„Ich hasse meinen Papa“. Im Prozess vor der Schwurgerichtskammer des Oldenburger Landgerichtes um den versuchten Auftragsmord in Delmenhorst hat der Betreuer der betroffenen Familie am Donnerstag grausige Details des Geschehens geschildert. Einer Mutter war am 10. Februar dieses Jahres in Delmenhorst aus nächster Nähe ins Gesicht geschossen worden - und zwar im Beisein ihrer drei kleinen Kinder.
Der Ehemann (35) der Frau soll der Drahtzieher der versuchten Tötung gewesen sein, der Schütze sein bester Freund (42). Beide sitzen zurzeit auf der Anklagebank: Der Ehemann wegen Anstiftung zum Mord, sein Freund wegen versuchten Mordes. Die Frau hatte die schwere Schussverletzung überlebt. Die Ehe war zerrüttet, die Frau hatte sich von ihrem Ehemann getrennt. Laut Anklage sollte sie dafür sterben.
Zuvor durfte der Vater (der jetzige Angeklagte) die Kinder im Rahmen der Umgangsregelung alle vierzehn Tage sehen. Das fand im Büro des vom Gericht geladenen Zeugen, das an der Moltkestraße in Delmenhorst liegt, statt. Der Angeklagte war schon früher dort, laut Anklage als Alibi für die darauf folgende Tat. Der 35-Jährige sei sehr unruhig gewesen, habe mehrmals aufs Handy geschaut, sagte der Betreuer der Familie vor dem Landgericht.
"Lauter Knall - wie an Silvester"
Der 35-Jährige konnte auch wohl unruhig sein, denn er soll seinen Freund beauftragt haben, just dann seine Frau zu ermorden, wenn diese die Kinder zum Übergabeort an der Moltkestraße bringt. Jeden Moment konnte es jetzt passieren. „Dann habe ich einen lauten Knall gehört, wie an Silvester“, sagte der Betreuer. Der Schütze hatte direkt vor dem Büro des Betreuers der Ehefrau des Angeklagten aus nächster Nähe und vor den Augen der drei kleinen Kinder ins Gesicht geschossen.
Der Betreuer und der Angeklagte waren sofort nach draußen geeilt. Während der Betreuer Erste Hilfe leistete, soll der Angeklagte gesagt haben, dass er sich in Zukunft um die Kinder kümmere. Doch dieser perfide Plan ging nicht auf. Die Kinder hätten getobt und lauthals geschrien, sagte der Betreuer gestern. Alle hätten gerufen: „Mama, Mama, bitte nicht sterben.“ Und der älteste Sohn (12) habe gerufen: „Ich hasse meinen Papa. Papas Freund hätte Mama klarmachen sollen“, berichtete der Betreuer. Bereits im Vorfeld der versuchten Hinrichtung soll der Ehemann des Opfers gegenüber einem Geschäftsmann erklärt haben, er werde seine Frau töten. Der Prozess wird fortgesetzt.