Lenia reibt ein aus Leder geflochtenes Armband zwischen ihren Händen, damit dieses ihren Geruch annimmt. Anschließend wirft die Elfjährige es in hohem Bogen auf einen Rasen, wo es augenscheinlich erst einmal nicht wiederzufinden ist. "Damit ein Hund einen bestimmten Gegenstand findet, muss der Geruch mit einem Spielzeug verbunden werden", erklärt Polizeidiensthund-Führer Thorsten Keßler. Nachdem er "Ulf", auch verniedlichend "Ulfi" genannt, das Kommando zum Suchen gegeben hat, hat der gut 36 Kilogramm schwere Deutsche Schäferhund die begrünte Fläche gründlich und schnell beschnüffelt. Weniger als eine Minute später signalisiert der Hund, dass er das vermisste Accessoire gefunden hat. Er ist einer von insgesamt 45 Diensthunden bei der in Delmenhorst angesiedelten Polizeiinspektion.
"Das ist ziemlich spannend", findet Lenia, die anlässlich des Zukunftstages für Mädchen und Jungen am Donnerstag bei dieser Vorführung mit etwa 35 anderen Schülern zuschaute. Neben der Hundeübung lernten die Delmenhorster Schüler aus den fünften bis neunten Jahrgängen verschiedene Bereiche wie Schießübungen, Selbstverteidigung und Geschwindigkeitsmessungen kennen.
Schüler üben Schießen
So haben die Kinder etwa mit Laser-Pistolen das Schießen aus verschiedenen Entfernungen geübt. Auf einer digitalen Tafel wurden Formen in verschiedenen Größen dargestellt, die als Ziel fungierten. Durch laute Geräusche, die beim Abdrücken der unechten Waffen ertönen, wirkte die Übung sehr realistisch. Die 64 Beamten, die in Delmenhorst im Streifendienst tätig sind, üben das Schießen selbst vierteljährlich. "Aus polizeilicher Sicht ist so ein Tag ein Geschenk, um Nachwuchs zu gewinnen", freute sich Polizei-Pressesprecher Albert Seegers über den Zukunftstag – denn dieser konnte nach coronabedingter Pause endlich wieder in Präsenz angeboten werden. Dabei können die Heranwachsenden für einen Tag bei einem Beruf ihrer Wahl mitwirken und herausfinden, wo ihre Interessen liegen.
Um als Polizist zu arbeiten, sind laut Seegers körperliche Fitness und die Freude an der Arbeit mit Menschen besonders wichtig. Durch die gemeinsamen Streifendienste entstünden gute Beziehungen unter den Kollegen. Der besondere Reiz liege auch darin, dass es keine Routinen in der Arbeit gebe, sagte Seegers: "Bei uns ist jeder Tag unterschiedlich – jeder von ihnen könnte der schönste, langweiligste oder beste Tag des Lebens werden."