Die Aufregung war ziemlich groß vor sechs Jahren, als der große FC Bayern für sein Leistungszentrum nur zwei Sterne erhielt. Werder dagegen wird mit drei Sternen ausgezeichnet, seitdem DFB und DFL die Kaderschmieden der deutschen Profiklubs im Jahr 2007 zertifizieren lassen. Bis zu 100.000 Euro zahlt die DFL pro Stern, in einem Zyklus von drei Jahren werden die Nachwuchsleistungszentren jedes Mal neu bewertet. Werder plant, bis Sommer 2021 sein Leistungszentrum in der Pauliner Marsch um- und ausgebaut zu haben (wir berichteten).
Zuständig für die Bewertung der Zentren ist seit Einführung der Zertifizierung die belgische Agentur „Double Pass“. Anhand von acht Kriterien durchleuchten die Experten die Arbeit an den insgesamt 54 Leistungszentren, die in Deutschland registriert sind. Untersucht werden unter anderem die Strategie und finanzielle Ausstattung, die Organisationsstruktur, die Personalausstattung und die Qualifikationen der Mitarbeiter, die Infrastruktur und Ausstattung sowie die Effektivität.
Die Mitarbeiter von „Double Pass“ sind mehrere Tage bei den Klubs, führen Interviews, beobachten Abläufe und studieren mehrere hundert Seiten Konzepte und Ideen. Inzwischen sind alle Bundesligisten außer der FC Augsburg mit drei Sternen klassifiziert. Einen Bonus-Punkt gibt es für die besondere Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs- und Profiabteilung.
Eine offizielle Rangliste gibt es nicht, weil die Klubs vermeiden wollen, dass Hitlisten unter Nachwuchsspielern, deren Eltern und Beratern kursieren. Denn klar ist, dass die Zertifizierung beim Werben um die größten Talente eine Rolle spielt. Je mehr Sterne, desto besser.
Werben und Investieren
Werder geht wie einige andere Klubs recht offensiv mit der Bewertung um. In den letzten Monaten haben auch Eintracht Frankfurt, der Karlsruher SC oder der 1. FC Kaiserslautern via Pressemitteilungen ihren Status als Drei-Sterne-Leistungszentren kommuniziert. Hannover 96 schaffte vor einem Jahr den Sprung vom Ein- zum Drei-Sterne-Zentrum, Fortuna Düsseldorf in diesem Sommer vom Zwei- zum Drei-Sterne-Zentrum. Schalke 04 musste vor ein paar Jahren ordentlich nachbessern und investieren, damit die sogenannte Knappenschmiede die Höchstwertung erhielt.
Eine größere Öffentlichkeit bekam das Thema 2012, als die Bayern nur mit zwei Sternen bewertet wurden. Der damalige Nachwuchskoordinator der Bayern, Werner Kern, nannte viele Bewertungskriterien hinterher nicht nachvollziehbar. Inzwischen haben die Bayern ihren hochmodernen Bayern-Campus gebaut in der Hoffnung, bald wieder Spieler für die Profis auszubilden wie einst Bastian Schweinsteiger, Thomas Müller, Mats Hummels oder Philipp Lahm. Zuletzt kamen bei den Münchnern kaum noch Talente von unten ganz oben an. 70 Millionen Euro haben sich die Bayern den im Sommer 2017 eröffneten Campus kosten lassen.
Werder ist da deutlich bescheidener, wird aber auch in zweistelliger Millionenhöhe investieren, damit drei Sterne in Bremen auch in Zukunft Standard bleiben.