Am Ende war es durchaus etwas glücklich, dass sich der SV Atlas Delmenhorst gegen den Rotenburger SV mit 3:1 (1:0) im Viertelfinale des Niedersachsenpokals der Amateure durchgesetzt hatte. Gänzlich unverdient war es jedoch auch nicht, dafür zeigten auch die Rotenburger eine zu durchwachsene Vorstellung. Insgesamt zählt in einem K.o.-Spiel jedoch nur eines: das Weiterkommen. Und das machten die Mannen von Trainer Dominik Schmidt in 90 Minuten klar. Der Viertelfinalgegner steht noch nicht fest, laut Niedersächsischem Fußballverband gibt es in dieser Runde jedoch zwei regionale Töpfe. Voraussichtlich bekommt es Atlas damit entweder mit einem der Oberligisten Kickers Emden und TuS Bersenbrück oder dem Landesligisten SV Melle zu tun.
Vor rund 600 Zuschauern im Stadion an der Düsternortstraße ließen es beide Teams eher gemächlich angehen. Rotenburg hatte in der Anfangsviertelstunde einige Halbchancen, richtig gefährlich wurde es jedoch nicht. Lediglich Noel Lohmann traf nach einem kurz ausgeführten Freistoß den Außenpfosten, doch Damian Schobert im Kasten wäre zur Stelle gewesen. Auch die Gastgeber kamen außerhalb einer Halbchance von Joel Schallschmidt nach gut 20 Minuten nicht gefährlich vor das Tor. Die Delmestädter bekamen nun aber das Spiel unter Kontrolle, hatten viel Ballbesitz und ließen das Leder in ihren Reihen laufen. Teilweise standen minutenlang alle Feldspieler in Rotenburgs Hälfte, doch eine Lücke fanden die Blau-Gelben nicht. Gefährlich wurde es nur dann, wenn Shamsu Mansaray ins Dribbling ging. So holte der Außenstürmer nach einer halben Stunde einen Freistoß links neben dem Strafraum raus. Diesen zog Kapitän Florian Stütz, der den bei der afghanischen Nationalmannschaft weilenden Mustafa Azadzoy vertrat, über die Mauer ins kurze Eck zum 1:0 (33.). Später verzog er nach einem Dribbling (38.). Dass es zur Pause nicht Unentschieden stand, hatte aus Atlas-Sicht allerdings mit viel Glück zu tun. Nach einem missglückten Abspiel von Schobert hatte Stefan Denker aus 20 Metern seitlicher Position nur noch das leere Tor vor sich, traf jedoch die Latte (35.). "Wir haben es kontrolliert, haben den Ball gut laufen gelassen und sind auch verdient in Führung gegangen", sagte Schmidt zum ersten Durchgang.
Spiel wendet sich zweimal
Zur Pause wechselten die Gäste zweimal, stellten ihre Formation um und dominierten fortan das Geschehen. "Der Gegner hat das Zentrum zugemacht, hat mit zwei Sechsern und zwei Zehnern gespielt und damit unseren Überzahlspieler im Zentrum zugestellt. Dann muss die Mannschaft aber auch in der Lage sein, zu erkennen, dass dahinter Räume frei sind. Wir müssen da hinkommen, dass wir auf neue Herausforderungen des Gegners reagieren. Ohne dass der Trainer von außen Einfluss nehmen muss", erklärte Schmidt. Er könne die entsprechenden Informationen nicht lautstark reinrufen, da dann logischerweise auch der Gegner wisse, was passieren soll.
In Folge der Gäste-Dominanz parierte Schobert zunächst einen Flachschuss von Erik Köhler (49.), dann vergaben die Rotenburger gleich drei Großchancen innerhalb einer Minute. Lohmann scheiterte zunächst im Eins-gegen-eins und dann aus spitzem Winkel am Atlas-Keeper (57./58.). Im Anschluss an letzteren Versuch, hatte ein RSVer im Nachschuss die Riesenchance, traf aber nur Schoberts Fuß, der auf der Linie richtig stand. Der Ausgleich war längst überfällig. Schobert faustete einen Lohmann-Freistoß noch zur Ecke, doch nach dieser kam der Ball zum eingewechselten Max Buschermöhle. Dieser nahm das Spielgerät aus 16 Metern volley und traf traumhaft und unhaltbar zum 1:1 (59.). Die Gäste blieben das bessere Team, doch Atlas verhinderte fortan zumindest größere Torchancen. "Es ist jetzt in zwei Spielen so gewesen, dass wir nach der Pause Probleme haben, unser Spiel beizubehalten. Wir werden unruhig. Wir werden unsauber. Wir verlieren komplett den Kopf", ärgerte sich Schmidt. Er suche nach Lösungen für das Problem, habe aber noch keine gefunden. Im Ballbesitz mache seine Elf insgesamt zu viele Fehler.
Touray macht den Unterschied
Eine erneute Wende bekam das Spiel durch die Einwechselung von Ousman Touray (69.). Dieser stand nicht in der Startaufstellung, da er beim Aufwärmen Knieprobleme hatte. Der Außenstürmer nutzte gegen die hochstehenden Rotenburger den Raum hinter der letzten Linie. Zunächst erlief er einen langen Ball von Raoul Cissé und legte mustergültig in die Mitte. Mansaray brachte es jedoch fertig, das Leder aus fünf Metern über das leere Tor zu bugsieren (74.). Besser machte es Justin Dähnenkamp nach 82 Minuten. Dieses Mal schickte Tom Trebin Touray steil, der erneut stark in die Mitte legte. Dähnenkamp zeigte seine Vollstreckerqualitäten und ließ Schlussmann Jannis Trapp mit einem Linksschuss zum 2:1 keine Chance (82.). "Durch die Wechsel haben wir es dann geschafft, die freien Räume zu bespielen und haben dann auch die Chancen bekommen", sagte Schmidt.
Die Rotenburger warfen nun alles nach vorne, außer einem Kopfball von Kevin Klee, den Schobert sicher hielt, kamen jedoch keine Chancen zustande (86.). In der vierten Minute der Nachspielzeit, Trapp war bei einem Freistoß aus dem Halbfeld mit nach vorne geeilt, klärte Junior Ngongfor. Touray gewann gegen Rotenburgs letzten Mann das Sprintduell und schob ins leere Tor zum 3:1-Endstand ein.