Herr Köster, am Sonnabend spielen Sie mit Kickers Emden gegen die alten Teamkollegen vom SV Atlas. Läuft Ihr Handy schon heiß?
Nick Köster: Nein, bisher noch nicht. Ich hatte zwar Kontakt mit ein, zwei Jungs von Atlas, aber um das Spiel ging es dabei bisher gar nicht. Erst einmal galt meine Konzentration ja auch unserem Spiel gegen Hildesheim am Dienstagabend. Ich denke aber, dass es in den kommenden Tagen noch einige Sticheleien geben wird.
Gegen Hildesheim hat sich Ihre Mannschaft ein 0:0 erkämpft. Sie sind mit vier Gelben Karten in die Partie gegangen. Wie groß war die Sorge, dass Sie die fünfte Verwarnung erhalten und dann gegen Atlas gesperrt sind?
Ich habe versucht, keine Gelbe Karte zu bekommen. Trotzdem musste ich natürlich voll in die Zweikämpfe gehen. Hätte ich zum Beispiel ein taktisches Foul begehen müssen, hätte ich es auch gemacht. Dafür war das Spiel zu wichtig. Jetzt bin ich froh, dass ich gegen Atlas spielen kann. Es wäre schon sehr bitter gewesen, das Spiel wegen einer Gelbsperre zu verpassen.
Nach dem Remis gegen Hildesheim hat Kickers Emden nun sieben Punkte auf dem Konto und liegt weiterhin auf dem letzten Tabellenplatz. Warum ist Ihre Mannschaft als Aufsteiger noch nicht so richtig in der Regionalliga Nord angekommen?
In der Regionalliga wird jeder Fehler bestraft. Defensiv kompakt zu verteidigen, hat bei uns in vielen Spielen noch nicht so geklappt. Die Tendenz ist aber aufsteigend, das war jetzt gegen Hildesheim zu sehen. Schon beim 1:6 gegen Lohne haben wir über weite Strecken ordentlich gespielt, dann aber recht spät noch drei Tore kassiert. Wir müssen defensiv kompakt stehen, dann erhöht sich unsere Chance auf Punkte. Offensiv geht bei uns immer etwas.
Kürzlich soll Ihr Trainer Stefan Emmerling Vier-Augen-Gespräche mit jedem Spieler geführt haben. Worum ging es dabei?
Die Leistung jedes Spielers in der bisherigen Saison wurde bewertet. Es wurde angesprochen, was man verbessern kann. Und ich glaube, dass jeder bei uns etwas besser machen kann. Wir haben konstruktiv miteinander gesprochen. Ich denke, dass die Sinne dadurch noch einmal geschärft wurden. Jeder weiß, dass er noch ein paar Prozente drauflegen muss.
Ihr Trainer Stefan Emmerling ist sehr erfahren und war einst Bundesliga-Profi. Wie geht er mit der sportlichen Misere um?
Für den Trainer ist es natürlich eine schwierige Situation. Er hat gerade keinen einfachen Job, denn er muss eine Mischung aus Kritik und Motivation finden. Ich glaube, dass er erfahren genug ist und die Situation sehr gut händelt. Im Endeffekt sind es wir Spieler, die das umsetzen müssen, was er vorgibt.
Der Abstand zum Vorletzten FC St. Pauli II beträgt aktuell sieben Punkte, die Saison ist aber noch lang. Wie groß ist der Glaube an den Klassenerhalt in der Mannschaft?
Der Glaube ist da. Sonst gewinnt man nicht gegen St. Pauli oder holt einen Punkt gegen Hildesheim.
Ein Sieg gegen den Erzrivalen Atlas wäre für die Emder Fans nun besonders wichtig, oder?
Ja, schon beim Spiel gegen Lohne haben sich unsere Fans am Ende auf Delmenhorst eingestimmt. Es ist eben ein Derby, ein besonderes Spiel, und wir können in diesem Spiel bei unseren Fans einiges wiedergutmachen. Das sollte für alle Motivation genug sein.
Beim SV Atlas lief es zuletzt auch nicht rund, das Team ist seit sieben Spielen sieglos und auf Rang 16 abgerutscht. Nun könnten Sie ihren Ex-Klub mit einem Sieg am Sonnabend tief in die Krise stoßen. Löst das bei Ihnen gemischte Gefühle aus?
Klar bin ich dem SV Atlas noch verbunden, aber ich kann am Sonnabend keine Rücksicht auf irgendetwas nehmen. Auf dem Platz heißt es für mich: 90 Minuten alles geben für den Sieg von Kickers Emden. Nach dem Spiel können wir dann gerne eine Cola zusammen trinken.
Sind Sie überrascht, dass der SV Atlas in der Tabelle so weit unten steht?
Ich war in dieser Saison noch bei keinem Atlas-Spiel im Stadion, habe mir aber einige Partien online angeschaut. Aus der Ferne ist die Lage dennoch schwer zu beurteilen, zumal ich genug mit unserer Situation in Emden zu tun habe. Ich glaube aber schon, dass die Mannschaft mehr Qualität besitzt, als die Punkteausbeute momentan aussagt. Der SV Atlas wird sicher noch seine Punkte holen, nur bitte nicht gegen uns.
Sie hatten während Ihrer Atlas-Zeit viel Kontakt zu den Fans und waren beliebt. Was für einen Empfang erwarten Sie am Sonnabend im Delmenhorster Stadion?
Ich bin mir nicht so sicher, wie der Empfang ausfallen wird. Mein Wechsel hat viele Facetten. Mal schauen, ob es Pfiffe gibt.
Sie sind nach Emden gewechselt, um noch einmal eine neue Herausforderung anzugehen. Nun stehen Sie mit Ihrer neuen Mannschaft am Tabellenende. Hand aufs Herz: Haben Sie den Wechsel schon einmal bereut?
Nein, ich stehe zu meiner Entscheidung. Man muss jede Situation annehmen, und ich bin erfahren genug dafür. Bei Kickers Emden gefällt es mir insgesamt auch sehr gut, wenn man unsere Punkteausbeute mal außen vor lässt. Dazu komme ich gerade richtig in den Wettkampfrhythmus. Ich bin ganz gut drauf und hoffe, dass ich von Verletzungen verschont bleibe. In der vergangenen Saison war ich zweimal länger verletzt und konnte nur wenig spielen. Das hat keinen Spaß gemacht. Der Wettkampfrhythmus ist einfach durch nichts zu ersetzen.