Werders Bundesligaspielerin Saskia Matheis ist eine viel beschäftigte junge Frau – auch an einem freien Wochenende. Das wird schon direkt zu Beginn des ersten WESER-TALKS im Campus Space der Sparkasse Bremen klar. Wie denn das Training gewesen sei, fragt Moderatorin Bärbel Schäfer die Mittelfeldspielerin. „Wir hatten keins“, es sei doch Länderspielpause, antwortet Matheis in einem selbstbewussten Ton.
Und wie nutzt man die freie Zeit? „Mit schönen Dingen in Bremen, Medienterminen – und natürlich auch mal, um die Familie in Frankfurt zu besuchen. Freie Zeit ist in meinem Fall ja doch sehr begrenzt.“ Der Zug in die Börsenstadt geht noch am gleichen Abend, alles ist klar getaktet. Und beim WESER-TALK wird auch deutlich: Auch in ihrem Leben abseits des Fußballplatzes hat Saskia Matheis einen klaren Plan.

Saskia Matheis erklärte selbstbewusst und schlagfertig, wie ihr Lebensplan aussieht.
Eine kaufmännische Ausbildung, ein Lehramtsstudium in den Fächern Deutsch und Sport, nebenbei noch ein Praktikum in Sportpsychologie und eine Ausbildung zur Trainerin – all dies hat die 27-Jährige schon absolviert. „Was kann man denn eigentlich noch alles machen?“, fragt Schäfer erstaunt. Die Antwort kommt klipp und klar: „Nur Fußballspielen macht mich müde, ich brauche auch Aktivität für den Kopf.“ Die sie mit einem klaren Appell verbindet: „Wir sprechen immer noch davon, dass die Gehälter im Frauenfußball – zumindest in kleineren Bundesligaklubs – noch nicht so hoch sind, dass man davon leben kann. Da muss etwas gemacht werden.“ Sie persönlich wolle sich alle Optionen offenhalten, „nach meiner Karriere geht es aber erst mal wieder nach Frankfurt“ – dort stehe dann das Referendariat an.

Zielstrebig auf dem Platz und daneben: Saskia Matheis im Werder-Trikot.
Eine lustige Anekdote will die angehende Lehrerin aber nicht verheimlichen – und bringt selbst eine erfahrene Moderatorin wie Bärbel Schäfer leicht in die Bredouille. „Eine Freundin erzählte mir vor dem Talk, dass sie Ihren Sohn in ihrer Klasse hat“, plaudert Matheis unter Lachen des Publikums selbstbewusst aus. „Ich hoffe aber, er benimmt sich gut“, fragt Schäfer mit Grinsen zurück. „Ich habe nur Gutes gehört“, antwortet die Werder-Spielerin schlagfertig, mit einem breiten, aber durchaus schelmischen Grinsen. Man merkt: Diese beiden Frauen verstehen sich – besonders bei Themen wie Gleichberechtigung zwischen Fußballerinnen und Fußballern.
Mehr Anerkennung für Frauenfußball
Neben ihrer beruflichen und sportlichen Karriere tritt Saskia Matheis auch als Botschafterin des Jugendprojekts „Girls Wanted Soccer“ (zu deutsch: Mädchen gesucht für Fußball) auf – ein Herzensprojekt, wie sie betont, bei dem es darum geht, Mädchen auf den Fußballplatz zu bringen, die vielleicht nicht in einem Verein sind: „Der Zuwachs im Mädchenfußball kommt, definitiv. Es ist mir aber auch wichtig, dass man die Realität zeigt, damit die jüngeren Mädchen wissen, wohin der Weg führen kann.“
Auch deshalb betreut die Profispielerin Werders U10- und U14-Mannschaft. Auch weil sie das Familiäre bei den Grün-Weißen am Osterdeich schätzt: „Ich mag die Nahbarkeit sehr und genieße es, mit Menschen in den Austausch zu kommen.“ Das kann man auch in der anschließenden Foto-Runde nach dem Talk beobachten, bei der sich Matheis Zeit für die vielen Fans in Werder-Trikots, Pokal-Shirts und Mützen nimmt, die extra für sie am Freitagabend in den Campus Space der Sparkasse Bremen gekommen sind.

Vor grün-weißer Dekoration schlug sich Saskia Matheis mit einem Werder-Fan im Werder-Quiz beachtlich: Am Ende stand es 4:4.
Und das Interesse an ihr zeigt auch, dass sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren entwickelt hat. "Der Frauenfußball verliert seine Unschuld", titelte der WESER-KURIER, als es um Umsätze in der Liga ging. Und auch Saskia Matheis bestätigt, dass das liebe, aber oft so unfair verteilte Geld mehr Einfluss im Frauenfußball bekommen hat. Natürlich habe sie einen Berater, der sie in Vertragsangelegenheiten betreue, „wir sind aber glücklicherweise noch nicht so weit, dass junge Spielerinnen von Beratern angesprochen werden. Ich bin kein Fan davon, dass Kinder früh von ihren Eltern getrennt werden“. So wie es bei Jungen häufig der Fall sei. Und natürlich herrsche in den Leistungszentren auch bei den Mädchen hoher Druck, das könne „teilweise mühselig sein für die Psyche der Kinder“, sagt sie.
Sperre im Pokalfinale "verkraftet"
Saskia Matheis weiß wovon sie spricht, wuchs sie doch in einer sehr sportbegeisterten Familie auf, die sie noch in Kindheitstagen beim Turnen anmeldete. „Der Teamsport gefällt mir aber ein bisschen besser“, sagt die 27-Jährige über ihren Wechsel zum Fußball und schmunzelt. Dass die Mittelfeldspielerin eine wahre Teamplayerin, aber auch ein Sprachrohr in Werders Frauenteam ist, attestiert ihr Trainer Thomas Horsch, der beim WESER-Talk in einer kleinen Videosequenz eingespielt wird. Und dass sie als Stammspielerin ein wichtiger Bestandteil des Teams ist, das sensationell das DFB-Pokalfinale im Rekordspiel beim HSV (3:1 n.V.) vor 57.000 Zuschauern erreicht hat. „Es war schon sehr beeindruckend. Am Anfang war es nur eine Zahl, aber wenn man es sieht, ist es eine andere Nummer. Es ist wie ein Rauschen, was da über einen hinein bricht“, berichtet sie fast schon poetisch – eine angehende Deutsch-Lehrerin halt.
Dass sie im Halbfinale im Hamburger Volksparkstadion ihren Teamkolleginnen allerdings nur 54 Minuten zur Verfügung stand – sie flog mit einer Gelb-Roten Karte vom Platz und fehlt damit im Finale – habe sie mittlerweile verkraftet. „Irgendwie hat das den anderen einen Push gegeben, wir hatten ja nicht gut gespielt“, gibt sie mit Schmunzeln zu. „Es war aber eine Qual und eine emotionale Folter, das restliche Spiel in den Katakomben verfolgen zu müssen“, muss sie zugeben. Zum Finale am 1. Mai in Köln (16 Uhr) gegen die Bayern sei sie aber selbstverständlich trotz Sperre bei ihren „Mädels“, wie sie ihr Team nennt. „Wir haben einen tollen Zusammenhalt im Team.“

Beim Sackwerf-Orakel musste sich Saskia Matheis Bärbel Schäfer knapp mit 0:1 geschlagen geben.
Und ganz chancenlos sieht die Mittelfeldspielerin ihr Team gegen die favorisierten Deutschen Meisterinnen aus München auch nicht. „Wir wissen, was da für eine Größe auf uns zukommt. Wir sind aber eine Mannschaft, gegen die man nicht gerne spielt.“ Hoffentlich läuft es im Spiel dann besser als beim Säckchenwurf-Orakel: Das gewann Moderatorin Bärbel Schäfer, die für die Bayern warf, knapp mit 1:0. „Wenn‘s beim Aufwärmen nicht läuft, dann läuft es besser beim Spiel“, kontert Saskia Matheis das Ergebnis. Schlagfertig und selbstbewusst.