Die Planungen für das neue Trinkwasserwerk im Bereich der Graftanlagen schreiten voran. Dieter Meyer, der bei den Delmenhorster Stadtwerken für den Bau zuständig ist, hat in der jüngsten Sitzung des Umweltausschusses eine prognostizierte Zeit- und Kostenplanung vorgestellt. Seiner Einschätzung nach könnte der Netto-Preis des Trinkwassers von derzeit 1,69 auf 2,69 Euro steigen. Diese Vermutung teilt Delmenhorster Stadtratsmitglied Markus Adam (SPD) nicht. Er kritisiert, dass die Stadtwerke keine detaillierte Kostenaufstellung veröffentlichen, die eine solche Preissteigerung darlegt.
"Ich habe mich mit den Gutachten zum Wasserrechtsantrag auseinandergesetzt", so Adam gegenüber unserer Redaktion. Anhand auf der Internetseite der Stadt Delmenhorst veröffentlichter Informationen lasse sich der Wasserpreis wie folgt berechnen: "In dem Gutachten zur Rohwasseranalyse hat das Technologiezentrum Karlsruhe die Kosten der Wasseraufbereitung inklusive der Kapital- und Betriebskosten zwischen 0,7 und einem Euro pro Kubikmeter geschätzt." Die Kosten zur Aufbereitung für das in Annenheide geförderte Trinkwasser belaufe sich auf 0,35 Euro pro Kubikmeter. "Gehen wir hier von Preissteigerungen von etwa fünf Prozent pro Jahr aus, dann kommen wir auf eine Gesamtverteuerung von rund 34 Prozent von 2018 bis 2024", erklärt Adam. Damit komme er auf eine Preisspanne zwischen 0,94 bis 1,34 Euro.
Ein weiteres Gutachten des Ingenieurbüros Lührs aus Bremen habe die Kosten detaillierter aufgestellt – samt Gliederung für Kapital, Personal, Selbstverbrauch, Material und weitere Kosten. "Das wurde damals von dem Ingenieurbüro im Jahre 2018 vorgestellt", sagt Adam. Auch das Ingenieurbüro hatte eine Erhöhung von 34 Prozent einberechnet, damit komme Lührs auf Kosten von 1,09 Euro pro Kubikmeter.
Berechnung nicht nachvollziehbar
Das zeigt laut Adams, dass die Kostenschätzungen zweier unabhängiger und von den Stadtwerken beauftragten Firmen auf ähnliche Ergebnisse kommen: "Die Behauptung von Dieter Meyer kann ich nicht nachvollziehen, warum der Preis auf 2,69 Euro netto steigen soll." Adam kenne den Wasserpreis von damals nicht, aber bis 2011 konnten seiner Ansicht nach mehr als 100 Jahre in der Graft Trinkwasser gefördert werden und die Bürger der Stadt mit gutem und preisgünstigem Trinkwasser versorgt werden. "Warum soll das nun mit moderner Technik nicht mehr möglich sein?", fragt Adam. Er kritisiert, dass der Bevölkerung durch die Behauptungen der Stadtwerke Angst gemacht werde.
In Delmenhorst wird laut Adam nach wie vor mit 3,2 Kubikmetern der größte Teil des Trinkwassers im Wasserwerk in Annenheide gefördert. In der Graft soll künftig die Differenz zum Wasserbedarf gewonnen werden. Bisher bezieht Delmenhorst Trinkwasser auch vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV). Die Kosten für den Einkauf des Trinkwassers vom OOWV würden durch die Eigenerzeugung entfallen, betont Adam: "Das wird nie in die Berechnung mit einbezogen." Weil der OOWV selbst Trinkwasser suche, schlägt Adam vor, Überschüsse von Trinkwasser an den Wasserverband zu verkaufen: "Eine Übergabe der Trinkwassernetze gibt es ja bereits." Hinzukommt, dass jährlich mehr als 400.000 Euro in die jetzige Förderung des Grundwassers in der Graft investiert werden. Das müsste ebenfalls einberechnet werden, sagt Adam: "Schließlich werden diese Kosten von der Stadt und damit von allen Bürgern derzeit geleistet."