Das Viertelfinale im Fußball-Niedersachsenpokal zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und dem TuS BW Lohne hatte alles, was ein K.o.-Spiel braucht: sechs Tore, tolle Kombinationen, rassige Zweikämpfe und Spannung bis zum Schluss vor einer lautstarken Kulisse. Dass die Delmestädter sich mit 4:2 (0:1) im heimischen Stadion an der Düsternortstraße vor knapp 1500 Zuschauern durchsetzten, hatten sie einer starken Phase nach dem Seitenwechsel und einem gut aufgelegten Pascal Wiewrodt im Kasten zu verdanken.
Der Schlussmann stand im Pokal statt Eike Bansen zwischen den Pfosten, der in der Regionalliga bislang jede Partie bestritt. Ansonsten lief die zuletzt gewohnte Viererkette mit Marco Stefandl, Efkan Erdogan, Leo Weichert und Julian Stöhr auf. Im Mittelfeld agierte wie gewohnt Nico Matern auf der Sechs hinter den Achtern Florian Stütz und Willem Hoffrogge. Die Außenbahnen beackerten Lamin Touray und Mattia Trianni, als Zentrumsstürmer stellte Coach Key Riebau Ousman Touray auf.
Lohne ist gedankenschneller
Ohne großes Abtasten legten beide Teams mit hohem Tempo los und gingen beherzt in die Zweikämpfe. Bereits nach sechs Minuten verzeichneten beide Teams mehrere Abschlüsse, darunter jeweils eine große Chance: Auf Lohner Seite lief Drilon Demaj nach Ablage von Christopher Schepp alleine auf Wiewrodt zu, verstolperte das Leder jedoch. Atlas startete einen schnellen Gegenangriff, an dessen Ende Lamin Touray links Trianni freispielte, der den Kasten knapp rechts verfehlte (6.). Noch größer war die Gelegenheit für Lamin Touray kurz darauf. Lohne-Schlussmann Christoph Bollmann hielt mit dem Fuß Tourays Flachschuss, das Leder trudelte weiter Richtung Netz, doch der Keeper sprintete hinterher und kratzte es von der Linie (9.).
In der Folge verflachte die Partie, Lohne übernahm dann nach einer halben Stunde die Kontrolle. Gleich mehrfach endeten Atlas-Angriffe damit, dass Bollmann das Spielgerät in den Händen hielt und schnell umschaltete. Da die Rückwärtsbewegung der Blau-Gelben nicht stimmte, ergaben sich mehrere Überzahlsituationen für die Lohner. Nach 31 Minuten nutzte Schepp eine davon zur Führung. Weichert schätzte einen Bollmann-Abschlag falsch ein, sodass Thorsten Tönnies rechts Schepp bediente. Der legte auf Aaron Goldmann quer, der noch mal zurückspielte, sodass Schepp nur noch ins leere Tor zum 1:0 einschieben musste.
Nur zwei Zeigerumdrehungen später kam Aaron Goldmann am Fünfer nach einer Flanke frei zum Abschluss, doch Wiewrodt parierte. Nach 34 Minuten zappelte das Leder erneut im Atlas-Kasten. Unter großem Protest der Lohner Bank gab es jedoch nur Freistoß aus 20 Metern für den TuS. Schiedsrichter Felix Bahr erklärte, dass der spätere Torschütze im Abseits stand und er deshalb den eigentlichen Vorteil zurückpfiff. Eine zumindest sehr knappe Entscheidung. Nach 39 Minuten war es dann erneut Wiewrodt, der das 0:2 verhinderte: Er machte sich im Eins-gegen-eins gegen Tönnies breit und parierte den Abschluss (39.). Riebau hatte genug von der offenen Abwehr gesehen und nahm Erdogan noch vor der Pause vom Feld, brachte Mustafa Azadzoy und zog Stütz zurück (40.). Atlas rettete sich mit dem 0:1 in die Kabine. "Wir spielen eine gute erste Halbzeit und müssen höher führen", meinte Lohne-Coach Henning Rießelmann. Riebau stimmte ihm zu: "Wir hatten Freitag ein sehr intensives Spiel in Lübeck. Heute hat es 40 Minuten gedauert, bis wir da waren. Die Intensität war vorher nicht da. Wir haben es nach Ballverlusten nicht vernünftig gemacht", konstatierte der Atlas-Coach.
Atlas dreht auf
Mit Wiederanpfiff überrannten die Delmestädter die Gäste förmlich: In der 50. und der 52. Minute setzte sich Ousman Touray einmal links und einmal rechts im Strafraum stark durch und legte jeweils klug quer. Zunächst schob sein Bruder Lamin ein, dann Trianni – Atlas hatte die Partie auf 2:1 gedreht. Da Wiewrodt auf der Gegenseite mit einer Grätsche rettete, war es Ousman Touray vorbehalten, zum 3:1 selbst zu treffen: Lamin Touray flankte von links zu Stütz, der das Leder mit dem Vollspann in die Mitte brachte, wo Ousman Touray den Fuß hinhielt (58.). "Wir haben einen super Speed reingebracht und die Freiräume genutzt", sagte Riebau zum Beginn der zweiten Hälfte.
Lohne gab sich nicht geschlagen und erspielte sich mehrere Chancen: Doch Wiewrodt parierte einen Kopfball von Demaj aus kurzer Distanz (73.) und war mehrfach den einen Schritt schneller als die Lohner Stürmer und klärte in höchster Not. Chancenlos war er nach einer Ecke. Tönnies gewann das Kopfballduell und köpfte Steffen Rohwedder vor die Füße, der den Ball zum 2:3-Anschluss ins eigene Netz lenkte (90.+1). Atlas spielte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Minuten in Unterzahl, da Stefandl nach wiederholtem Foulspiel mit Gelb-Rot vom Platz geflogen war (80.).
Vier Minuten Nachspielzeit waren angezeigt, doch bereits in der zweiten machte Atlas alles klar. Rohwedder behauptete am Flügel stark einen langen Ball, legte auf Phil Gysbers ab, der zu Azadzoy weiterleitete. Und dieser markierte mit seinem ersten Heimtor die 4:2-Entscheidung.
Damit zieht Atlas ins Halbfinale ein. Dieses wird Ostern ausgetragen. Der Gegner steht noch nicht fest. Neben Atlas hat der VfL Osnabrück das Ticket gelöst. Zudem treffen im Viertelfinale noch der BSV Rehden und der VfB Oldenburg sowie der SSV Jeddeloh und der TSV Havelse aufeinander.