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Rekordkulisse in Hamburg Sieg im Nordderby: Weidauer schießt Werder ins Pokalfinale

Historischer Sieg im Nordderby: Werder Bremen zieht ins Pokalfinale ein. In einem packenden Spiel mit Verlängerung entscheidet Sophie Weidauer die Partie. Ein hart erkämpfter Triumph vor 57.000 Zuschauern.
23.03.2025, 18:05 Uhr
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Sieg im Nordderby: Weidauer schießt Werder ins Pokalfinale
Von Jean-Julien Beer

Es war noch nicht das Endspiel – aber gefühlt für den SV Werder dennoch bereits das Spiel des Jahres: Im Halbfinale des DFB-Pokals gewannen die Frauen am Sonntag das Nordderby beim Hamburger SV mit 3:1 nach Verlängerung. Das Volksparkstadion war mit 57.000 Zuschauern ausverkauft, darunter rund 15.000 aus Bremen – das war die größte Kulisse, die es in Deutschland im Frauenfußball je gegeben hat. Damit steht Werder Bremen erstmals im Finale des DFB-Pokals und trifft dort am 1. Mai in Köln auf den FC Bayern München.

Werder hatte in diesem Pokalspiel lange Zeit Mühe, der Favoritenrolle beim Zweitligisten gerecht zu werden und spielte nach einem Platzverweis mehr als eine Stunde in Unterzahl. "Das war sicher nicht unser bestes Spiel", meinte Sport-Geschäftsführer Clemens Fritz später, "man hat dann doch die Nervosität gespürt. Aber ein Riesen-Kompliment an den Trainer und die Mannschaft zu diesem Finaleinzug."

Erst in der Schlussphase wurde die Partie attraktiver. Die Bremer Führung durch Sophie Weidauer (82.) wirkte wie der erlösende Siegtreffer, aber der HSV glich kurz vor Ende der regulären Spielzeit noch aus. So wurde es ein packender Pokalkrimi mit Verlängerung. Ein Kopfballtor der Bremer Kapitänin Lina Hausicke nach 97 Minuten wurde wegen Abseits nicht anerkannt. So fiel die Entscheidung erst in der 118. Minute, als erneut Weidauer nach einem feinen Pass von Tuana Mahmoud traf. Nach großem Kraftverschleiß in Unterzahl war der Jubel bei Werder entsprechend ausgelassen. Kurz vor dem Abpfiff erhöhte Verena Wieder sogar noch auf 3:1. "Ich hatte Gänsehaut", sagte Weidauer nach ihrem Doppelpack, "wir wollten dieses Finale unbedingt, wir alle – die Mannschaft und die Fans."

Die gebürtige Hamburgerin im Bremer Trikot, Larissa Mühlhaus, die früher im Volksparkstadion Geburtstag feierte, sagte: "Der Schlusspfiff war der emotionalste Moment. Die Fans haben uns zu diesem Sieg gepusht."

Riesenkulisse wirkte eher verunsichernd

In der ersten Halbzeit war die Kulisse größer als das Spiel. Einige Spielerinnen wirkten eher verunsichert als beflügelt. Unsauberes Passspiel, verlorene Zweikämpfe und Laufduelle, leichtfertig vergebene Chancen: Die Mängelliste auf Bremer Seite war überraschend lang in dieser bedeutenden Partie. "Wir spielen nicht täglich vor so vielen Leuten", erklärte Weidauer, "wir mussten uns erst an dieses Klima gewöhnen. Das ist uns aber bis zur 120. Minute immer besser gelungen."

Die beste Chance für Werder in der ersten Halbzeit vergab Maja Sternad, die nach einer Bogenlampe den Ball im Strafraum nicht aufs Tor brachte. Ein paar Schlenzer am Tor vorbei, ein paar Pässe über außen, die nicht zur Mitspielerin fanden – mehr bot die Bremer Offensive lange Zeit nicht. Ein Beispiel für das unsouveräne Tun: Bremens Ricarda Walkling spielte einen Freistoß direkt zum Gegner, prompt lief Werder in einen Konter, den HSV-Stürmerin Vildan Kardesler aber nicht nutzen konnte. Die beste Chance für die Gastgeber hatte die frühere Bremerin Christin Meyer, die an Peng scheiterte.

Auch nach dem Seitenwechsel bettelte Werder in den ersten Minuten förmlich um ein Gegentor. Die unsaubere Leistung in Mittelfeld und Abwehr führte prompt zur Gelb-Roten Karte für Rechtsverteidigerin Saskia Matheis wegen wiederholten Foulspiels (54. Minute). Der HSV wirkte in dieser Phase zielstrebiger und spritziger oder war zumindest von der Heimkulisse beflügelt – und spielte fortan in Überzahl.

Trainer musste auf Defensive umbauen

Der Bremer Plan, den unterklassigen Gegner mit einer offensiven Aufstellung zu bespielen, war mit dem Platzverweis endgültig dahin. Trainer Thomas Horsch musste stattdessen die Defensive stärken und brachte Rieke Dieckmann für Sternad. Das Spiel wurde ruppiger und lebte zunehmend von der Spannung, weil es immer noch 0:0 stand.

Beim Bremer Treffer zur 1:0-Führung profitierte Werder von einem riesigen Fehler im HSV-Aufbau: Torfrau Inga Schuldt unterschätzte einen Rückpass, sofort schaltete die Bremer Angreiferin Sophie Weidauer und traf zum 1:0 für ihre Mannschaft. Der Jubel war grenzenlos – das Tor schien wie eine Erlösung an diesem schwierigen Nachmittag. Doch in der 89. Minute traf der HSV durch Kapitänin Sarah-Vanessa Stöckmann nach einem Freistoß zum 1:1.

Wie schon oft in dieser Saison, spielte Werder erst in der Schlussphase schneller und leidenschaftlicher. Jetzt wurde es ein offener Schlagabtausch mit einem enormen Kräfteverschleiß in der Verlängerung auf beiden Seiten, bis ein Sieger feststand. Fritz lobte: "Man hat nicht gemerkt, dass der Gegner mehr als eine Stunde lang eine Spielerin mehr auf dem Feld hatte."

Bereits am Sonnabend hatte der FC Bayern das Pokalfinale erreicht und mit der langjährigen Bremerin Michelle Ulbrich in der Startelf die TSG Hoffenheim mit 3:2 besiegt. Das Endspiel wird am 1. Mai im Kölner Rheinenergie-Stadion ausgetragen.

Die Statistik zum Spiel:

SV Werder: Peng – Matheis, Hausicke, Nemeth, Ronan - Mahmoud, Arfaoui (72. Papai), Walkling (85. Wichmann), Sternad (56. Dieckmann) - Weidauer (120. Schmidt), Mühlhaus (72. Wieder)

Tor: 0:1 (82.) Weidauer, 1:1 (89.) Stöckmann, 1:2 (118.) Weidauer, 1:3 (120.) Wieder

Gelb-Rot: Matheis (Werder, 54. Minute)

Zuschauer: 57.000 (ausverkauft) - Schiedsrichterin: Dr. Riem (Bad Harzburg)

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