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Fußball-Regionalliga Warum das Spiel zwischen dem SV Atlas und Kickers Emden so brisant ist

Das Spiel zwischen dem SV Atlas Delmenhorst und Kickers Emden ist ein Regionalliga-Kellerduell, doch die Fans beider Klubs fiebern dem Ereignis entgegen. Was vor dem brisanten Aufeinandertreffen wichtig ist.
04.11.2022, 17:45 Uhr
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Warum das Spiel zwischen dem SV Atlas und Kickers Emden so brisant ist
Von Christoph Bähr

Bastian Fuhrken hatte am Freitag beruflich einiges zu tun. Das war gut für den Sportlichen Leiter des Fußball-Regionalligisten SV Atlas Delmenhorst, denn dadurch war er abgelenkt und die Nervosität stieg noch nicht ganz so doll an. Als er dann aber am Nachmittag noch einmal den Gästeblock im Stadion an der Düsternortstraße inspizierte, war es vorbei mit der Gelassenheit. "Es fängt an zu kribbeln, und zwar noch etwas mehr als sonst. Ich bin zwar für den Verein tätig, aber ich bin auch Fan. Und das Spiel ist eben etwas Besonderes", sagte Fuhrken mit Blick auf die Heimpartie gegen Kickers Emden an diesem Sonnabend ab 14 Uhr.

Warum ist das Spiel so besonders?

Als der SV Atlas in der Landesliga im Jahr 2016 erstmals nach der Neugründung wieder auf Kickers Emden traf, wunderte sich Bastian Fuhrken im Vorfeld: "Das war unser erstes Spiel gegeneinander, aber das hatte direkt eine gewisse Brisanz. Ich wusste nicht, warum das so war, aber es hatte wohl mit der Geschichte des alten SV Atlas zu tun." Tatsächlich trafen Atlas und Emden schon in den 80er- und 90er-Jahren regelmäßig aufeinander, und es entwickelte sich eine Rivalität zwischen den Fanlagern. Insgesamt gab es 22 Duelle zwischen den Klubs, von denen die Emder elf gewannen und die Delmenhorster acht. Dazu kamen drei Unentschieden. In jüngerer Vergangenheit spielten die Vereine viermal in der Landes- und Oberliga gegeneinander. Bei zwei Remis siegte einmal Atlas und einmal Emden.

Woher kommt die Brisanz?

Neben der traditionellen Rivalität gab es ein Ereignis, das das Verhältnis zwischen den Fanlagern aus Emden und Delmenhorst nachhaltig belastet hat. Im September 2016 verlor der SVA mit 2:4 in Ostfriesland, danach prügelten sich vor dem Stadion Anhänger beider Vereine. Auch Hooligans aus Bremen, Essen und Meppen sollen mitgemischt haben. Die Polizei griff ein, zwei Beamte wurden leicht verletzt. Seitdem blieb es bei den Duellen zwischen Atlas und Emden friedlich, die Fans beließen es bei Schmähgesängen gegen den Erzrivalen. An diesem Sonnabend werden beide Fanlager wie üblich getrennt. 150 Anhänger aus Emden werden erwartet. Sie erreichen den Gästebereich über den Parkplatz der Stadionhalle. Die Heimfans sollen die Eingänge am Hasporter Damm und bei der Gaststätte "Jan Harpstedt" nutzen. "Ich glaube nicht, dass man Ausschreitungen befürchten muss", sagte Fuhrken. "Alles ist vorbereitet, die Polizei wird das Spiel begleiten. Wir hatten bisher schon zwei Heimspiele gegen Emden, und da hatten wir auch alles im Griff."

Ist das Spiel ein Derby?

Von der Entfernung her nicht. Die Stadien von Atlas und Emden liegen rund 120 Kilometer auseinander. Der Begriff "Derby" wird für das Prestigeduell trotzdem immer wieder benutzt und ist auch nicht ganz verkehrt, schließlich gehören beide Vereine zum Fußballbezirk Weser-Ems. Fuhrken betonte aber: "Für mich ist das Spiel gegen Emden kein Derby. Ein Derby bestreitet man doch gegen einen Nachbarn, das gilt zum Beispiel für den Bremer SV."

Wie ist die sportliche Ausgangslage?

Beide Teams stehen mit dem Rücken zur Wand. Kickers Emden ist noch nicht richtig in der Regionalliga angekommen und liegt am Tabellenende. Aus den jüngsten drei Partien holte der Aufsteiger aber immerhin vier Punkte. Am Dienstagabend erkämpften sich die Ostfriesen ein 0:0 gegen Hildesheim. "Ich denke schon, dass sie etwas Selbstvertrauen getankt haben", sagte Atlas-Trainer Key Riebau. Anders sieht es bei seinem Team aus: Die Blau-Gelben haben sieben Spiele in Folge nicht gewonnen und zuletzt dreimal in Serie verloren. Dennoch sei die Vorfreude auf das Emden-Spiel groß, betonte Riebau. "Wir hatten eine sehr intensive Trainingswoche. Ich habe eine Mannschaft gesehen, die gewillt ist, das Spiel unbedingt zu gewinnen." Die große Stärke der Emder sei der Kampfgeist. "Egal, wie es steht, sie machen immer weiter", sagte Riebau. "Wir müssen den Kampf annehmen. Es geht nur über die Grundtugenden Kämpfen, Laufen, Beißen. Wenn wir an unsere Grenzen gehen, werden wir gewinnen." Fuhrken betonte: "Es ist das wichtigste Spiel der Saison bisher. Nur drei Punkte zählen. Der Druck lastet jetzt auf uns, aber das sollte dafür sorgen, dass wir mit etwas Wut ins Spiel gehen."

Wie ist die Personallage?

Beim SVA sehnen sie schon länger die Rückkehr von Toptorjäger Dimitrios Ferfelis herbei. Nach seinem Muskelfaserriss könnte der Angreifer gegen Emden zumindest als Joker auf der Bank Platz nehmen. Außenstürmer Mattia Trianni, der zuletzt angeschlagen war, hat die Woche über komplett trainiert und ist laut Riebau wieder richtig fit. Mittelfeldspieler Olivér Schindler ist gelbgesperrt. Bei Emden fehlt Milad Faqiryar wegen seiner Gelb-Roten Karte gegen Hildesheim. Der ehemalige Atlas-Kapitän Nick Köster konnte es derweil vermeiden, seine fünfte Gelbe Karte zu bekommen, und erlebt somit ein Wiedersehen mit den Blau-Gelben. Er sei Atlas noch verbunden, sagte der defensive Mittelfeldspieler, betonte aber: "Auf dem Platz heißt es für mich: 90 Minuten alles geben für den Sieg von Kickers Emden. Nach dem Spiel können wir dann eine Cola zusammen trinken." Daraufhin stichelte Fuhrken: "Nick kann gerne eine Cola trinken, ich nehme lieber ein Siegerbier."

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