na klar hofft man auf einen Sieg, wenn man zur Pause nur mit fünf Punkten hinten liegt. Aber eine Enttäuschung ist bei uns trotzdem nicht da", betonte Kerzel und ergänzte: "Unser Coach war mit der Leistung zu einhundert Prozent zufrieden. Zumal wir als Rookie-Team auch sehr wenige Strafen bekommen haben." Insgesamt seien es 90 Yards gewesen, die die Bulldogs den Knights durch Fouls geschenkt haben.
Die Hausherren waren aber nicht nur mit der eigenen Leistung, sondern auch mit dem Event an sich sehr zufrieden. Nachdem die Mannschaft bereits am Freitag den Fußballplatz zu einem Football-Feld umfunktioniert hatte, strömten zwei Tage später deutlich mehr Zuschauer als erwartet auf die Anlage des Delmenhorster TB. "Eigentlich hatten wir so mit 250 Zuschauern gerechnet. Es spielte uns aber natürlich auch vieles in die Karten: Das Wetter war gut, Atlas spielte nicht und Bundesliga fand ebenfalls nicht statt. Dadurch war die Stimmung bestens – das Publikum hat super mitgemacht", erklärte Kerzel, der sich nun knapp zwei Wochen lang mit seinen Teamkollegen auf das nächste Heimspiel vorbereiten kann. Am Sonntag, 19. September, sind dann die Lohne Longhorns zu Gast in Delmenhorst.