Am Ter-Berg-Ring in Dwoberg scheint die Welt nicht in Ordnung zu sein: In der Einfamilienhaus-Idylle liegt ein Spielplatz und der grenzt direkt an die Straße. Eigentlich eine tolle Idee, könnte man meinen, doch der Teufel steckt im Detail. Uwe Koss wohnt direkt gegenüber dem Spielplatz und hat schon einige Situationen miterlebt, die für die Kinder auch ungünstig hätten ausgehen können. Das Problem sind für Koss gewiss nicht die Kinder, sondern viel mehr die Autos. Deren Fahrer halten sich vielfach nicht an die durch Straßenschilder angeordnete Schrittgeschwindigkeit. Sondern fahren zu schnell und reagieren dann zu langsam.
"Der Spielplatz liegt direkt hinter einer Kurve, und die ist so eng, dass man sie nicht einsehen kann", sagt Koss und stellt fest: "Wenn die Kinder vom Spielplatz kommen und nach Hause wollen, dann stehen die schnell auf der Straße und werden erst in dem Moment vom Autofahrer bemerkt." Bei Uwe Koss und seiner Frau Erika zu Hause wohnen keine kleinen Kinder. Bei Adam Gawlitza, der auch an der Straße wohnt, hingegen schon. Gemeinsam mit einem weiteren Nachbarn versuchen sie gemeinsam, die Situation zu entschärfen. Kleine Plastikfiguren sollen bereits in der Kurve darauf hinweisen, dass nach wenigen Metern ein Spielplatz lauert. "Die haben wir von unserem Geld hier aufgestellt", sagt Erika Koss. Man könnte das ein löbliches, bürgerliches Engagement nennen, doch im Grunde genommen ist es illegal. Denn: "Jedwede Markierung der Straße beziehungsweise die Aufstellung von Schildern oder Ähnlichem liegt in der Zuständigkeit der unteren Verkehrsbehörde und kann nicht durch private Initiative umgesetzt werden", bekamen die Anwohner von der Stadtverwaltung zu lesen.
Schilder und Figuren zielführend und doch verboten
Zwar räumt die Stadtverwaltung in dem Schriftwechsel, der unserer Redaktion vorliegt, ein, dass der Spielplatz Verbesserungspotenzial hat. Doch weder das Anbringen von Bodenschwellen noch Geschwindigkeitsmessungen seien möglich. Und Hindernisse, Schilder und Markierungen dürften auf keinen Fall durch Private angebracht werden: "Sämtliche dieser Dinge sind unverzüglich zu entfernen." Das hatten die Nachbarn vor gut einem Jahr mitgeteilt bekommen und die Welt nicht mehr verstanden. Die Figuren stehen weiterhin.
Im Frühsommer, also vor ein paar Monaten, kam wieder Bewegung in die Sache. Der Fachdienst Verkehr, dessen Spitze längere Zeit verwaist gewesen war, hatte mit Moritz Niemann einen neuen Leiter bekommen. Dieser, selbst Vater kleiner Kinder, machte schnurstracks eine Begehung. Anschließend schrieb er, dass er die Warnschilder und Figuren für zielführend halte, auch wenn sie gar nicht sein dürften. "Auf dem Spielplatz selbst ist mir aber aufgefallen, dass im Zugangsbereich lediglich ein einzelner Klapppfosten montiert wurde", schreibt Niemann. Der Pfosten werde dann umgeklappt, wenn die Stadtverwaltung ihre Gärtner losschickt, um auf dem Spielplatz den Rasen zu mähen und die Sträucher zu beschneiden, also insgesamt für Ordnung zu sorgen.
Doch: "Die Kinder können so beim Spielen sehr schnell vom Spielplatz auf die Straße gelangen", lautet Niemanns Erkenntnis. Eine Umlaufsperre, also eine Art Zaun, bei dem gewissermaßen in einer Schlangenlinie gelaufen werden muss, um vorwärtszukommen, würde dafür sorgen, dass die Kinder nicht ungehindert auf die Straße laufen können, so Niemann. Die Umlaufsperre würde rennende Kinder ausbremsen und dadurch daran erinnern, nach links und rechts zu schauen. Und die Autofahrer hätten mehr Zeit, um auf den Spielplatz und möglicherweise in der Nähe befindliche Kinder zu achten.
Nachbarn halten an Bodenschwelle fest
Die Anwohner wünschen sich weiterhin eine Bodenschwelle, die zum Langsamfahren zwingt. "Die Paketfahrer sind immer in Eile und entsprechend schnell unterwegs", beklagt sich Uwe Koss und fügt hinzu: "Doch selbst die Anwohner sind manchmal in Gedanken und drücken zu stark aufs Gaspedal." Es müsse also eine technische Einrichtung her, die daran erinnert, nicht zu schnell zu fahren. Schilder allein würden nicht helfen.
Nun soll die Verkehrssicherheitskommission, in der neben Vertretern der Stadtverwaltung auch die Polizei vertreten ist, die Problematik diskutieren. Und so lange es keine angemessene Lösung gibt, wollen die Nachbarn die Plastikfiguren und Hinweisschilder auf der Straße lassen. Auch wenn es gegen das Verkehrsrecht verstoßen sollte.