Thomas Horsch hatte es selbstbewusst vorhergesehen - und als der Sieg perfekt war, jubelte der Trainer der Werder-Frauen ausgelassen mit zwei Fäusten. Sein Team war weder Favorit am Mittwochabend im Viertelfinale des DFB-Pokals in Leverkusen, und die Bremerinnen waren auf dem Feld auch nicht die bessere Mannschaft - aber sie gewannen durch ein Kopfballtor von Larissa Mühlhaus mit 1:0 (1:0) und stehen damit erstmals in Werders Frauenfußball-Geschichte im Halbfinale.
Dass Werder in diesem Pokalspiel mit einer 1:0-Führung in die Halbzeitpause ging, war eigentlich unglaublich. Denn Leverkusen war die komplette erste Hälfte spielbestimmend und in allen Belangen besser: mehr Torschüsse, mehr gewonnene Zweikämpfe, viel mehr Ballbesitz - aber den Ball bekamen die Bayer-Spielerinnen nicht ins Tor. Cornelia Kramer scheiterte erst mit einem Freistoß denkbar knapp (7.), hämmerte dann einen Fernschuss an die Bremer Latte (18.) und zirkelte einen weiteren Freistoß wenige Zentimeter am Tor vorbei (38.). Auch Delice Boboy und Estrella Merino Gonzales vergaben beste Chancen für einen Leverkusener Führungstreffer.
Werder hingegen kam in der ersten Halbzeit erst nach 43 Minuten ansehnlich und halbwegs gefährlich zum Torschuss, als Rieke Dieckmann knapp über die Latte schoss (43.). Zwei Minuten später aber köpfte Larissa Mühlhaus einen Eckball von Tuana Mahmoud in den oberen Torwinkel: ein sehr schönes Tor, aber zu diesem Zeitpunkt auch eine sehr schmeichelhafte Führung. Aber egal: Denn in einem Pokalspiel zählen allein die Tore und nicht das Drumherum.
Nach der Pause ging es für Werder darum, das eigene Tor besser zu verteidigen sowie in den Zweikämpfen und Laufduellen besser abzuschneiden als die Leverkusenerinnen, die auf ihrem sattgrünen Rasen - offiziell erneut der beste der Frauen-Bundesliga - sehr ansehnlich und sehr schnell kombinieren konnten, aber eben auch sehr ungestört, weil Werder auf vielen Positionen anfangs schlecht in die Zweikämpfe kam. Die Bremer Kapitänin Lina Hausicke, deren Rote Karte aus dem Ligaspiel gegen Leipzig im DFB-Pokal keine Auswirkung hatte, war nach dem Seitenwechsel entsprechend um eine stabilere Defensive auf Werderseite bemüht.
Peng war nicht zu überwinden
Doch Bayer drängte und hatte weiter gute Chancen, scheiterte aber bei der besten Gelegenheit an Werders Torhüterin Livia Peng, die in der 58. Minute einen Kramer-Kopfball sicher auf der Linie parierte. Aus Bremer Sicht war die Frage nun: Schafft man es, diesem Druck schadlos standzuhalten - und gelingt es vielleicht, mit einem überraschenden Angriff das vorentscheidende zweite Tor zu erzielen? Die Antwort darauf gestaltete sich auch deshalb schwierig, weil die wenigen Bremer Gegenangriffe recht ungestüm vorgetragen und deshalb oft abgepfiffen wurden. In der Defensive verteidigten die Bremerinnen aber mit zunehmender Spieldauer mit großer Leidenschaft, weshalb den Gastgeberinnen ab der 70. Minute die Zeit weglief, um das Spiel zu drehen.
Werder hatte den zweiten Torschrei schon auf den Lippen, als Sophie Weidauer den Ball über Bayers Torhüterin Friederike Repohl lupfte, doch ihr Heber landete knapp neben dem Tor (73.). Auf der Gegenseite verletzte sich Werders sichere Schweizer Nationaltorhüterin Peng bei einer Rettungstat, konnte aber weiterspielen. Für die Bremerinnen wurde es in der Schlussphase zunehmend ein Pokalkrimi, auch deshalb, weil einfache Abspielfehler den Gegner zu oft wieder schnell in Ballbesitz brachten. Aber Bayer konnte das nicht nutzen. Werder wiederum verpasste auch die nächste gute Chance zum 2:0, als Weidauer nach einer Kombination im Strafraum zu lasch abschloss.
So blieb die Partie bis in die Schlussminute offen. Als der erlösende Abpfiff ertönte, konnten Werders Spielerinnen jubeln: Sie hatten sich diesen Sieg leidenschaftlich erkämpft - und das nur wenige Tage nach der deftigen 1:4-Heimniederlage in der Bundesliga gegen RB Leipzig.
Das Halbfinale im DFB-Pokal der Frauen wird am 22./23. März ausgetragen - also an dem Wochenende, an dem Diego seinen großen Abschied im Bremer Weserstadion feiert. Die Halbfinal-Spiele werden am kommenden Montag, 17. Februar, ab 20.30 Uhr in der Sky-Sendung "Nachspielzeit" ausgelost. Das große Finale steigt am 1. Mai im Kölner Rhein-Energie-Stadion.