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Werder-Kolumne von Lou Richter Nordderby: herzliche Rivalität und historische Abneigung

Angesichts des Krieges in der Ukraine fällt es Lou Richter nicht leicht, sich auf das Duell zwischen Werder und dem HSV zu fokussieren. Trotz allem freut sich unser Kolumnist auf "die Mutter aller Nordderbys".
25.02.2022, 16:30 Uhr
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Von Lou Richter

Fußball als Kriegsersatz – das beschrieben schon feingeistige Literaten ebenso wie dumpfbratzige Hooligans. Fußball als Kriegsersatz – wie schön wäre das! Diese Kolumne fällt mir schwer unter dem Eindruck von Putins Irrsinn, knapp zweieinhalb Flugstunden von Bremen entfernt. Bei „Angriff“ denke ich momentan nicht an Füllkrug und Ducksch. Nützt ja nichts, der Ball will rollen, egal, ob’s der Rubel tut.

Trotz allem: Ich freue mich auf Werder beim HSV, der Tabellenführer spricht beim Zweiten vor. Bremen gegen Hamburg – die Mutter aller Nordderbys, ich habe Bekannte, die sind dermaßen heiß auf dieses Spiel, dagegen ist brodelndes Frittenfett ’ne Kaltschale. So sieht's aus, hochgekocht.

Wenn wir aber mal den Ball flach halten, was sich im Fußball als smart erwiesen hat, stellen wir fest: Das Gipfeltreffen steigt im Tal, in der 2. Liga, am 24. Spieltag. Morgen entscheidet sich wenig bis nichts. Sollte Werder gewinnen, dann aber nicht aufsteigen, erinnerte das fatal an den armen Tropf, der sechs Richtige auf dem Lottoschein ankreuzt, aber vergisst, ihn abzugeben. So oder so freuen wir uns auf ein Spiel mit großer Geschichte. Bremen und Hamburg verbindet eine ewige Konkurrenz mit herzlicher Rivalität und historischer Abneigung, über Jahrhunderte angetrieben durch pfeffersackige Kaufleute, die mit den gleichen Waren Geschäfte machten. Erst wünschte man sich kein Glück, und dann kam auch noch Fußball dazu. Ruckzuck blitzen sie wieder auf, die 19 Tage im Frühjahr 2009, als Werder den Rothosen in gleich drei Wettbewerben ordentlich den Pöter versohlte und für ein behandlungswürdiges Trauma im Volkspark sorgte.

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Das ist fast so lange her wie die „Wandel durch Handel“-Idee im Umgang mit Russland. Davon bleibt gerade wenig übrig. Den einst strahlenden Europacupsiegern von Weser und Elbe bleibt der gemeinsame Sehnsuchtsort, die Bundesliga. Jetzt kommt die gute Nachricht: Werder und der HSV wurden neulich negativ getestet auf 2. Liga. Das übernahm ein renommierter Fußball-Facharzt, die Trainer-Legende Friedhelm Funkel. Der ist annähernd so häufig in die Bundesliga aufgestiegen wie Reinhold Messner auf Achttausender. Funkel kennt alle Knöpfe im Aufzug nach oben, kürzlich in der Sportbild hat er sich festgelegt: „Werder und HSV steigen auf, Schalke geht in die Relegation.“

Na bitte, wäre das auch geklärt. Was passiert denn dann wohl morgen? Hier helfe ich gerne weiter. Das Spiel endet unentschieden. Deshalb: Werder hat zuletzt vier Auswärtsspiele in Folge gewonnen; fünf Siege hintereinander in der Fremde gab’s noch nie in der grün-weißen Profihistorie. Das klappt nicht ausgerechnet beim HSV, der als einziges von allen 56 deutschen Profiteams in dieser Saison zu Hause noch ungeschlagen ist. Werder wackelt leider defensiv in fremden Stadien, kassierte da in den letzten neun Auswärtspartien im Schnitt zwei Gegentore. Aber Werder knipst auch verlässlich, seit Ole Werners Amtsantritt durchschnittlich dreimal pro Spiel. Kurz nachrechnen, eins im Sinn abziehen – ganz klar: 2:2. Disclaimer: Wer Fußball berechnet, probiert auch Unterwassergrillen.

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