Mit großen Schablonen und weißer Farbe wurde gerade die Fahrbahn der Otto-Jenzok-Straße in Delmenhorst markiert, um auf die dort angeordnete Tempo-30-Zone aufmerksam zu machen.
"Die Höchstgeschwindigkeit gilt bis zur Aufhebung der Zone, dies unterscheidet eine 30er-Zone von einer regulären, streckenbezogenen Temporeduzierung", erklärt Ute Winsemann aus der Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Redaktion. Der Beschilderungsaufwand sei dadurch deutlich geringer. Die Bodenmarkierung "30" ist in Delmenhorst Standard für Tempo-30-Zonen. Ergänzt werden diese Markierungen durch Wartelinien in Kreuzungs- und Einmündungsbereichen. "Dies ist nicht vorgeschrieben, erhöht aber die Aufmerksamkeit", erklärt Winsemann. Zudem werde ein Wiedererkennungswert für die stadtweit eingerichteten Zonen geschaffen. Derzeitig sind etwa 50 Tempo-30-Zonen im gesamten Stadtgebiet eingerichtet.
Straßenverkehrsbehörden entscheiden
Die Entscheidungshoheit über die amtliche Verkehrsbeschilderung liegt grundsätzlich bei den Straßenverkehrsbehörden. Die Einführung von 30-Zonen wird auch von der Verkehrs- und Sicherheitskommission beraten – in diesem Gremium ist neben Vertretern der Stadtverwaltung auch die Polizei vertreten, erklärt Torsten Blume, Verkehrssicherheitsberater der Polizei Delmenhorst: "Wir arbeiten eng mit den Straßenverkehrsämtern zusammen." Das Piktogramm auf der Straße soll das geltende Tempolimit verdeutlichen. Blume geht davon aus, dass künftig noch mehr 30-Zonen in Delmenhorst ausgewiesen werden: "Insbesondere, weil immer mehr Fahrräder und Pedelecs unterwegs sind."
Gerade im Bereich vor Schulen seien Tempo-30-Zonen oder Bereiche, die für einen Straßenabschnitt das Tempolimit reduzieren, wichtig: "Kinder können Geschwindigkeiten nicht so gut einschätzen", sagt Blume. Gleiches gelte auch für Senioreneinrichtungen. Mit solchen Zonen werde Unfällen vorgebeugt und falls es zu einem Unfall kommt, seien die Folgen durch die langsamere Geschwindigkeit meistens wesentlich geringer. Denn bei einem Bremsvorgang ist der Anhalteweg dann viel kürzer, als bei höherer Geschwindigkeit, meint der Beamte: "Wenn sich die Geschwindigkeit verdoppelt, vervierfacht sich der Anhalteweg." So könnte etwa jemand, der 30 Stundenkilometer fährt, wenn nötig noch anhalten – bei Tempo 50 hätte derjenige aber gar nicht die Chance. "In dieser Zeit hätte der schnellere Fahrer noch gar nicht reagiert", sagt Blume.
Anwohner würden sich immer wieder an die Polizei wenden, weil sie sich Geschwindigkeitsbegrenzungen wünschen. Beispielsweise, weil Fahrer vor der jeweiligen Haustür zu schnell fahren, so Blume. Gerade Eltern mit Kindern regen oftmals Temporeduzierungen an – etwa an Straßen, die auf Schulwegen oder an der Strecke zur Kindergartenstätte liegen. "Vieles würde durch gegenseitige Rücksichtnahme erleichtert werden", betont der Beamte.
Menschen sensibilisieren
Aber nicht nur mit Bodenmarkierung sollen die Menschen sensibilisiert werden, sagt Blume: "Wir informieren oft bei Veranstaltungen über Verkehrsregeln." Auch die eigene Sichtbarkeit auf Straßen zu erhöhen, oder beim Radfahren einen Helm zu tragen, werde häufig thematisiert. Denn einige Bereiche der Verkehrsregeln geraten bei Bürgern in Vergessenheit. Etwa, dass Fahrer keine Vorfahrt haben, wenn sie aus einem verkehrsberuhigten Bereich, also sogenannten Spielstraßen, kommen. Auch, dass an einem fahrenden Bus mit eingeschaltetem Warnblinker beidseitig nicht vorbeigefahren werden darf, nennt der Beamte als Beispiel.
Dass manche Regeln im Straßenverkehr gar nicht so einfach sind, weißt Gabriel Hanno, Fahrlehrer und Inhaber von Gabriel’s Fahrschule: "Manchen Fahrschülern fallen gerade Vorfahrtsregeln wie das Rechts-vor-Links-Gebot am Anfang schwer." Auch Ausnahmen, wie etwa bei Straßen mit abgesenktem Bordstein, müssen beachtet werden. Wo viele Fahrradfahrer und Fußgänger unterwegs sind, hält Hanno Tempo-30-Zonen für sinnvoll: "An Hauptstraßen können diese aber auch den Verkehrsfluss hindern." So wie die Zonen derzeit in Delmenhorst angelegt sind, reiche es aus.