Es war ein sehr intensives Spiel in der Fußball-Regionalliga Nord. Nach 90 umkämpften Minuten stand ein 1:1 (1:0) zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und Phönix Lübeck auf der Anzeigentafel, mit dem die Blau-Gelben trotz Führung besser leben können als die Gäste aus Schleswig-Holstein. Atlas bleibt damit auf Rang zwölf und weist fünf Punkte Vorsprung auf die Abstiegszone auf, so denn nur drei und nicht mehr Teams absteigen. Das Ziel, auf einem einstelligen Platz zu überwintern, verfehlten die Blau-Gelben damit. Mit der Partie am Sonnabend vor rund 500 Zuschauern waren sie jedoch insgesamt zufrieden.
Bei Atlas meldete sich Coach Key Riebau krankheitsbedingt ab, für ihn übernahm Co-Trainer Malte Müller an der Seitenlinie. Zudem fielen Mattia Trianni und Tobias Steffen kurzfristig aus. Neben den Langzeitverletzten in der Verteidigung stand auch Mittelstürmer Dimitrios Ferfelis mit Achillessehnenproblemen nicht zur Verfügung. Für ihn begann Steffen Rohwedder, flankiert wurde dieser von den Touray-Brüdern Lamin und Ousman. Das Dreier-Mittelfeld bildeten Willem Hoffrogge, Olivér Schindler und Kapitän Nico Matern. In der Viererkette standen Marco Stefandl rechts, Julian Stöhr links sowie Raoul Cissé und Efkan Erdogan zentral. Das Tor hütete Eike Bansen.
Lübecker Chancenwucher
Die Gäste erwischten den besseren Start und hätten früh in Führung gehen können. Hendrik Wurr ließ zentral vor dem Tor Efkan Erdogan mit einer Körpertäuschung stehen und stand frei vor Bansen, schoss jedoch über den Kasten (4.). Nach acht Minuten lenkte Bansen einen Schuss aus guter Position von Sebastian Pingel über das Tor zur Ecke. Im Anschluss an diese wurde Atlas Spielidee deutlich: schnelle Gegenangriffe. Ousman Touray trieb den Ball nach abgewehrter Ecke über das Feld und legte vor dem Strafraum auf Hoffrogge ab, der mit links jedoch am Kasten vorbeizielte (9.). Atlas blieb in der Folge dran und ging nach einem Angriff über rechts in Führung. Stefandls Flanke nickte Hoffrogge am kurzen Pfosten zum 1:0 ein (16.). Er war einen Schritt schneller als Schlussmann Andrea Hoxha.
Wenig später hätte Lamin Touray die Führung ausbauen müssen. Nach einem überragenden Hoffrogge-Steilpass hatte er alleine vor Hoxha viel Zeit und ging am Torwart vorbei. Er verlor dabei aber zu viel Tempo und wurde vor dem leeren Tor noch fair von Ebrahim Farahnak abgegrätscht (23.). Die Partie verflachte nun und war von vielen Fouls geprägt. Auf dem tiefen Boden kam kaum Spielfluss auf. Eher zufällig ergab sich für Lübeck jedoch die Riesenchance zum Ausgleich. Nach einem abgefälschten Distanzschuss nahm Mateusz Ciapa das Leder fünf Meter vor dem Tor an und konnte sich die Ecke aussuchen. Er versuchte den Tunnel gegen den sich mit einem Spreizschritt breitmachenden Bansen. Der Schlussmann begrub so das Leder unter sich und hielt die Pausenführung fest (42.).
Gästecoach Oliver Zabel haderte mit der Chancenverwertung. "Das Thema läuft bei uns als Schallplatte auf Dauerrille. Ich war daher nicht überrascht. Aber gerade die 1000-prozentige vor der Pause muss man einfach nutzen", sagte er.
Atlas gehen die Körner aus
Generell missfiel Zabel die Leistung im ersten Durchgang, die von Lübecker Tempolosigkeit geprägt gewesen sei. "Das hat mich irritiert. Da haben mir Phasen nicht gefallen in der ersten Halbzeit", sagte er. Nach der Pause habe seine Elf eine Reaktion gezeigt und sei die bessere Elf gewesen. "Wir hatten da ein Chancenplus", konstatierte Zabel.
In der Tat kam Phönix nach einer ersten Abtastphase immer besser in Schwung. Ciapa scheiterte zweimal an Bansen (56./58.). Auf der Gegenseite hatte Atlas jedoch eine große Gelegenheit, um auf 2:0 zu stellen. Stefandl eroberte einen Ball in der gegnerischen Hälfte stark, kam nach Doppelpass frei zum flanken und fand Schindler in der Mitte. Dieser köpfte aus guter Position jedoch zu zentral, sodass Hoxha das Leder fing (61.). In der abschließenden halben Stunde waren es jedoch nahezu ausschließlich die Holsteiner, die für Gefahr sorgten.
Zunächst staubte Pingel nach einer Bansen-Parade gegen ein Ciapa-Flachschuss zum 1:1-Ausgleich ab (62.). Der Linienrichter hob überraschend die Fahne, Schiedsrichter Timon Schulz pfiff Abseits. Er entschied sich dann jedoch, das Gespräch mit seinem Assistenten zu suchen und den Treffer zu geben. Eine korrekte Entscheidung, da keine Abseitsposition vorlag. Unglücklich war das Hin und Her für die Delmestädter dennoch.
Bansen hält Punkt fest
Lübeck drückte nun. Michael Kobert köpfte eine Pingel-Flanke am kurzen Pfosten vorbei (66.), Pingel scheiterte aus dem Getümmel nach einer Ecke an einer Fußabwehr Bansens (70.). Die größte Chance ließ Morten Knudsen aus, der frei vor Bansen den Keeper anschoss, statt an ihm vorbeizugehen. "Der Torwart geht früh runter, das Geschenk muss man annehmen", meinte Zabel.
Atlas verlor in dieser Phase schnell die Bälle und kam kaum noch zu Entlastungsangriffen, verteidigte aber mit viel Einsatz und sicherte so den Punkt. "Es war ein extrem intensives Spiel und für mich natürlich was Besonderes", sagte Aushilfscoach Müller. Er sei "brutal stolz" auf seine Mannschaft. "Weil sie alles aus sich herausgeholt hat. Sie ging am Ende auf dem Zahnfleisch. Durch den Kampf haben wir den Punkt aber verdient", bilanzierte er.
Weihnachtspause beginnt
Eine kuriose Szene ereignete sich in der 94. Minute: Lübeck-Torwart Hoxha hatte Atlasstürmer Phil Gysbers im Strafraum umgeschubst. Der Unparteiische pfiff und zeigte Hoxha auch Gelb – und zusätzlich Freistoß für Lübeck, während die Delmestädter Elfmeter forderten. Gybers hatte Hoxha an einem schnellen Abwurf aus dem Spiel heraus gehindert. Der Pfiff ertönte allerdings erst, als der Atlas-Stürmer schon auf dem Boden lag. Schiedsrichter Schulz wertete die Behinderung Gysbers' als Foul und den Schubser anschließend als Unsportlichkeit. "Dass er da die Nerven verliert, darf ihm einfach nicht passieren", tadelte Zabel seinen Schlussmann.
Atlas verabschiedet sich nun in die Weihnachtspause. Startschuss im kommenden Jahr soll der 9. Januar sein.