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DFB-Pokal Ein Tor für die Atlas-Ewigkeit

Der SV Atlas Delmenhorst hat es geschafft, ein Tor gegen Werder Bremen in der ersten Runde des DFB-Pokals zu erzielen. Tom Schmidt traf zum zwischenzeitlichen 1:2 im Jahrhundertspiel.
11.08.2019, 14:24 Uhr
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Ein Tor für die Atlas-Ewigkeit
Von Michael Kerzel

Eine halbe Stunde lief die Partie zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem SV Werder Bremen in der ersten Runde des DFB-Pokals. Der Bundesligist hatte bis dahin etwa 90 Prozent Ballbesitz, die Blau-Gelben verteidigten mit neun Mann in und um den eigenen Strafraum herum. Lediglich Stürmer Marco Prießner agierte etwas vorgezogen. Einen richtigen Angriff hatten die Delmenhorster bis dahin nicht gestartet, der Ball gelangte quasi nur bei Abstößen und Abschlägen in Werders Hälfte. Kurz: Atlas war von einem Torschuss, geschweige denn einem Tor weit entfernt. So schien es zumindest.

Doch dann fassten sich Oliver Rauh und Marvin Osei ein Herz und kombinierten sich bei einem Konter auf der rechten Seite durch. Rauh spielte den Ball quer in Richtung Prießner, ein Werder-Bein fälschte ab, sodass das Leder parallel zum Strafraum auf die linke Seite rollte. Auf dieser war Tom Schmidt mitgelaufen. Mit Blick auf SVW-Keeper Jiri Pavlenka und die voll besetzte Ostkurve nahm er die Kugel direkt und verwandelte aus knapp 20 Metern mit der rechten Innenseite unten links. Der Rest war Jubel. Eine Traube mit Atlas-Spielern bildete sich auf dem Rasen, Torwart Florian Urbainski stürmte aus seinem Kasten. Die Delmenhorster feierten das zwischenzeitliche 1:2 beim 1:6 (1:4) wie den Pokalsieg selbst. Damit hatten sie eines der großen sportlichen Ziele erreicht: Sie erzielten ein Tor. Ein sehr schönes dazu. Und es war kein Gnadenbrot wie ein 1:11 in der 90. Minute. Es passierte bei voller Bremer Gegenwehr. „Ein unbeschreibliches Gefühl“, meinte Schmidt und holte dann etwas weiter aus.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das noch mal passiert. In meinem nächsten Leben vielleicht“, meinte er und beschrieb dann die Szene aus seiner Sicht. Ein komischer Ball sei es gewesen. Er habe damit gerechnet, dass Werder-Verteidiger Theodor Gebre Selassie noch hinkommt und den Ball wegstochert. „Der Ball kam dann zu mir und ich habe mir dann einfach gesagt: kurze Ecke, flach reinmachen. Und der Rasen hat hier natürlich auch eine Super-Qualität. Ein Super-Gefühl. Ich glaube, wenn ich mir das morgen noch mal angucke, realisiere ich das erst“, sagte er. Natürlich habe er davon geträumt. „Aber im Spiel fokussiert man sich auf die Verteidigung, will kompakt stehen, nicht so viele Gegentore bekommen, am Spiel teilnehmen“, berichtete der 20-Jährige in der Interview-Zone nach der Partie.

Er strahlte noch förmlich vor Freude. Nicht nur, dass das Spiel für alle Atlas-Vertreter etwas ganz Besonderes war. Schmidt ist seit Kindertagen großer Werder-Fan. „Ich habe zu Hause Trikots von Werder, unter anderem von Claudio Pizarro. Ich habe – ich weiß nicht, wie viele – Spiele hier im Stadion in der Ostkurve miterlebt. Es bedeutet mir viel, gegen meinen eigenen Verein in einem Pflichtspiel ein Tor zu schießen. Das werde ich mein ganzes Leben mit mir nehmen. Es waren 200 Leute von mir hier im Stadion“, erzählte er.

Ein weiteres Werder-Trikot kam für ihn an diesem Abend nicht dazu, denn tauschen wollte er seines nicht. „Ne, ich behalte das Trikot, mit dem ich hier ein Tor geschossen habe“, sagte er. Insgesamt sei es schlicht ein großartiger Abend gewesen. „Nicht nur für uns, sondern für die ganze Stadt Delmenhorst. Die Fans waren super. Unsere drei Ecken hintereinander vor unserer Westkurve waren auch kein schlechtes Gefühl“, berichtete der 20-Jährige und lobte dann noch mal den eigenen Anhang. „Es war für uns ein Fußballfest. Unglaublich. Die Fans aus Delmenhorst sind schon in der Oberliga einmalig. Ganz, ganz treue Anhänger. Sie sind fußballverrückt. Sie lieben diesen Verein. Wir sind stolz auf den Verein und auf die Fans. Es war eine Super-Stimmung heute“, sagte er.

Dass ihm so viele Leute zugejubelt haben nach seinem Tor, habe er gar nicht richtig mitbekommen. „Ich hatte mir vorgenommen, dass ich einen Knierutscher mache, wenn ich ein Tor schieße. Auf die Nordkurve zu, weil da alle meine Leute waren. Es war die ganze Zeit so laut im Stadion, das hatte ich nicht so erwartet. Ich dachte, man kann sich auf dem Rasen besser verständigen. Es war insgesamt ein tolles Erlebnis“, fasste Tom Schmidt zusammen.

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