Für Sophie Weidauer war es schlicht „unglaublich schön“. Dank ihres späten Treffers sicherten sich die Kickerinnen des SV Werder einen 1:0 (0:0)-Erfolg bei Eintracht Frankfurt. Den Bremerinnen gelang damit nicht nur der zweite Saisonsieg, sie feierten auch den ersten Sieg bei der Eintracht und brachten dem Tabellenführer der 1. Frauenbundesliga ganz nebenbei die erste Niederlage bei. „Das war bestimmt auch ein glücklicher Sieg, aber er war erarbeitet und absolut verdient“, fasste Werder-Trainer Thomas Horsch zusammen.
Die Rolle seines Teams war zuvor klar relativ leicht zu definieren gewesen: Werder trat als Außenseiter an. Das lag weniger an der eigenen Verfassung. Schließlich hatte das Horsch-Team beim 1:1 im Highlight-Spiel gegen Bayer Leverkusen am vergangenen Spieltag nach einer ordentlichen Leistung eine Serie von drei Niederlagen beendet. Es war die Eintracht, die für eine wenig aussichtsreiche Rolle gesprochen hatte. „Ein Gegner auf Topniveau“, wie Thomas Horsch anerkennend meinte. Angesichts von 16 Punkten aus sechs Spielen trat die Eintracht nämlich ungeschlagen an.
Respekt, aber keine Angst
Allerdings hatte Horsch auch klargemacht: „Wir sehen Möglichkeiten, dort etwas zu holen.“ Letztlich sei mit der Partie im Frankfurter Stadion am Brentanobad sowieso eher eine positive Erfahrung verbunden: „Ein Gegner auf diesem Niveau und eine geile Atmosphäre – das sind die Spiele, wofür wir das machen und wo wir zeigen wollen, was wir drauf haben.“ Das war zunächst einmal die Fähigkeit, einen sehr kompakten Gegner zu stellen: Die Bremerinnen traten tief an, mit einer Dreierkette, die bei Bedarf erweitert wurde, und einem dicht gestaffelten Mittelfeld. In der Offensive tauchten in Tuana Mahmoud und Larissa Mühlhaus lediglich zwei Spielerinnen auf – wenn es denn mal nach vorn ging. Überwiegend waren nämlich auch die zwei nominellen Stürmerinnen mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt.
Diese auf Sicherung des eigenen Tores bedachte Ausrichtung verlagerte das Geschehen überwiegend in die Bremer Hälfte. Sie führte allerdings auch dazu, dass die Eintracht es sehr schwer hatte, einen Weg durch die massive Defensive ihres Gegner zu finden. Ganz ohne Chancen blieb der Gastgeber aber nicht: Bereits nach zwölf Minuten war Laura Freigang aus acht Metern zum Abschluss gekommen, verzog aber deutlich, und nach einem Pass aus der eigenen Hälfte tauchte Nicole Anyomi frei vor Livia Peng auf, wurde aber von der Bremer Torhüterin gestoppt (31.).
Angesichts der ungleich verteilten Spielanteile war es fast schon ein wenig merkwürdig, dass Werder eine der besten Chancen zu den Highlights der ersten Halbzeit beisteuerte: Nach einem Traumpass von Mahmoud stand Sophie Weidauer frei vorm Tor der Eintracht, brachte den Ball aber nicht an deren Keeperin Stine Johannes vorbei (20.). Ansonsten stand zur Pause und bei einem Ballbesitz von rund 60 Prozent für die Frankfurterinnen fest: Die Stärke der Gäste lagen eindeutig in der Verteidigung des eigenen Tores. Wie sich Werder aber aufrieb im Spiel gegen den Ball, verdiente viel Anerkennung. „Das war eine absolut leidenschaftliche Leistung“, so Thomas Horsch.
Weidauer guckt die Torfrau aus
Sein Team benötigte Leidenschaft und auch ein wenig Glück. Denn nach dem Wechsel hatte die Eintracht ihre Bemühungen noch einmal intensiviert. Ein Heber von Anyomi an die Latte (56.) sowie der von Livia Peng parierte Schuss ihrer Schweizer Nationalmannschaftskollegin Geraldine Reuteler (62.) unterstrichen die Ambitionen des Gastgebers. In der Bremer Keeperin war also längst eine der potenziellen Matchwinnerinnen gefunden. Eine zweite Bewerberin sollte bald folgen: Sophie Weidauer. Erneut war sie mit einem tollen Pass von Mahmoud auf die Reise geschickt worden, und aus 25 Metern erkannte die Stürmerin, dass Johannes ein wenig zu weit vor ihrem Tor stand. Also zog Weidauer ab und erzielte den entscheidenden Treffer. „Endlich haben wir uns mit drei Punkten für eine gute Leistung belohnt“, meinte die Torschützin – und verabschiedete sich gemeinsam den Kolleginnen Mahmoud und Mühlhaus zur Premiere der U23-Nationalmannschaft.