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Werder-Trainer Viktor Skripnik Bis hierher und nicht weiter

Fünf Spiele hat Werder, um doch noch genug Punkte zu sammeln gegen den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga. Das Unheil wird seinen Lauf nehmen, wenn jetzt nichts passiert - meint Olaf Dorow.
10.04.2016, 08:45 Uhr
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Bis hierher und nicht weiter
Von Olaf Dorow

Jetzt sind es noch fünf Spiele in der Bundesliga. Fünf Spiele sind Werder geblieben, um das Unheil doch noch abzuwenden. Fünf Spiele, um doch noch genug Punkte zu sammeln gegen den drohenden Abstieg, der der zweite wäre in der langen Geschichte dieses Fußballklubs.

Das Unheil wird seinen Lauf nehmen, wenn jetzt nichts passiert. Als Werder am Sonnabend auch dieses Heimspiel gegen diese so schwachen Augsburger verloren hatte, war das sozusagen das zweite Ergebnis dieses Spiels. Werder hatte es nicht nur mit 1:2 verloren – Werder scheint an einem Ende angekommen zu sein; am Ende der Zeit mit dem Trainer Viktor Skripnik. Diese Niederlage, sie kam wie der Endpunkt einer Entwicklung daher, die in die zweite Liga führen könnte, wenn man sie nicht stoppt.

So hoffnungsvoll es mit Skripnik begann, so trostlos sieht es eineinhalb Jahre später aus. Werderaner durch und durch, war er als Mutmacher gestartet. Er hatte Spieler wie Fans – und, jawohl, auch die Journalisten – mitgerissen. Er hatte seine Jungs stark geredet, seine Rhetorik war so lustig wie listig. Er war der Bremer Liebling mit den eisblauen Augen. Ein Liebling von Fans und Reportern ist er aber längst nicht mehr. Und selbst wenn man unterstellt, dass das ja auch keine Rolle zu spielen braucht, darf man wohl nüchtern festhalten: Zu einem guten Trainer hat er sich nicht entwickelt in diesen eineinhalb Jahren. Fußballerisch kam Werder kaum voran, trotz eines Kaders, mit dem das nach übereinstimmender Expertenmeinung möglich sein müsste. Immer wieder diese ungenauen Pässe, immer wieder diese viel zu einfachen Gegentore, immer wieder diese taktischen Umstellungen, die nur halb – oder gleich gar nicht griffen. Und immer wieder diese zunehmend hilflos wirkenden Trainer-Zitate, dass es im Fußball halt mal so und mal so ist, und dass die Presse das alles schlecht oder falsch sieht. Oder auch beides.

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Und jetzt eben das Augsburg-Spiel. Ein Nachmittag wie ein einziger Tiefpunkt. Schon mehrfach hatte Skripniks Mannschaft in der Saison an einem Punkt gestanden, an dem der Verein sich Gedanken machen musste, ob es nicht Zeit für eine Veränderung sei. Fünf Niederlagen in Folge hatte Werder im Herbst kassiert. Niederlagen in Heimspielen gegen Aufsteiger und Problem-Mannschaften waren dabei. Es war zwar auch Pech, aber noch mehr war es Unvermögen. Werder hielt an seinem Trainer fest, weil Werder doch der besondere Klub bleiben wollte. Der Klub, der nicht gleich den ersten Reflexen nachgibt. Der die Ruhe bewahrt und unbeirrt seinen Werder-Weg fortschreitet.

Doch so sehr dieser Werder-Weg in der allgemeinen Wahrnehmung zur Worthülse verkam, so sehr könnte es Werders Management jetzt auf die Füße fallen, dass es so lange die Ruhe bewahrt und am Trainer festgehalten hat. Der Trainer ist zwar, wie es in der Fußballersprache gerne heißt, die ärmste Sau von allen, wenn der Ball zu selten reingeht. Aber er ist eben auch die zentrale Figur bei der Frage, wie sehr eine Mannschaft in der Spur ist.

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Werder ist nicht in der Spur. Das Team hält zusammen, es kommt nicht wie ein zerrissener Haufen daher, dem der Teamgeist längst verloren gegangen ist. Es wirkt aber, was die harten, rein fußballerischen Fakten anbelangt, zu häufig wie ein Häufchen Elend. Vor knapp zwei Monaten, bei Abpfiff der 0:2-Niederlage in Ingolstadt, schien schon wieder, zum zweiten Mal in dieser Saison, so ein Punkt erreicht, an dem nach einer Art sportlichem Offenbarungseid die Option Trainerwechsel anstand. Werder entschied sich erneut gegen diese Maßnahme. Erfreute sich an den feinen Siegen gegen Leverkusen und Hannover – und steht Anfang April in der Tabelle trotzdem noch schlechter da als Ende Februar.

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Und nun? Bleibt eine Veränderung auf der Trainerbank erst recht der letzte Ausweg, um noch etwas zu retten. Jetzt erscheint sie noch viel weniger als ein Ausweg, der etwas mit Strategien oder Konzepten zu tun hätte. Sie hat nur noch mit Psychologie zu tun. Ein neuer Trainer kann in einer solchen Lage kurz vor dem Saisonfinale nur noch als Impulsgeber funktionieren. Als jemand, der das Team und seine Umgebung aus der Frustration reißen kann. Vor anderthalb Jahren war Werder auch genau an diesem Frust-Punkt. Nichts ging mehr. Dann kam der Impuls. Der Impuls, der damals Viktor Skripnik hieß.

olaf.dorow@weser-kurier.de

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