Vor Wut schäumende Fans, die von der Tribüne klettern und gen Spielfläche drängen, hektisch herbeieilende Ordner, beschwichtigende Profis: Es waren ohne Frage beklemmende Bilder, die sich in der Schlussphase von Werder Bremens Heimspiel gegen den FC Augsburg (0:1) vor der Ostkurve ereigneten. Dementsprechend präsent sind sie auch in den Tagen nach der Partie noch. „Wir wollen so etwas nicht sehen, das darf sich nicht wiederholen“, betonte Werders Leiter Profifußball Clemens Fritz am Sonntag gegenüber der DeichStube und kündigte eine interne Aufarbeitung der Vorfälle an, „um Lehren daraus zu ziehen“. Großartige Veränderungen hält der Ex-Profi allerdings nicht für erforderlich: „Ich glaube nicht, dass sich grundsätzlich etwas ändern muss.“
Schließlich dürfe man nicht vergessen, dass es in der Ostkurve zum ersten Mal zu derartigen Szenen gekommen sei. „Und das eben auch nach einer Provokation“, betonte Fritz mit Blick auf den Augsburger Torhüter Rafal Gikiewicz. Der 34-Jährige hatte sich in der Nachspielzeit den Unmut der Ostkurve direkt hinter seinem Tor zugezogen, weil er vor Werders Strafstoß den Elfmeterpunkt rustikal mit seinen Stollenschuhen bearbeitete, was fraglos eine Unsportlichkeit ist. Mit provozierenden Gesten in Richtung Werder-Fans heizte er die Stimmung nach seiner Parade des Elfmeters von Marvin Ducksch zudem weiter an. Nach dem Spiel gab Gikiewicz zu Protokoll, dass er vom Bremer Anhang zuvor aufs Übelste beleidigt worden sei, was für Fritz allerdings keine Entschuldigung darstellt.
„Es ist nie nur eine Seite schuld. Als Spieler habe ich auch eine Vorbildfunktion“, sagte der 41-Jährige. Zwar wisse er nicht, was da für Worte gefallen sind, „aber als Spieler muss man trotzdem ruhig bleiben. Das gehört zum Job eines Fußballprofis dazu.“ Nach der Partie legte der Keeper verbal vor den Mikrofonen gehörig nach, schoss gegen Werder-Stürmer Niclas Füllkrug und den gesamten Verein, was bei den Bremern wenig überraschend nicht besonders gut ankam. Fritz: „Sich hinterher hinzustellen und nur mit dem Finger auf die andere zu zeigen, das gehört sich nicht. Man muss sich auch mal selbst hinterfragen.“