Steffen Baumgart sorgte jüngst für einige Lacher am Rande des Trainingslagers des Bundesligisten 1. FC Köln. Einer seiner Spieler wurde von einem Journalisten gefragt, auf was er sich im Trainingslager am meisten freue. Der Aktive blickte sich zu seinem Trainer um und fragte, ob es einen Mannschaftsabend gebe. Baumgart hob den Daumen und ging dann selbst an die Mikrofone: "Seit wann freuen sich Spieler auf Trainingslager? Was ist das für ein Quatsch. Das ist noch nie passiert. Ich bin lange als Spieler in Trainingslager gefahren und hab mich nie gefreut", sagte er. Ähnliches teilte Atlas-Coach Dominik Schmidt jüngst mit. "Ich weiß, dass Trainingslager keinen Spaß machen. Ich habe als Spieler ja selbst viele mitgemacht. Aber klar ist auch, dass man sich jetzt die Körner holen muss und dass dazu jeder bereit sein muss. Man hat in der letzten Rückrunde gesehen, wie es nach einer 'Luschi-Wuschi-Vorbereitung' läuft", sagte er im Atlas-Podcast "Brechstange". In diesem war auch Rückkehrer Marlo Siech zu Gast und bekam dort wie der Kölner Spieler die Frage, welche Trainingsübung ihm im Trainingslager in Lastrup Spaß gemacht habe. "Gar nichts", sagte er lachend und fügte hinzu: "Das war eines der härtesten Trainingslager, das ich bisher hatte".
Eine der anstrengendsten Einheiten war dem Vernehmen nach "der Sandkasten". Sportchef Bastian Fuhrken berichtete das nach dem Testspiel am Sonntag in Stenum. 60 Minuten – aufgeteilt in jeweils zweimal 30 Minuten – Sprintübungen im Sand. "Danach haben alle echt gepumpt. Aber man fühlt sich schon geil, wenn man es geschafft hat. Wir werden dem Trainerteam nach fünf, sechs Spieltagen dankbar sein. Aber Spaß macht das nicht", betonte Siech.
Mehrere Einheiten pro Tag
Morgens um 7 Uhr begann der Trainingstag für die Blau-Gelben. Mit Yoga oder einer Laufeinheit, ehe es um 10 Uhr mit Kraft- und Konditionseinheiten weiterging. Fußballschuhe hatten die Akteure nur selten an. "Ich bin insgesamt sehr zufrieden mit dem Trainingslager. Die Jungs haben hart gearbeitet, viel gearbeitet und komplett durchgezogen", sagte Schmidt nach dem Spiel in Stenum, das quasi den Abschluss des Lagers bedeutete. "Mir war es wichtig, nach dem Trainingslager ein Spiel zu haben", meinte er. Insgesamt seien die Bedingungen in Lastrup sehr gut gewesen. "Die Anlage ist überragend. Man konnte da richtig gut arbeiten", sagte er. Die Intensität sei hoch gewesen. "Wir müssen uns jetzt die Körner holen, um dann ins Fußballerische zu gehen. Die Jungs haben insgesamt einen guten Eindruck gemacht. Das Miteinander war super", lobte Schmidt.
Im Fokus stand neben Kraft und Kondition auch das Teambuilding. "Die Jungs müssen sich finden und kennenlernen. Wir brauchen ein gutes 'Wir-Gefühl'. Dafür haben wir am Samstagabend auch einen Spieleabend gemacht, damit die Jungs Spaß haben", erklärte der Coach. Um die notwendige Teamchemie aufzubauen, sei es wichtig, ein paar Tage von zu Hause wegzukommen, "damit die Jungs drei, vier Tage nur sich haben". Generell lasse er, sagte Schmidt, zunächst eine lange Leine. "Wenn ich merke, dass das nicht funktioniert, werden die Zügel angezogen. Ich arbeite mit Zuckerbrot und Peitsche. Ziehen die Jungs mit, werden sie belohnt", sagte der Trainer. Wichtig sei, dass die Spieler daran glauben, dass es Sinn ergebe, was sie Trainer vorgeben.
Spieler sollen auf sich selbst achten
Natürlich gab es Regeln im Trainingslager: Abends waren maximal zwei Bier erlaubt, Alkohol gab es sonst keinen, um 23 Uhr war Zapfenstreich. "Ich bin kein Freund von Zimmerkontrollen und vertraue den Spielern da. Jeder muss den Anspruch haben, sich selbst zu pflegen, um am nächsten Tag wieder Vollgas geben zu können", erklärte Schmidt. Generell sei es beispielsweise jedem selbst überlassen, ob er rauche. "Wer das will, kann das machen. Er muss aber auf dem gleichen konditionellen Stand wie alle anderen sein", ordnete der Coach ein.
Auch im mentalen Bereich arbeiteten die Delmenhorster. "Ein grundlegender Punkt ist, dass die Jungs den Anspruch entwickeln, grundsätzlich jedes Spiel gewinnen zu wollen. Auch jedes Trainingsspiel. Das impfen wir ihnen ein", sagte Schmidt. Dafür solle sich der Gegner nach den Blau-Gelben richten. "Wir wollen unser Spiel gnadenlos durchziehen. Jeder muss glauben, dass wir jedes Spiel gewinnen können. Wo wir am Ende stehen, hängt davon ab, wie wir arbeiten", machte Schmidt deutlich. Er wolle eine Mannschaft formen, "die immer als Team auftritt. In guten, wie in schlechten Zeiten"