Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Taubenhaus in Delmenhorst Neues Zuhause für Stadttauben

„Ratten der Lüfte“ werden Tauben häufig genannt. Doch eigentlich finden sie einfach nur keinen artgerechten Lebensraum, meint der Stadttaubenverein. Er will in der City Taubenhäuser errichten.
29.06.2020, 06:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Neues Zuhause für Stadttauben
Von Annika Lütje

Delmenhorst. Beim Gang durch die Delmenhorster City sind sie allgegenwärtig: Stadttauben. Für viele Menschen sind sie ein einziges Ärgernis. „Ratten der Lüfte“ werden sie häufig genannt, weil ihr Kot überall zu sehen ist und sie der einhelligen Meinung nach Krankheiten übertragen. Doch das liegt zu einem großen Teil nur daran, dass die Tauben keinen passenden Lebensraum und nicht die richtige Nahrung finden. „Die Stadttauben stammen von den Felsentauben ab. Deshalb nisten sie gern auf hohen Gebäuden, Fenstersimsen und Hausvorsprüngen – und die finden sie in der Stadt. Das sind ihre Felsen“, erklärt Nele Volberg, zweite Vorsitzende des Delmenhorster Stadttaubenvereins.

„Leider finden die Tauben dort keine adäquate Nahrung, sondern nur die Abfälle von Menschen. Deshalb werden sie so krank“, erzählt Volberg weiter. „Das kann man sich so vorstellen, wie wenn wir gezwungen wären, uns ausschließlich von Fast Food zu ernähren. Dann ginge es uns auch schlecht, wir würden krank, bekämen Durchfall. Wenn Tauben Hunger haben und sich schlecht ernähren, scheiden sie durch den Kot Magensäure aus, und die besteht bei ihnen aus Salzsäure. Deshalb ätzt der Taubenkot so sehr“, erklärt Volberg das Problem.

Die Stadttauben bräuchten also einen Ort, an dem sie artgerecht leben und sich – wie es sich für sie gehört – mit Körnern ernähren könnten, um gesund zu bleiben. Damit wäre auch das Taubenproblem für die Menschen in der Innenstadt gelöst. Dabei könnten Taubenhäuser helfen. Taubenschläge, in denen die Vögel nisten könnten. „Die Idee ist, sie dort zu bestimmten Zeiten zu füttern, zu zählen, den Schlag zu säubern und ihre Eier gegen welche aus Kunststoff oder Gips auszutauschen. Langfristig – damit sind aber bis zu zwei Jahre gemeint – würden die Tauben dorthin ziehen. Aber nur, wenn der Standort stimmt. Tauben sind nämlich sehr standorttreu“, sagt Volberg.

Seit sich der Stadttaubenverein vor zweieinhalb Jahren gegründet hat, ist er nicht untätig gewesen, die Mitglieder haben sich mit der Situation genau vertraut ge- und in der City drei große Schwärme ausgemacht: einen am ZOB, einen am Rathaus und einen beim Bürgerbüro. Zwei bis drei weitere leben in Düsternort und im Wollepark, weil ihnen dort die hohen Wohngebäude zugute kommen.

Passende Orte für die Taubenhäuser zu finden, ist aber gar nicht so einfach, sagt Volberg. Immer wieder gebe es Einwände seitens der Stadt. Und aus dem Fachdienst Stadtgrün und Naturschutz heißt es „aufgrund Personalmangels muss das Thema aufgeschoben werden“, wie Henning Suhrkamp, erster Vorsitzender des Stadttaubenvereins, berichtet. Zudem bestehe der Fachdienst auf ein fertiges Konzept, das er der Politik vorlegen kann. Doch damit gehe die Verwaltung das Thema vom falschen Ende an. Zunächst müsse nach Suhrkamps Meinung der zuständige Fachausschuss beschließen, dass die Verwaltung in Zusammenarbeit mit dem Stadttaubenverein mit den Planungen für die Einrichtung eines Taubenhauses beginnen bedarf.

Gerade in der City seien gute Plätze vorhanden. „Auf einem Parkhaus oder auf dem ehemaligen Hertie-Gebäude könnte man gut Volieren aufstellen. Je höher, desto besser“, so Volberg. Sie ergänzt: „Es ist eigentlich schon traurig, dass wir noch immer nicht weitergekommen sind. Wir waren der erste Stadttaubenverein in der Region. Dann hat sich einer in Oldenburg gegründet und dann in Bremen. In Bremen steht schon das erste Taubenhaus. Und wir reden uns seit zwei Jahren die Münder fusselig.“

Immerhin in Düsternort haben sie nun eine Fläche, die sich in Privatbesitz befindet, für ein Taubenhaus bekommen. „Wir müssen nun überlegen, ob man dort am besten eine alte Gartenhütte, einen Bauwagen oder eine Voliere aufstellt. Zudem suchen wir noch vor Ort zuverlässige Menschen, die sich bereit erklären, die Tauben regelmäßig zu füttern und das Taubenhaus zu reinigen. Das können sich auch gern mehrere Leute teilen, damit es nicht so viel Arbeit wird“, erzählt Volberg.

Der Stadttaubenverein ist auf Facebook unter „Delmenhorster Stadttauben“ zu finden. Zudem findet ein öffentlicher Stadttauben-Stammtisch am Donnerstag, 2. Juli, beziehungsweise an jedem ersten Donnerstag eines Monats statt. Die Teilnehmer treffen sich um 19 Uhr im Restaurant Markt Eins am Mühlendamm 3 beziehungsweise am Rathausplatz.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)