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Details zur Köhn-Leihe Warum Werder nicht noch mehr Transfers stemmte

Transfer bei Werder Bremen: Linksverteidiger Derrick Köhn stößt zum Team, während Sportchef Fritz das Transferfenster am Deadline Day frühzeitig schließt.
30.08.2024, 20:17 Uhr
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Warum Werder nicht noch mehr Transfers stemmte
Von Malte Bürger

Clemens Fritz lächelte kurz und schob dann hinterher: „Wir wollten den Abend nicht unnötig in die Länge ziehen.“ Und genau deshalb wurde das Sommer-Transferfenster des SV Werder Bremen bereits deutlich früher geschlossen als nötig. Bis 20 Uhr hätte der Bundesligist am Freitag theoretisch Zeit gehabt, um für Verstärkungen zu sorgen, bereits um 18.02 Uhr erklärte Werders Sportchef die Aktivitäten auf dem Markt für beendet. Zuvor hatten die Bremer aber fast schon traditionell noch einmal ganz spät zugeschlagen und sich Linksverteidiger Derrick Köhn geangelt.

Der erste Fan des Neuzugangs wartete bereits am Bremer Flughafen, riss die Arme jubelnd in die Höhe und rief mehrmals „Welcome, Welcome!“. Derrick Köhn hatte sich am frühen Freitagmorgen in Istanbul in ein Flugzeug Richtung Hansestadt gesetzt und wurde dort um exakt 10.47 Uhr von allerlei Kameras sowie einer kleinen Werder-Entourage in Empfang genommen. Kurz danach ging es mit etlichen Koffern bepackt weiter ins Weserstadion zum Medizincheck und zur anschließenden Vertragsunterschrift. Köhn kommt per Leihe von Galatasaray nach Bremen, wie der börsennotierte Verein vom Bosporus mitteilte, übernimmt Werder das komplette Netto-Gehalt Köhns in Höhe von 450.000 Euro. Eine vereinbarte Kaufoption beläuft sich zudem auf exakt 5,125 Millionen Euro, die aufgrund zusätzlicher Boni noch um 400.000 Euro steigen könnte.

„Wir haben den Markt in den vergangenen Wochen extrem intensiv beobachtet und viele Gespräche geführt. Es war aber nie so, dass wir etwas mit voller Überzeugung tun wollten“, schilderte Clemens Fritz. „Wir haben uns schon in den letzten Jahren mit Derrick beschäftigt und seinen Weg sehr genau verfolgt. Das war dann am Ende eine dieser Türen, die noch aufging, bei der wir unisono gesagt haben, dass wir alle dahinterstehen, wenn wir das umsetzen können. Deswegen freuen wir uns sehr, dass es geklappt hat.“

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Für Derrick Köhn ist es nicht der erste Vereinswechsel in diesem Jahr. Erst im vergangenen Januar war der gebürtige Hamburger von Zweitligist Hannover 96 in die Türkei transferiert worden. Dort avancierte der Außenbahnspieler sofort zur Stammkraft, wurde Meister mit Galatasaray. Beim Traditionsklub zählte er allein in 19 der vergangenen 20 Pflichtspielpartien zur Startelf. Und doch erfolgte nun die Trennung – auch weil in Istanbul auf großes Geld gehofft wurde, um weitere Transfers tätigen zu können. Gern hätte der Club Köhn nach Russland verkauft, soll sich sogar mit Spartak Moskau über ein Neun-Millionen-Euro-Geschäft einig gewesen sein. Der Profi lehnte einen Wechsel dorthin aber ab, und so kamen nun die Bremer ins Spiel.

„Ich durfte mir letzte Woche noch mit Galatasaray einen Kindheitstraum erfüllen und in der Champions League spielen. Jetzt auch meinen Bundesliga-Traum zu erfüllen, ist sehr nice. Das waren zwei sehr tolle Wochen. Ich glaube, das Kind in mir schreit“, sagte Derrick Köhn in einem Interview auf der Internetseite seines neuen Arbeitgebers. „Werder ist für mich der richtige Schritt, um mich in der Bundesliga auf sehr gutem Niveau weiterzuentwickeln. Mich haben die Gespräche mit Ole Werner, Johannes Jahns und Peter Niemeyer überzeugt und ich freue mich sehr auf meine Zeit bei Werder.“ Pikant: Noch immer wartet Hannover 96 auf einen Teil seiner Ablöse aus dem Winter, von den vereinbarten vier Millionen Euro sind bislang aus Istanbul lediglich 1,5 Millionen Euro angekommen. Die Niedersachsen schalteten sogar den Weltverband Fifa ein, drohten mit einer Klage. Mit Folgen für den jetzigen Werder-Deal? Nein. „Wir haben einen ganz normalen Leihvertrag mit Galatasaray abgeschlossen, mit allem anderen haben wir nichts zu tun“, sagte Fritz.

Sportlich erhofft sich Werder durch die Leihe einen qualitativen Zugewinn auf gleich mehreren Ebenen. Derrick Köhn bringt reichlich Tempo mit, ist zum Teil mit einer Geschwindigkeit von bis zu 35 km/h unterwegs. Der ehemalige deutsche U19-Nationalspieler, der über einen guten Abschluss verfügt, geht gern in Eins-gegen-Eins-Duelle, in denen er seine Gegenspieler am liebsten sehenswert ausdribbelt. Der Haken an der Sache: Manchmal ist er dabei zu eigensinnig, verliert die Teamkollegen etwas aus den Augen. Eine Absicherung in seinem Rücken ist daher nicht die schlechteste Option, wodurch er prädestiniert für die in Bremen praktizierte Fünferkette ist. „Derrick kann auf der linken Außenbahn mehrere Positionen spielen. Er bringt ein gutes Tempo und ein gutes Spielverständnis mit“, lobt Ole Werner die Neuverpflichtung. „In Hannover hat er als Defensivspieler eine gute Quote an Toren und Vorlagen. Wir sind sicher, dass er unseren Kader mit seinen Qualitäten bereichern wird.“

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Und damit steht es also, Werders Personal für die Hinrunde der Saison 24/25. „Unser Ziel war es, einen Kader zu haben, der auf jeder Position doppelt besetzt ist. Das ist uns gelungen“, bilanzierte Clemens Fritz und entgegnete Forderungen nach weiteren Transfers: „Ich habe es auch medial mitbekommen, dass häufiger gerufen wurde, dass noch mehr passieren müsse. Man darf aber auch nicht vergessen, dass wir keinen Stammspieler abgegeben haben. Wir haben einige Verträge verlängert, die sicherlich nicht günstiger geworden sind und wir haben auch schon Verpflichtungen im Winter vorgenommen.“ Und der 43-Jährige betonte: „Wir haben absolutes Vertrauen in unser Trainerteam, auch mit diesem Kader eine ordentliche Saison zu spielen.“

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