Die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) startet mit ersten Warnstreiks beim in Delmenhorst, Neu-Ulm und Bingen am Rhein tätigen Nahrungsmittelproduzenten CSM Deutschland. Das betrifft auch die 128 Mitarbeiter am Bremer Feld in Delmenhorst, die an diesem Dienstag ab 14 Uhr ihre Arbeit niedergelegt haben. "Die Warnstreiks der Beschäftigten sind ein deutliches Zeichen an die Arbeitgeber: Sie sind streikbereit und werden sich nicht mit Kleingeld abspeisen lassen", sagt Rajko Pientka, Verhandlungsführer der Gewerkschaft. Eine erste Verhandlungsrunde war am 21. Dezember des vergangenen Jahres ergebnislos geblieben. Die deutschlandweit tätige CSM Ingredients Deutschland hat einen Haustarifvertrag, der in allen Werken des in Bremen ansässigen Unternehmens gilt. Die bislang aktuelle Fassung wurde im Jahr 2022 unterzeichnet, laufe also bereits länger als die üblichen zwölf Monate, so Gewerkschaftssekretär Björn Bauer von der NGG.
Die Gewerkschafter blicken vor allem auf die hohen Inflationsraten der vergangenen Monate, die in Form massiver Preissteigerungen auf die Haushaltskassen der Beschäftigten drücken: "Die Belegschaften haben völlig zu recht besondere Erwartungen", sagt Pientka. Die Gewerkschaft erwartet eine überproportionale Steigerung, um mindestens auf das Kaufkraftniveau der vergangenen Jahre zurückzukommen. "Kolleginnen und Kollegen, die in der untersten Entgeltgruppe eingruppiert sind, bekommen aktuell am Monatsende ein Bruttoeinkommen von 2159 Euro", erklärt Pientka. Das entspreche einem Stundenentgelt von 13,08 Euro. Unterm Strich fordern die Gewerkschafter eine Lohnerhöhung um zwölf Prozent, um die Teuerung der vergangenen Monate aufzufangen.
Zweite Verhandlungsrunde ab Donnerstag
Die zweite Verhandlungsrunde beginnt nach Angaben der Gewerkschaft an diesem Donnerstag, 11. Januar, am Unternehmenssitz in Bremen. "Die Rückmeldung aus den Betrieben ist eindeutig: Wenn die Einkommen nicht überproportional steigen, werden weitere Streiks folgen", gibt sich die Gewerkschaft kampfbereit. Die NGG fordert für die Beschäftigten eine monatliche Gehaltserhöhung um 450 Euro und für Auszubildende von 200 Euro.
Die Unternehmensleitung war am Dienstagmittag von dem Streik überrascht worden: "Unser Plan ist aufgegangen, alle haben dichtgehalten", sagte Bauer zu den Streikenden am Werkstor am Bremer Feld. Der Streik betrifft die Spät- und die Nachtschicht des 24 Stunden täglich tätigen Werks. Vor dem Werkstor hatten sich an die 70 Mitarbeiter versammelt und in grünen Warnwesten und mit Trillerpfeifen ausgestattet ihrem Unmut über die zaghaften Angebote der Arbeitgeberseite Luft gemacht. Auch an den anderen Standorten haben am Dienstag entsprechende Warnstreiks stattgefunden, so Bauer. Am Standort Gerlenhofen in Neu-Ulm war der Streik am Dienstag jedoch ins Wasser gefallen, weil das Werk gewissermaßen von außen ohnehin bestreikt wurde. Dort waren die Proteste der Landwirtschaft, die in Delmenhorst und umzu den Verkehr bereits am Montag weitgehend lahmgelegt hatten, fortgesetzt worden, weshalb aufgrund nicht gelieferter Produktionsmittel der Betrieb ohnehin nicht aufrechterhalten werden konnte, sagte Bauer.